Die Dinge auf dieser Erde können unsere Herzen manchmal so sehr erfüllen, dass kein Platz für Christus mehr darin bleibt. Eine treffliche Veranschaulichung dieser Gefahr und ihrer Folgen finden wir in einer Begebenheit aus dem Buch der Richter. Wegen ihres Ungehorsams gab der Herr sein Volk sieben Jahre in die Hand Midians. So wie Midian damals über Israel herrschte, so können uns auch heute die Dinge dieser Erde beherrschen, weil wir ihnen einen zu großen Einfluss in unserem Leben einräumen (1. Kor 6,12). Die Art und Weise, wie die Midianiter die Israeliten unterdrückten, hat auch uns viel zu sagen. 

Segens-Räuber damals und heute

„Und die Kinder Israel taten, was böse war in den Augen des Herrn; und der Herr gab sie sieben Jahre in die Hand Midians. Und die Hand Midians wurde stark über Israel. Vor Midian richteten sich die Kinder Israel die Klüfte zu, die in den Bergen sind, und die Höhlen und die Bergfestungen. Und es geschah, wenn Israel gesät hatte, so zogen Midian und Amalek und die Söhne des Ostens herauf, sie zogen herauf gegen sie. Und sie lagerten sich gegen sie und verdarben den Ertrag des Landes bis nach Gaza hin; und sie ließen keine Lebensmittel in Israel übrig, weder Kleinvieh noch Rind, noch Esel. Denn sie zogen herauf mit ihren Herden und mit ihren Zelten, sie kamen wie die Heuschrecken an Menge; und sie und ihre Kamele waren ohne Zahl; und sie kamen in das Land, um es zu verderben. Und Israel verarmte sehr wegen Midian; und die Kinder Israel schrien zu dem Herrn“ (Ri 6,1–6).

Die Beschreibung der Attacken der Midianier gegen das Volk Israel zeigt, wie sehr dem Volk der Segen geraubt wurde. Für das Volk Gottes damals war es irdischer Segen, für uns heute ziehen wir die Parallele zu himmlischem Segen. Das Land Kanaan ist nämlich in der Bildersprache der Bibel ein Hinweis auf den himmlischen Segen, den wir jetzt schon genießen können. Wir sind erlöst aus der Knechtschaft des Teufels (Ägypten) durch den Tod Christi (Rotes Meer) – und derselbe Tod Christi (Jordan) bringt uns in den Segen des Himmels. Einige Beispiele: Vergebung der Sünden, ewiges Leben, Gemeinschaft als Versammlung (Gemeinde), Besitz des Heiligen Geistes (vgl. Eph 1,3–13).

Wir sollten natürlich unsere irdischen Aufgaben und Pflichten (in der Schule, im Beruf oder in der Familie) treu erfüllen (und dabei achtgeben, dass diese Dinge keinen zu großen Raum in unserem Leben einnehmen). Aber die vielen anderen Dinge, mit denen wir unsere Zeit vertreiben, und die uns beschäftigen und belasten wollen, rauben uns Zeit für unsere eigentlichen Segnungen als Christen. Beispiele für solche „Segens-Räuber“ sind Social und Streaming Media, Surfen im Internet, Computerspiele, übermäßiger Sport – aber auch jedes andere gesellschaftliche, politische oder wirtschaftliche Ereignis oder Thema, das unsere Herzen in Beschlag nimmt (Stichwort Corona-Pandemie).

Auch wenn viele dieser Dinge für sich genommen nicht böse sind – einen großen Nachteil haben sie alle: Sie bringen uns nicht näher zu Christus, sondern ziehen uns von Ihm ab. Je mehr Raum wir ihnen in unserem Leben geben, desto mehr nehmen sie unsere Gedankenwelt in Anspruch und rauben uns dadurch manchen (geistlichen) Segen, den der Herr uns zugedacht hat.

Sie nahmen ihnen die Zeit (Vers 1)

Als Folge ihres Ungehorsams gab der Herr sein Volk sieben Jahre in die Hand Midians. Es waren „verlorene“ Jahre, in denen sie nicht ihrem Gott, sondern Midian dienten. – Auch die Zeit, in der wir uns über unsere Aufgaben und Pflichten hinaus mit irdischen oder vielleicht sogar weltlichen Dingen beschäftigen, ist verlorene Zeit, in der wir nicht unserem Herrn dienen können.

Frage an dich:

  • Bist du dir bewusst, dass Zeit eines der kostbarsten Güter ist, die Gott uns geschenkt hat?
  • Findest du im Alltagstruben noch Zeit für den Herrn und seine Interessen oder verwendest du viel Zeit für Dinge, die keinen „Ewigkeitswert“ haben?

Sie nahmen ihnen das Land (Vers 2)

Die Midianiter nahmen den Israeliten das Land und verdrängten sie in die Berge. – Das Land Kanaan spricht von unserem himmlischen Erbteil, das wir im Glauben in Besitz nehmen sollen (Eph 1,3.14). Wer sich allerdings nur mit den Dingen dieser Erde beschäftigt, wird sich an den Segnungen des himmlischen Erbteils nicht erfreuen können.

Frage an dich:

  • Kennst du dein himmlisches Erbteil? Und hast du Gott schon dafür gedankt?
  • Beschäftigst du dich mit dem, was Gott dir im Herrn Jesus geschenkt hat?

