Ein Israelit konnte Gott freiwillig ein Speisopfer bringen. Diese Gabe wurde zu Hause gebacken und in einem Gefäß zum Heiligtum Gottes transportiert. Von dem Speisopfer nahm der Priester eine Handvoll, brachte es zum ehernen Brandopferaltar und räucherte es zum lieblichen Geruch für Gott. Das Übrige wurde von den Söhnen Aarons an heiligem Ort gegessen.

Das Speisopfer spricht in der Bildersprache des Alten Testaments von dem heiligen Leben und dem Leiden des Menschen Jesus Christus. Dabei geht es nicht um seinen Tod am Kreuz auf Golgatha; denn das Speisopfer war eine Gabe, bei der kein Blut vergossen wurde. Dementsprechend wird von diesem Opfer auch nicht gesagt, dass es Sühnung der Sünden bewirkt habe.

So wie ein Israelit das Speisopfer bereitete und es vor Gott brachte, dürfen wir uns mit dem vollkommenen Leben des Herrn Jesus auf der Erde beschäftigen und das vor Gott ausbreiten, was wir für Herrlichkeiten an Ihm gefunden haben. Dabei werden wir selbst Genuss und Freude bekommen, so wie die Priester das Speisopfer dankbar gegessen haben (3. Mo 6,9).

Bestandteile des Speisopfers

Das Speisopfer bestand aus vier Elementen: Feinmehl, Öl, Weihrauch und Salz.[1]

Das Feinmehl ist ein Bild davon, dass der Herr Jesus wahrer Mensch wurde und in seinem ganzen Wesen und Verhalten stets ausgewogen war. Der bekehrte Verbrecher am Kreuz bezeugte: „Dieser hat nichts Ungeziemendes getan“ (Lk 23,41). Das Öl weist auf den Heiligen Geist hin, der Jesus im Leib der Maria zeugte, der das ganze Leben Christi durchdrang und der sich wirksam in seinem Dienst erwies (Mt 1,20; Lk 1,35; Apg 10,38). Der Weihrauch spricht davon, dass alles, was der Herr tat, zu einem duftenden Wohlgeruch für seinen Vater war (vgl. Mt 3,17). Salz schützt vor Fäulnis und verdeutlicht, dass Jesus nicht vom Bösen beeinflusst wurde, sondern „abgesondert von den Sündern“ lebte (Heb 7,26).

Nicht gestattet war beim Speisopfer Sauerteig, der für das Böse in seiner Wirksamkeit steht, denn Christus kannte keine Sünde, in Ihm ist keine Sünde und Er tat keine Sünde (1. Kor 5,7; 2. Kor 5,21; 1. Joh 3,5; 1. Pet 2,22). Auch Honig durfte nicht verwendet werden, der von rein menschlicher Liebenswürdigkeit spricht. Denn diese „Süßigkeit“ leitete und beeindruckte Christus nicht, sondern Er lebte stets in völliger Abhängigkeit von seinem Vater. So tat Er nicht einfach deshalb etwas, weil seine Geschwister oder seine Mutter dies wünschten; und demgemäß wies Er auch die bloß gefühlsmäßigen Tränen der Töchter Jerusalems zurück (Mt 12,46–50; Joh 2,4.5; Lk 23,28).

Wenn wir vor Gott anbetend ausbreiten, was wir in dem Leben Christi gefunden haben, dann wird unser Opfer des Lobes nur angenehm sein, wenn wir die Herrlichkeiten seiner Person vor Augen haben: dass Er als wahrer Mensch untadelig war, dass Er stets im Geist wandelte, dass Er immer das Wohlgefallen Gottes hatte, dass Er völlig von der Welt getrennt lebte. Niemals wirkte Böses in Ihm und Er handelte nicht bloß aufgrund von Gefühlen.

Drei Möglichkeiten

Nachdem der Teig zubereitet war, wurde er beim Backen der Hitze ausgesetzt. In der Übertragung bedeutet das: Der Herr Jesus, der vollkommene Mensch, wurde in seinem Leben geprüft. Es geht hier nicht um das Gericht Gottes in den drei Stunden der Finsternis am Kreuz, sondern um alle anderen Bedrängnisse, die Christus erduldet hat. Der Herr Jesus wurde tausendfach erprobt – und in allem kam nur Vollkommenheit hervor. Es fand sich nichts in seinen Taten, Worten und Gedanken, was tadelnswert gewesen wäre (vgl. Ps 17,3).

Ein Israelit hatte drei Möglichkeiten, das Speisopfer zu backen: im Ofen, in der Pfanne oder im Napf. Im Ofen konnte das größte Opfer zubereitet werden, in der Pfanne war nicht so viel Platz und im Napf noch weniger. Eine vergleichbare, abstufende Dreiteilung sehen wir auch beim Brandopfer, das eng mit dem Speisopfer verbunden ist (3. Mo 1,3.10.14). Es wird deutlich: Die Größe der Wertschätzung für Christus ist unterschiedlich. Die Väter im Glauben, die Jünglinge und Kinder (vgl. 1. Joh 2,13–21) bringen unterschiedlich große Opfer. Doch wenn Christus, wie Er in den Schriften offenbart wurde, unsere Herzen bewegt, dann ist Gott unsere Anbetung in jedem Fall wohlgefällig!

