Der nachfolgende Artikel ist ziemlich genau 100 Jahre alt. Dennoch scheint er wie in unsere Zeit hineingeschrieben worden zu sein. 

Wenn wir uns heute auf der Welt umsehen, ist dieser außergewöhnliche Geist der Unruhe, der auf ihr herrscht, ohne Frage frappierend. Er hat sich überall so gründlich ausgebreitet, dass kein Bereich, ob staatlich, ethnisch, sozial, intellektuell oder religiös, von seinem Einfluss verschont geblieben ist und sogar der gedankenloseste Genussmensch seine Existenz erkennt. Hierfür werden viele Erklärungen angeboten; die beliebteste ist jene der Intellektuellen und Verfechter modernen Denkens, sowie religiöser Irrlehrer, die behaupten, dass er ein Zeichen von menschlichem Fortschritt und Verbesserung ist; dass er die Geburtswehen eines neuen Zeitalters darstellt, in welchem die Evolution eine bessere Ordnung des Menschen hervorbringt, sodass wir demnächst die Verwirklichung des viel diskutierten „Übermenschens“ erwarten dürfen.

Wahre Christen werden sich hingegen der Tatsache bewusst, dass diese Unruhe und Aufregung lediglich Vorbeben sind, die jene Stunde ankündigen, in welcher der Herr „nicht allein die Erde, sondern auch den Himmel erbeben lassen“ wird. Deshalb kommt es auch unter ihnen zu einer Bewegung und einer Erweckung im Blick auf die Wiederkunft des Herrn.

Die Schrift gibt uns eine geschichtliche Aufzeichnung darüber, wie ein Überrest Israels von Gott darauf vorbereitet wurde, Jesus bei seiner ersten Ankunft zu empfangen und aufzunehmen. Sie beschreibt auch, wie die Masse des Volkes durch Stolz verhärtet war und ihn deshalb abgelehnt und Barabbas bevorzugt hat. Ebenso finden wir im Neuen Testament eine prophetische Aufzeichnung darüber, wie die Gläubigen für seine Wiederkunft vorbereitet werden sollen und wie die Welt auf das Erscheinen von Satans Nachahmer vorbereitet wird. Wir werden auf ein paar Abschnitte in der Reihenfolge hinweisen, in der sie vorkommen.

Unser erstes Beispiel ist Matthäus 25: Das Gleichnis von den zehn Jungfrauen ist eine unbestreitbare Anspielung auf die Wiederkunft und die angemessene Einstellung der Gläubigen, die noch auf der Erde übrig sind, um den Bräutigam zu erwarten. Sie werden als „Jungfrauen“ dargestellt, weil der Gläubige von der Welt getrennt und von deren Verderbtheit und Besudelung nicht verunreinigt ist. Des Weiteren sind sie Jungfrauen, die „ausgingen, dem Bräutigam entgegen“, das heißt, sie nahmen in aller Öffentlichkeit einen gesonderten Platz mit Blick auf den Bräutigam ein. In welchem Maß das bei den ersten Christen verwirklicht wurde, ist aus den ersten Kapiteln der Apostelgeschichte sowie aus 1. Thessalonicher 1 ersichtlich. Der Bräutigam ließ allerdings auf sich warten und der Schlaf überwältigte alle.

Dann kam das Erwachen. Der Ruf um Mitternacht lautete: „Siehe, der Bräutigam!“, und darauf folgend: „Geht aus, ihm entgegen!“ Das führte dazu, dass die Jungfrauen sich erhoben und ihre Lampen anzündeten. Die Törichten bemerkten ihren folgenschweren Mangel zu spät. Die Klugen waren bereit und gingen hinein. Hier haben wir eine prophetische Darstellung von dem, was sich erfüllt hat: Die Erwartung der Wiederkunft des Herrn ist neu erwacht und Er selbst wurde das Ziel und der Sammelpunkt in den Herzen der Gläubigen. Es erfolgte eine Rückkehr zur ursprünglichen Position der Gläubigen als ein Volk, das von der Welt abgesondert ist, wodurch eine Entwirrung herbeigeführt wird: Die Klugen werden von den Törichten getrennt.

Hier, in unserer ersten Bibelstelle, haben wir die komplette Situation in allgemeinen Grundzügen vorliegen. Zwei Ströme, die in entgegengesetzte Richtungen fließen, sind erkennbar: Der eine führt zu Abtrünnigkeit und Verderben, der andere zu Treue und Herrlichkeit. Im ersten sehen wir das Äußerliche und Nominelle, ein Bekenntnis ohne Wirklichkeit, da der Geist Gottes fehlt. Im anderen sehen wir das Wahre, das den Geist Gottes besitzt und von seiner einstigen Trägheit und Gleichgültigkeit zu Wachsamkeit und Erwartung erweckt wurde. Dieses Wahre ist durch die drei bereits erwähnten Merkmale gekennzeichnet, welche wir dennoch wiederholen, damit sie sich noch tiefer in unsere Herzen einprägen.

