Saat und Ernte sind natürliche Vorgänge auf der Erde, die nicht aufhören werden, solange die Erde besteht (1. Mo 8,22). Saat und Ernte gibt es aber auch im geistlichen Bereich: Unser ganzes Leben ist in dieser Hinsicht eine Zeit der Aussaat, die eine entsprechende Ernte nach sich zieht. Alles, was wir denken, sagen und tun, stellt im weitesten Sinn des Wortes eine Saat dar, die entsprechende Ergebnisse zur Folge hat. Auch die Verkündigung des Wortes wird in der Bibel mit einer Saat verglichen, die Frucht hervorbringt – je nach der Beschaffenheit des „Herzensbodens“ viel, wenig oder gar keine Frucht (Mt 13,3–8).
Was säen wir?
In der Natur gilt: Jedes Samenkorn bringt eine ganz bestimmte Pflanze mit entsprechender Frucht hervor, die in ihrem Aussehen, ihrer Form und ihrem Geschmack typisch ist für das Samenkorn. Aus Möhrensamen werden keine Tomaten und aus Nelkensamen nie Geranien entstehen. Die Saat bestimmt die Ernte. Dieses Prinzip gilt auch im Geistlichen: Was ein Mensch sät, das wird er auch ernten (Gal 6,7).
Die Frucht des Geistes
Jeden Tag, den wir erleben, säen wir entweder für das Fleisch oder für den Geist. Die Folgen dieser Saat können gegensätzlicher nicht sein: Wenn wir für das Fleisch säen, werden wir von dem Fleisch Verderben ernten; wenn wir aber für den Geist säen, werden wir von dem Geist ewiges Leben ernten (Gal 6,8; Hiob 4,8; Spr 22,8). Der Heilige Geist, der in uns wohnt, möchte die Frucht des Geistes in uns hervorbringen: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit (Gal 5,22). Er will, dass bei uns etwas von Christus und seinen Schönheiten gesehen wird. Je mehr wir dem Geist gestatten, in uns zu wirken, desto deutlicher wird die Frucht des Geistes in unserem Leben sichtbar werden. Fragen wir uns täglich: Entspringt die Saat, die ich heute ausstreue, meiner sündigen Natur oder dem Geist, der in mir wohnt? Sind der Beweggrund und das Ziel dessen, was ich gerade säe, das Fleisch oder der Geist?
Gute Werke
Gute Werke sind ein wichtiger Bereich, in den wir Zeit und Energie investieren dürfen. Es ist ein weites Arbeitsfeld, auf dem wir alle – Jung und Alt, Brüder und Schwestern – tätig werden können. Alles, was für die anderen nützlich, hilfreich, förderlich und zuträglich ist, gehört zu diesen guten Werken. Auch wenn unser Hauptaugenmerk bei der Ausübung guter Werke auf der Familie des Glaubens liegt, darf sich unsere Wohltätigkeit auf alle Menschen erstrecken. Paulus ermahnt uns in Galater 6, im Gutes tun nicht müde zu werden, „denn zu seiner Zeit werden wir ernten, wenn wir nicht ermatten“ (V. 9). Wer im Vertrauen auf Gott gute Werke tut und damit „in Vorleistung geht“, wird einmal mit einer entsprechenden Ernte belohnt werden. Darum lasst uns nicht müde werden, die Gelegenheiten zu guten Werken zu nutzen, die Gott uns in seiner Gnade jeden Tag schenkt!
Das Evangelium
Das Prinzip von Saat und Ernte gilt auch für die Verbreitung des Evangeliums. Ohne Aussaat gibt es keine Ernte und ohne die Verkündigung des Evangeliums keine Bekehrungen. Wenn wir das Evangelium nicht verbreiten, wird auch niemand die gute Botschaft hören und folglich niemand zum Glauben kommen (Röm 10,14; 1. Pet 1,23). Der Auftrag, den der Herr damals kurz vor seiner Himmelfahrt seinen Jüngern gab, gilt auch uns: „Geht hin in die ganze Welt und predigt der ganzen Schöpfung das Evangelium“ (Mk 16,15). Unsere Verantwortung liegt nicht darin, den „Herzensboden“ unserer Mitmenschen auf seine Beschaffenheit hin zu untersuchen, sondern den Samen des Evangeliums auszustreuen. Ist es uns ein tägliches Anliegen, das Evangelium zu verbreiten und unseren Mitmenschen von Jesus Christus zu erzählen?
Wie säen wir?
Es geht nicht nur um die Frage, was wir säen, sondern auch, wie wir säen. In diesem Punkt dienen uns die Vorgänge in der Natur ebenfalls als Vorbild. Nicht nur die Saat an sich, sondern auch die Art und Weise, wie wir säen, entscheidet über die Höhe des Ertrags. Darum ist es ausschlaggebend, wie wir säen.