Ofengebäck

Beim Ofengebäck werden die meisten Details genannt: Kuchen und Fladen werden explizit als Gebäck erwähnt und es wird zwischen der Vermengung des Teigs mit Öl sowie der Salbung mit Öl unterschieden. Es sind – im Bild gesprochen – klare Vorstellungen von dem Leben und Leiden Christi vorhanden und es werden Unterschiede in dem Wohnen und Wirken des Geistes Gottes bei dem Menschen Jesus Christus erkannt und wertgeschätzt.

Das Backen geschah beim Ofen im Verborgenen: Es geht um die Leiden Christi, die nicht ohne Weiteres erkannt werden können. Wir denken beispielsweise daran, wie schlimm es für Ihn, den Messias seines Volkes, gewesen sein muss, als Er nach den wunderbaren Speisungen der 4000 und der 5000 herausgefordert wurde, sich durch ein göttliches Zeichen zu legitimieren (Mt 15,32–16,4; Mk 8,1–13; Joh 6,1–13.30.31).

Pfanne

Bei der Zubereitung in der Pfanne werden weniger Details als beim Ofengebäck erwähnt. So ist nicht von der „Salbung“ die Rede. Das Gebäck konnte aber in Stücke zerbrochen und auf der großen Fläche einer Pfanne ausgebreitet werden. Es geht hier um die offenkundigen Leiden Christi, die man leicht aus der Schrift „herausbrechen“ und betrachten kann. So wird es den Herrn sehr geschmerzt haben, als die Pharisäer behaupteten, Er würde durch den Obersten der Dämonen die Dämonen austreiben (Mt 12,22–31). Das war ein Frontalangriff auf den, der mit Heiligem Geist gesalbt war und in dessen Kraft handelte. Seine zurechtweisende Antwort danach zeugt von dem „Salz“ seiner Heiligkeit (Mt 12,32–37).

Als einmal die Juden die lästerliche Frage stellten: „Sagen wir nicht zu Recht, dass du ein Samariter bist und einen Dämon hast?“, antwortete der Herr und sagte: „Ich habe keinen Dämon, sondern ich ehre meinen Vater“ (Joh 8,48.49). Auch in dieser prekären Situation verbreitete Er „Weihrauch“ zur Ehre und Freude seines Vaters, indem Er in aller Ruhe die Wahrheit bezeugte.

Napf

Bei der Zubereitung im Napf wird nur erwähnt, dass das Speisopfer aus Öl mit Feinmehl gemacht werden sollte, die Vermengung und die Salbung mit Öl kommen nicht zur Sprache. Das Gebäck wurde auch nicht in einzelne Stücke zerbrochen, sondern als Ganzes in dem offenen Gefäß gebacken. Wenn Christen geistliche Opfer bringen, so ist nicht immer Verständnis für verborgene Details der Schönheiten und Leiden des Herrn vorhanden. Man denkt mehr allgemein an das, was Er erlitten hat. Doch auch das finden wir in der Schrift. Beispielsweise in Hebräer 12,3: „Betrachtet den, der so großen Widerspruch von Sündern gegen sich erduldet hat.“ Wir bewundern, dass der Herr Jesus den offensichtlichen (aber hier nicht näher beschriebenen) Widerspruch von Sündern in Gnade ertragen hat. Er war und blieb „Feinmehl gemacht mit Öl“, auch wenn Er durch die Feuerglut menschlicher Ablehnung geprüft wurde, indem gottlose Sünder mit harten Worten gegen Ihn redeten (vgl. Jud 15).

Nahrung für Priester

Wir beschäftigen uns mit dem heiligen Leben Christi und bringen, unserem Verständnis entsprechend, dafür Anbetung und Dank. Das tun wir sowohl persönlich als auch gemeinsam in den Zusammenkünften der Gläubigen.[2] Wenn wir als eine heilige Priesterschaft vor Gott treten, tun wir es im Bewusstsein, dass unser Gott ein verzehrendes Feuer ist, worauf das Feuer des Altars auch hinweist. Bei der Ausübung des Priesterdienstes bekommt nicht nur Gott sein Teil – obwohl das an erster Stelle steht –, sondern auch unsere Seele wird genährt. Wir essen als Priester das Speisopfer an heiligem Ort und erfreuen uns an dem, woran sich Gott erfreut, und haben darin mit Ihm Gemeinschaft. Das ist etwas Großartiges!

Zusammenfassung:

Für die freiwilligen Speisopfer im Alten Bund wurden Feinmehl, Öl, Weihrauch und Salz verwendet. Unterschiede gab es bei der Zubereitung und darin, worin das Speisopfer gebacken wurde (Ofen, Pfanne, Napf).

Das Speisopfer spricht von dem vollkommenen Leben unseres Herrn Jesus Christus. Gott möchte, dass wir uns viel mit seinem Sohn und dessen verschiedenen Leiden beschäftigen, damit wir mit Einsicht geistliche Opfer zu seiner Ehre bringen können.

[www.imglaubenleben.de, leicht bearbeitet]



Fußnoten:

  1. Nur beim Speisopfer aus den ersten Getreidefrüchten wurde Schrot vom Jungkorn anstelle des Feinmehls verwendet (3. Mo 2,14). Dieses besondere, saisonale Opfer wird in diesem Artikel nicht behandelt.
  2. So wie ein Speisopfer grundsätzlich mit einem Brandopfer dargebracht wurde, so ist das Leben Christi nicht von seinem Tod zu trennen. Wenn wir versammelt sind, um das Brot zu brechen, steht natürlich sein Tod im Vordergrund.