Die Besonderheit des ersten Tages der Woche wird bereits im Alten Testament angedeutet. Es war der Tag nach dem Sabbat, der achte Tag, der für einen Neuanfang steht (3. Mo 23,11.15.16.36.39). Im Neuen Testament finden wir, dass es der Tag ist, an dem der Herr Jesus aus den Toten auferstand (Joh 20,19). Mit seiner Auferstehung fand die neue Schöpfung ihren Anfang. Seitdem schenkt Gott jedem Menschen, der an Jesus Christus glaubt, neues, ewiges Leben (Joh 3,16). Dieses Leben ist im Herrn Jesus (1. Joh 5,11). Der an Christus Glaubende gehört zur neuen Schöpfung (2. Kor 5,17).

Die Auferstehung des Herrn hat den Beweis erbracht, dass das Erlösungswerk vollbracht war und von Gott angenommen worden ist. Auf der Grundlage des vollbrachten Erlösungswerkes konnte Gott mit den Menschen einen Neuanfang machen. Seitdem heißt die Devise für uns Menschen nicht mehr „tun“, sondern „getan“. Weil der Herr Jesus es getan hat, müssen wir nichts mehr tun, außer uns das vollbrachte Erlösungswerk im Glauben zu Eigen zu machen. Weil Er den heiligen und gerechten Ansprüchen Gottes völlig entsprochen hat, kann Gott nun in Gnade mit uns handeln.

Der erste Tag der Woche steht im deutlichen Gegensatz zum Sabbat, dem siebten Tag der Woche. Zur Zeit des alten Bundes arbeitete der Israelit die ganze Woche, um dann am Sabbat, dem letzten Tag der Woche, zu ruhen (2. Mo 20,9.10; 31,15). Der Christ dagegen ruht, wenn möglich, am ersten Tag der Woche, um dann die ganze Woche zu arbeiten. Die damit verbundenen Grundsätze könnten gegensätzlicher nicht sein. Der Israelit war unter Gesetz und musste sein ganzes Leben die Gebote Gottes befolgen, um Gott zu gefallen und zur Ruhe zu gelangen (Heb 4,9). Der Christ dagegen ruht auf dem vollbrachten Erlösungswerk des Herrn Jesus, hat Frieden mit Gott und kann sein ganzes Leben für seinen Herrn tätig sein (Mt 11,28.29; Röm 5,1). Ein Israelit musste wirken, um zur Ruhe (des Gewissens) zu gelangen (und konnte sie auf diesem Weg nie erlangen). Der Christ dagegen darf wirken, weil er sich der Vergebung seiner Sünden und der ewigen himmlischen Ruhe sicher ist.

Im Neuen Testament lesen wir acht Mal vom ersten Tag der Woche (Mt 28,1; Mk 16,2.9; Lk 24,1; Joh 20,1.19; Apg 20,7; 1. Kor 16,2). Diese Bezeichnung unterstreicht in besonderer Weise die Bedeutung dieses Tages in den Gedanken Gottes. Im Gegensatz zu den Grundsätzen der Welt, die den ersten Tag der Woche zum letzten Tag gemacht hat, gibt Gott diesem Tag den ersten Platz. Es ist der Tag, der dem Herrn gehört (Off 1,10). Er ist gewissermaßen für Ihn und seine Interessen reserviert. Darum sollen wir ihn mehr als jeden anderen mit und für Ihn verbringen. So wie Johannes seinerzeit am Tag des Herrn im Geist war, dürfen auch wir an diesem Tag in Gedanken mit der wunderbaren Person unseres Herrn und Heilands beschäftigt sein. An diesem Tag wollen wir nicht unseren Interessen nachgehen, sondern mit seinen Interessen befasst sein.

Dieser Tag des Herrn ist für uns nicht in erster Linie ein Tag zum Ausruhen, sondern ein Tag, an dem wir in besonderer Weise mit der Person des Herrn, seinem Werk und seinem Wort beschäftigt sein dürfen. Wenn es etwas gibt, was an diesem Tag Vorrang vor allen anderen Dingen hat, dann sicherlich das Gedenken an seine Leiden und seinen Tod in Verbindung mit dem Brechen des Brotes (Apg 20,7). Gibt es auf dieser Erde ein größeres Vorrecht als dem Wunsch unseres Herrn zu entsprechen, der gesagt hat: „Dies tut zu meinem Gedächtnis“?