Das Wörtchen „und“ kommt in der Bibel (Elberfelder Übersetzung Edition CSV, www.csv-bibel.de) 54.141 mal vor. Es ist das mit Abstand häufigste Wort und man ist schnell geneigt, darüber hinwegzulesen. Oft kommt diesem Bindewort sicher auch keine besondere Bedeutung zu. Manchmal jedoch bedeutet es eine ganze Menge und uns entgeht etwas, wenn wir es unbeachtet lassen.

So auch in Esra 1,1. Die Geschichte des Königtums in Israel, wie sie in den Büchern der Könige und Chronika beschrieben wird, ist, von Ausnahmen abgesehen, eine Geschichte des Niedergangs und des Versagens. Sie endet mit der Züchtigung Gottes durch die Wegführung des Volkes aus dem Land Kanaan. So weit hatte es das Volk in seiner Treulosigkeit Gott gegenüber getrieben, dass „der Grimm des Herrn gegen sein Volk stieg, dass keine Heilung mehr war“ (2. Chr 36,16). Es scheint, als ob die Wege Gottes mit seinem Volk zu Ende sind.

Aber dann kommt das Wörtchen „und“ in Esra 1,1 und macht deutlich: Seine Wege sind nicht zu Ende. Mochte der Abfall noch so groß sein, es gibt noch eine Hoffnung! Nach 70 Jahren Züchtigung in der babylonischen Gefangenschaft wendet sich Gott wieder seinem Volk zu und führt es in das Land zurück.

Deswegen bietet das „und“ in Esra 1 auch einen großen Trost für unsere Tage. Auch im Leben eines Gläubigen kann es leider Zeiten des Versagens geben. Und es kann sein, dass Gott in seiner Erziehung seine Hand züchtigend auf uns legt. Vielleicht haben wir sogar den Eindruck, dass unser Versagen so groß ist, dass seine Wege mit uns nun zu Ende sein müssen. Aber dem Herrn sei Dank, es gibt auch für uns ein „und“ bei Gott.

Wenn Gott bei uns die Bereitschaft zur Umkehr findet, wie er es bei den Rückkehrern in Esra 1 fand und wenn unsere Umkehr von einem aufrichtigen Bekenntnis unseres Versagens begleitet ist, wie wir es in Daniels stellvertretendem Gebet finden (Dan 9,4–19), dann ist Gott stets bereit zu vergeben und wird sich uns wieder zuwenden.

Erstaunlich, wie in diesem scheinbar unbedeutenden Wörtchen „und“ die ganze Langmut und Gnade Gottes zum Ausdruck kommt. Wie oft hat es dieses „und“ schon in deinem und meinem Leben gegeben.