Sie nahmen ihnen die Häuser (Vers 2)

Die Midianiter nahmen den Israeliten ihre Häuser im fruchtbaren Flachland, so dass sie sich in die Klüfte, Höhlen und Bergfestungen zurückziehen mussten. – Eine übermäßige Beschäftigung mit Irdischem raubt uns das wirkliche christliche Leben mit all den Segnungen, die damit verbunden sind (vgl. 1. Tim 6,19).

Frage an dich:

  • Was ist Thema in unseren Häusern und Familien? Christus oder die Welt?
  • Erkennt man an unseren Häusern, wem wir angehören?

Sie nahmen ihnen die Freiheit (Vers 1)

Die Midianiter nahmen den Kindern Israel die Freiheit, so dass sie sich im Land nicht mehr frei bewegen konnten. – Die Dinge dieser Erde binden uns an die Erde und verstellen uns den Blick auf den Herrn. Sie rauben uns die Freiheit, für die Christus uns freigemacht hat, und bringen uns in Knechtschaft (Gal 5,1).

Frage an dich:

  • Wem gehört dein Herz? Ist es von Christus erfüllt oder von den Dingen dieser Erde?
  • Bist du wirklich frei (Joh 8,36) oder an die Dinge dieser Erde bzw. Welt gebunden (Stichwort Computerspiele)?

Sie nahmen ihnen den Frieden (Vers 3)

Die Midianiter kamen in das Land, um es zu verderben. Sie nahmen den Israeliten den Frieden und die Ruhe im Land. – Jeder neue Tag zeigt, dass diese Welt vor schlechten Nachrichten nur so übersprudelt. Welchen Bereich auch immer man sich ansieht – fast überall sind die Aussichten und Prognosen düster. Wenn wir uns diesem Einfluss aussetzen, können sie uns in Sorge und Unruhe versetzen.

Frage an dich:

  • Hast du Frieden mit Gott (Röm 5,1)? Kennst du auch den Frieden des Herzens (Kol 3,15)?
  • Rauben dir die Sorgen und Probleme dieser Erde den inneren Frieden oder ruhst du in dem Bewusstsein, dass Gott alle Geschicke auf dieser Erde in seiner Hand hält?

Sie nahmen ihnen den Ertrag (Vers 4)

Wenn die Israeliten gesät hatten, kamen die Midianiter und verdarben den Ertrag des Landes. – Der Ertrag lässt uns an die Frucht denken, die wir Gott in unserem Leben bringen sollen (Joh 15,8). Wenn wir allerdings das Wort Gottes und das Gebet vernachlässigen und stattdessen irdischen Interessen nachgehen, wird die Frucht für Gott in unserem Leben ausbleiben.

Frage an dich:

  • Was sehen deine Mitmenschen an dir? Die Frucht des Geistes oder die Werke des Fleisches (Gal 5,19–23)?
  • Ist es dir ein Herzensanliegen, Gott Frucht zu bringen und Ihn in deinem Leben zu verherrlichen?

Sie nahmen ihnen die Nahrung (Vers 4)

Die Midianiter ließen den Kindern Israel keine Lebensmittel in Israel übrig, so dass die Israeliten Hunger leiden mussten. – Wenn wir uns zu viel mit den Dingen dieser Erde beschäftigen, werden wir keine Zeit und (geistliche) Energie mehr haben, um uns von Christus und seinen Herrlichkeiten zu nähren, so dass wir geistlicherweise Hunger leiden müssen (Joh 6,35).

Frage an dich:

  • Nimmst du dir jeden Tag Zeit, um dich von Christus und seinem Wort zu nähren?
  • Welche Natur nährst du – die neue oder die alte?

Sie nahmen ihnen die Opfertiere (Vers 4)

Die Midianiter nahmen den Israeliten nicht nur die Lebensmittel, sondern auch das Kleinvieh und die Rinder, so dass ihnen keine Opfer- und Arbeitstiere mehr blieben. – Der Vater sucht Anbeter, die Ihn in Geist und Wahrheit anbeten (Joh 4,23). Wenn unser Herz allerdings viel mit Irdischem erfüllt ist, werden wir wenig Anbetung bringen können. Außerdem fehlt uns die Kraft zum Dienst, sodass die gegenseitige Erbauung der Glaubensgeschwister ausbleibt (1. Pet 4,10.11).

Frage an dich:

  • Lobst und dankst du Gott für das, was Er dir in seinem Wort gezeigt hat?
  • Stehen wir dem Herrn zur Verfügung, sodass Er uns zur Erbauung anderer gebrauchen kann?

Sie ließen sie verarmen (Vers 6)

Die Midianiter nahmen den Kindern Israel fast alles, so dass sie sehr verarmten. – Auch wir werden geistlich verarmen, wenn wir unsere ganze Zeit und Energie Irdischem und Zeitlichem widmen und dabei das Himmlische und Ewige vernachlässigen. Es ist – wie so oft im Leben – eine Frage der Prioritäten: Wollen wir reich in Bezug auf die Erde sein oder reich in Bezug auf Gott (Lk 12,21)?

Frage an dich:

  • Was sind deine Ziele im Leben? Welche Prioritäten hast du dir gesetzt?
  • Lebst du für die Erde oder für den Himmel?
(aus der Monatszeitschrift „Folge mir nach“)