„Und als es schon spät geworden war, traten seine Jünger zu ihm und sagten: Der Ort ist öde, und es ist schon spät; entlass sie, damit sie hingehen aufs Land und in die Dörfer ringsum und sich etwas zu essen kaufen. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen.“ (Mk 6,35–37; vgl. Mt 14,15.16; Lk 9,12.13)

Der Herr Jesus hatte die große Volksmenge an jenem Tag viel gelehrt. Als es schließlich Abend wurde, war den Jüngern klar, dass sie nicht genug bei sich hatten, um die Volksmenge mit Nahrung zu versorgen. Was lag nun näher, als die Leute einfach wegzuschicken, damit sie sich selbst etwas zu essen kaufen konnten? Doch der Herr hatte andere Absichten. Er wollte die Menschen nicht hungrig entlassen, sondern ihnen zuvor etwas zu essen geben.

Was war das Problem der Jünger? Warum hatten sie andere Absichten als der Herr? Es war ihre falsche Blickrichtung. Anstatt auf den Herrn zu blicken und mit seiner mächtigen Hilfe zu rechnen, blickten sie auf sich selbst und das Wenige, das ihnen zur Verfügung stand. Anstatt ihr Vertrauen glaubensvoll auf den Herrn zu setzen, stellten sie menschliche Berechnungen an, die ihnen ihre Ohnmacht und Hilflosigkeit jedoch nur noch deutlicher vor Augen malten. Das Folge war, dass sie resignierten und die Leute hungrig wegschicken wollten.

Geht es uns nicht manchmal ähnlich? Wir sehen vielleicht die großen Bedürfnisse der Menschen um uns herum (gut, wenn wir sie überhaupt noch sehen!), aber dann blicken wir nicht vertrauensvoll auf den Herrn, sondern auf uns selbst und die wenigen und schwachen Mittel, die uns zur Verfügung stehen. Was ist die Folge? Wir verlieren den Mut und resignieren. Und oft tun wir dann (vielleicht ohne uns dessen bewusst zu sein), was auch die Jünger damals tun wollten: Wir schicken die Leute weg und überlassen sie mit ihren Nöten und Bedürfnissen sich selbst.

Doch dies kann niemals die Absicht des Meisters sein. So wie Er damals den Jüngern die Anweisung gab, dass sie der Volksmenge etwas zu essen geben sollten, so ist es auch heute noch sein Wunsch, dass seine Jünger die Menschen, die ihnen anvertraut sind, mit geistlicher Nahrung versorgen. Wie traurig und beschämend wäre es, wenn jemand hungrig aus der Gegenwart des Herrn weggehen müsste, um sich irgendwo anders geistliche Nahrung zu besorgen!

„Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den sein Herr über seine Dienerschaft gesetzt hat, ihnen die Nahrung zu geben zur rechten Zeit? Glückselig jener Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, damit beschäftigt finden wird!“ (Mt 24,45.46)