Reichlich
Wenn der Bauer im Frühjahr seine Äcker sparsam besät, dann wir er im Spätsommer auch wenig ernten. Wenn er dagegen seine Äcker großzügig besät, dann wird er auch eine entsprechend reiche Ernte einfahren. Diese „Regel“ gilt auch in geistlicher Hinsicht: „Wer sparsam sät, wird auch sparsam ernten, und wer segensreich sät, wird auch segensreich ernten.“ (2. Kor 9,6). Wer viel sät, indem er sein Leben dem Herrn zur Verfügung stellt und überströmend ist im Werk des Herrn (Röm 12,1; 1. Kor 15,58), der wird auch viel ernten – nicht unbedingt zu seinen Lebzeiten, aber auf jeden Fall beim Kommen des Herrn Jesus. Wollen wir nicht alle zu denen gehören, die in Bezug auf Gott reich sind (Lk 12,21)?
Mit Ausdauer
Darüber hinaus ist es wichtig, ausdauernd und fleißig zu säen. Wer auf jede Wolke am Himmel achtet und sich durch jeden Umstand beeinflussen lässt, wird kaum in der Lage sein, den Samen auszustreuen (Pred 11,4). Er wird immer einen Grund finden, das Säen auf einen vermeintlich günstigeren Zeitpunkt zu verschieben. Doch beim Säen sollen wir nicht müßig sein, sondern jede Gelegenheit, die sich uns bietet, eifrig nutzen, um für den Herrn und seine Sache zu „säen“, denn wir wissen nicht, „welches gedeihen wird: ob dieses oder jenes, oder ob beides zugleich gut werden wird“ (Pred 11,6). Selbst wenn die Umstände ungünstig scheinen, dürfen wir die Zeit ausnutzen und den Samen des Wortes ausstreuen (2. Tim 4,2).
Mit Tränen
Allerdings geht uns das Säen nicht immer leicht von der Hand. Oft ist es mit großer Mühe und Sorge verbunden, manchmal sogar mit Tränen. Wenn das der Fall ist, dann kann uns ein Wort aus Psalm 126 neuen Mut machen: „Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten. Er geht hin unter Weinen und trägt den Samen zur Aussaat; er kommt heim mit Jubel und trägt seine Garben“ (V. 5.6). Das, was in Vollkommenheit auf den Herrn zutrifft, dürfen wir auch für uns in Anspruch nehmen: Einmal wird der Augenblick kommen, wo alle Mühen und Beschwerden für immer vergessen sein werden. Dann werden wir in der Gegenwart des Herrn jubeln und uns an den Ergebnissen unserer Arbeit erfreuen.
In Hoffnung
Der Bauer sät, um zu ernten. Er investiert Arbeit und Mühe in der Hoffnung, einige Zeit später ernten zu können. Dabei vergeht zwischen Saat und Ernte normalerweise eine mehr oder weniger lange Zeit. Auch der Gläubige sät auf Hoffnung. Er weiß, dass die Zeit des Erntens bald kommen wird, aber bis dahin geht er geduldig seiner Arbeit nach (Jak 5,7.8). Gott hat uns auf der Erde zurückgelassen, um Ihm zu dienen und Frucht zu bringen. Auch wenn manche Früchte unserer Arbeit bereits auf der Erde sichtbar werden – die gesamte Ernte wird sich erst im Himmel zeigen. Dort wird der Herr Jesus uns einmal für alles belohnen, was wir für Ihn getan haben (Off 22,12).
Wozu säen wir?
Jede Mühe und jede Arbeit, sei sie noch so klein und unbedeutend, werden wir im Himmel einmal wiederfinden. Selbst für einen Becher kaltes Wasser, den wir in seinem Namen weitergegeben haben, wird der Herr uns einmal belohnen (Mt 10,42). Gott wird unser Werk und die Liebe, die wir für seinen Namen bewiesen haben, nicht vergessen (Heb 6,10). Vom Hochzeitskleid der himmlischen Braut, das aus feiner Leinwand, glänzend und rein, bestehen wird, heißt es: „Die feine Leinwand sind die Gerechtigkeiten (oder gerechten Taten) der Heiligen.“ Alles wird zur Schönheit der Braut und zur Verherrlichung des Herrn beitragen (Off 19,8). An jenem Tag wird der Herr Jesus in seinen Heiligen verherrlicht und in allen denen, die geglaubt haben, bewundert werden (2. Thes 1,10). Ist es nicht der Mühe wert, jetzt und heute dafür zu arbeiten?
Wie lange säen wir?
Solange wir auf der Erde leben, haben wir die Möglichkeit, zu säen. Doch diese Zeit ist begrenzt. Sie wird mit jedem Tag kürzer. Spätestens beim Kommen des Herrn wird die Zeit des Säens für immer vorbei sein. Gelegenheiten, die wir jetzt ungenutzt verstreichen lassen, werden dann nie mehr nachgeholt werden können und Verlust bedeuten. Darum ist es so wichtig, dass wir die Zeit auskaufen und jede Gelegenheit, die sich uns bietet, mit Ausdauer und Eifer nutzen, um für den Herrn und seine Interessen zu „säen“. Heute ist es noch möglich, morgen kann es schon zu spät sein!