Johannes der Täufer spricht nicht gerne über sich. Als man ihn fragt: „Wer bist du?“, antwortet er nur einsilbig. Geht es allerdings um den Herrn Jesus, dann kann er nicht genug ehrfürchtige und andächtige Worte finden. Gott wählt sich für besondere Aufgaben die dafür geeigneten Leute. Und für die Aufgabe, die Menschen auf das Kommen des Herrn Jesus vorzubereiten, gibt es kaum ein geeigneteres Werkzeug als einen, der immer wieder von sich selbst weg auf den Herrn hinweist.

Einmal nennt er sich „die Stimme eines Rufenden in der Wüste“. Dies ist zwar auch ein Zitat aus Jesaja 40,3, aber wir können uns gut vorstellen, mit welcher Freude Johannes diesen Titel für sich in Anspruch nimmt.

Die Stimme spricht etwas aus, das (in Gedanken) schon vorher existiert. Johannes darf immer wieder bezeugen, dass der Herr Jesus zwar der (zeitlich) nach ihm Kommende ist, aber dass Er trotzdem den Vorrang vor ihm hat – „denn er war vor mir“ (Joh 1,15). Das heißt der Herr Jesus ist Gott, der ein ewiges Vorherdasein hat und damit weit über Johannes steht, wenn Er auch zeitlich nach Johannes auf die Erde kam.

Die Stimme bestimmt nicht selbst, was gesagt wird. Sie ist nur das „Instrument“ des Rufenden. Johannes ist erfüllt mit Heiligem Geist (Lk 1,15) und redet, was Gott („der Rufende“) geredet haben will. Im Johannesevangelium lesen wir immer wieder von dem Zeugnis des Johannes. „Er war nicht das Licht, sondern damit er von dem Licht zeugte“ (Joh 1,8). Wir finden kaum Begebenheiten, wo Johannes nicht mit dieser Aufgabe beschäftigt ist.

Die Stimme wird gehört, aber nicht gesehen. Eine äußerst passende Beschreibung der Art und Weise wie Johannes seinen Dienst ausgeführt hat. Er verschwindet völlig hinter der Person, die immer so groß vor ihm steht. Nie rückt er sich selbst in den Vordergrund. Selbst als man seine Eifersucht anstacheln will – „Rabbi, der jenseits des Jordan bei dir war, … alle kommen zu ihm“ – freut er sich über den Zuspruch, den der Herr Jesus erfährt, während sein Dienst allmählich zu Ende geht. „Er muss wachsen, ich aber abnehmen“, das ist das Motto seines Dienstes. Braucht es nicht gerade heute solche „Stimmen“ – gehört aber nicht gesehen?

Die Stimme verhallt irgendwann, aber das Wort bleibt. Auch der Dienst Johannes‘ ist längst zu Ende. Er hat den Herrn durch den Märtyrertod verherrlicht. Aber die Worte dieser „Stimme“ sind geblieben und haben seitdem viele Gläubige zur Bewunderung dessen geführt, von dem er so treu gezeugt hat – zur Anbetung des „Lammes Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt“ (Joh 1,29).

„Und die zwei Jünger hörten ihn reden und folgten Jesus nach.“ Wundert uns das?