„Er selbst aber ging in die Wüste, eine Tagereise weit, und kam und setzte sich unter einen Ginsterstrauch. Und er bat, dass er sterben dürfe, und sprach: Es ist genug; nimm nun, Herr, meine Seele, denn ich bin nicht besser als meine Väter. Und er legte sich nieder und schlief unter dem Ginsterstrauch ein. Und siehe da, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf, iss! Und als er hinblickte, siehe, da lag an seinem Kopfende ein Kuchen, auf heißen Steinen gebacken, und ein Krug Wasser. Und er aß und trank und legte sich wieder hin. Und der Engel des Herrn kam zum zweiten Mal wieder und rührte ihn an und sprach: Steh auf, iss! Denn der Weg ist sonst zu weit für dich. Und er stand auf und aß und trank, und er ging in der Kraft dieser Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis an den Berg Gottes, den Horeb.“ (1. Kön 19,4–8)

Ein großer Gegensatz

Einen größeren Gegensatz kann man sich kaum vorstellen: Auf dem Berg Karmel tritt Elia mutig und entschieden für seinen Gott ein – von Furcht ist nichts zu spüren (Kap. 18,36.37). Aber nur kurze Zeit später sehen wir denselben Mann, wie er um sein Leben bangt und in die Wüste flieht. Dort setzt er sich unter einen Ginsterstrauch und bittet darum, zu sterben. Auf dem Berg Karmel ist sein Blick im Vertrauen nach oben gerichtet – das verleiht ihm Mut und Kraft, aber nur kurze Zeit später blickt er auf die Umstände (V. 3) – und die machen ihm Angst. Dies zeigt, wie wichtig die richtige Blickrichtung ist: Blicken wir auf den Herrn oder auf die Umstände?

Unter dem Ginsterstrauch

Das, was wir hier bei Elia sehen, finden wir leider viel zu häufig auch in unserem eigenen Leben. In einem Augenblick sind wir auf der Höhe des Glaubens und im nächsten schon am Boden zerstört. Ja, auch in unserem Leben gibt es oft diesen Wechsel, und manches Mal liegen wir am Boden – wie Elia unter dem Ginsterstrauch. Ermattet, entmutigt und enttäuscht wünschen wir vielleicht, am liebsten nicht mehr da zu sein. Wenn du dich vielleicht gerade einer solchen Situation befindest, dann schaue dir doch einmal an, was der Herr damals für seinen Diener tat, als er entmutigt unter dem Ginsterstrauch schlief. Denn das, was Er damals tat, tut Er auch heute noch – wenn Er sich heutzutage auch anderer Mittel bedient.

Der Herr richtet seinen Diener auf

Es ist ermunternd zu sehen, wie der Herr sich um seinen am Boden zerstörten Diener kümmert. Als es am Bach Krith darum ging, seinen Diener mit Nahrung zu versorgen, da genügten die Raben (Kap. 17,4.6). Aber jetzt, wo es darum geht, seinen entmutigten Diener wiederaufzurichten, da kümmert Er sich selbst um ihn, indem Er selbst zu ihm kommt. Der Engel aus Vers 5 ist derselbe Engel wie in Vers 7: Der Engel des Herrn. Es ist niemand anders als der Herr selbst, der sich in dieser Gestalt um Elia kümmert und ihn stärkt.

Auch der Apostel Paulus erfuhr bei verschiedenen Gelegenheiten den Beistand und die Hilfe des Herrn. Als er nach seiner Ansprache vor dem Synedrium um sein Leben fürchten und von den Römern in Sicherheit gebracht werden muss, tritt der Herr in der folgenden Nacht zu ihm und sprach ihm Mut zu (Apg 23,11). Und als er sich am Ende seines Lebens ganz allein vor dem Kaiser verantworten muss, steht der Herr ihm bei und stärkt ihn (2. Tim 4,16.17).

Nahrung für den Weg

Der Engel, der zu Elia kommt, macht ihm keine Vorwürfe, sondern rührt ihn und fordert ihn auf, zu essen und zu trinken. Kuchen und Wasser standen für ihn bereit. Und als diese erste Mahlzeit (noch) nicht den gewünschten Effekt hat und Elia sich wieder hinlegt, kommt der Engel des Herrn zum zweiten Mal. Wieder rührt er ihn an und fordert ihn auf, aufzustehen und weitere Nahrung zu sich zu nehmen. Aber diesmal fügt er noch die bezeichnenden Worte hinzu: „Denn der Weg ist sonst zu weit für dich“ (V. 7).

Ja, ohne den Zuspruch des Engels und ohne die nötige Nahrung wäre der Weg zum Berg Gottes in der Tat zu weit für Elia gewesen. Doch in seiner Gnade gibt der Herr seinem Diener alles, was er für den weiten Weg dorthin benötigt.

Der Weg ist zu weit – auch für uns

Müssen wir nicht offen zugeben, dass unser Lebensweg mit seinen vielfältigen Anforderungen, Sorgen und Nöten zu weit für uns ist? Dass die Aufgaben und Pflichten, die vor uns liegen, zu groß und zu schwer sind? Wie oft sind wir entmutigt und enttäuscht! Wie oft fehlen uns die Kraft und der Mut! Wie oft mangelt es uns an Weisheit! Wie gut ist es da, dass wir diese Aussage des Engels des Herrn auch auf unseren Lebensweg anwenden dürfen.

Auf uns allein gestellt würden wir das himmlische Ziel nicht erreichen. Aber mit dem Herrn Jesus, seinem Wort und seiner Kraft werden wir das Ziel erreichen. Unser guter Herr möchte uns (immer wieder) alles geben, was wir für unseren Lebensweg benötigen. Doch wir müssen uns die Frage stellen: Kommen wir mit unseren Bedürfnissen und Nöten zu Ihm (Phil 4,13.19; Jak 1,5)?

Der Herr ist heute noch derselbe

Hat der Herr sich seitdem verändert? Nein, Er ist heute noch derselbe wie damals. So wie Er sich damals liebevoll um seinen entmutigten und enttäuschten Diener kümmerte und ihn stärkte, so kümmert Er sich auch heute um dich und mich, richtet uns auf und gibt uns alles, was wir für unseren weiteren Weg über diese Erde benötigen. Das ist großartig und ein Grund zu tiefer Dankbarkeit.