1. Christus, der Bräutigam, ist durch den Ruf des Heiligen Geistes erneut als das oberste Ziel gesetzt. Sein Kommen wird wieder als nahe bevorstehend erachtet und ist deshalb eine Sache lebendiger Erwartung. Er wird zum Sammelpunkt der Gläubigen: „Ihm entgegenzugehen“, und niemand anderem, ist jetzt ihr sehnlichster Wunsch.

2. Der Ruf des Geistes lautet: „Geht aus, ihm entgegen!“ So wie sie ursprünglich, vor dem Verfall, zu ihm „hingingen“, so müssen sie jetzt zu ihm „weggehen“. Sie müssen zu der Position zurückkehren, die sie am Anfang innehatten. Ganz egal, wie bequem und scheinbar vernünftig viele der Vorkehrungen sein mögen, die sie für die Dauer ihres friedlichen Schlummers getroffen haben, sie müssen sie alle verwerfen für das, was Gott ursprünglich bestimmt hat.

3. Christus, als höchstes Ziel, Hoffnung und Sammelpunkt, bringt einen Akt der Trennung und Absonderung mit sich. Schon bevor der Bräutigam kam, war die Trennlinie klar und deutlich. Mit seinem Kommen wird sie vollzogen und unwiderruflich gemacht.

Für manche unserer Leser wird das oben Genannte so banal erscheinen, als wäre es nur eine Wiederholung dessen, was sie schon lange gelernt und eingehalten haben; für andere mag es neu und fragwürdig wirken. Zu den Letzteren sagen wir nur: „Sucht weiter in der Schrift mit uns und seht, ob es nicht mit deren durchgängiger Aussage und Inhalt übereinstimmt.“ Die Ersteren hingegen müssen wir ermahnen, dass ihnen gerade ihre Vertrautheit damit zum Verhängnis werden könnte. Wenn jene, die am Anfang hinausgerufen wurden, in Schlaf versunken sind, ist es unmöglich, dass uns das auch passiert? Die Frage zu stellen, ist bereits ihre Antwort. Der ganze Zweck besteht hier in Zuneigung und Treue des Herzens. Freilich, die getrennte Position wurde eingenommen, aber als die Frucht von wieder erwachter Zuneigung und Erwartung. Ist es wert, abgesondert zu sein, wenn diese Zuneigung und Erwartung (auch wenn sie nach außen hin aufrechterhalten werden) schwinden und wir wieder dem Schlaf verfallen? Wir denken nicht.

Wie wir bereits gesagt haben, wird uns hier alles in allgemeinen Grundzügen präsentiert. Es wird nichts erwähnt, das uns ermöglicht, die genaue Art und Weise der bewirkten Trennung zu ermessen, oder was ihre Grenzen sind, wenn wir das so sagen dürfen. Für alle derartigen Details müssen wir woanders hingehen, insbesondere zu den Briefen von Paulus an Timotheus.

Vor diesen Briefen kommen allerdings jene an die Thessalonicher. Vor allem 2. Thessalonicher 2 wirft Licht darauf, wie nach der Erfüllung von 1. Thessalonicher 4,13–17 der Höhepunkt des Bösen erreicht wird. Hierauf wird in 2. Thessalonicher 2,1 als die „Ankunft unseres Herrn Jesus Christus“ und unserem „Versammeltwerden zu ihm hin“ Bezug genommen. In diesem Kapitel stechen drei Dinge sehr deutlich heraus, die wir wie folgt zusammenfassen:

1. Intensive menschliche Aktivität, die die Menschheit zu einem Höhepunkt führt. Es muss „der Abfall“ kommen – ein Abfall vom Glauben. Das bedeutet starke Aktivität im Bereich des Denkens. Die Ansichten der religiösen Menschen werden zerrüttet werden. Es wird zu einem vollständigen Erdrutsch im religiösen Denken kommen, der alle bisherigen Orientierungspunkte vernichtet. Oder, wenn zufällig alte Begriffe beibehalten werden, wird ihnen ihre ganze frühere Bedeutung genommen und sie bekommen neue Werte, die die alten komplett auslöschen – genau so, wie bei einem Erdrutsch manchmal Bäume und andere Objekte erhalten bleiben, aber vollkommen entwurzelt und von ihren alten Positionen entfernt. Darüber hinaus wird diese große Bewegung, wie schon so oft in der Geschichte der Welt, einen Menschen hervorbringen. In diesem „Mensch der Sünde“, diesem Gesetzlosen, wird in jener Stunde die menschliche Bösartigkeit ihr höchstes Ausmaß erreichen.

2. Intensive satanische Aktivität, die die Mächte der Finsternis zu einem Höhepunkt führt. Die Ankunft dieses Gesetzlosen soll „nach der Wirksamkeit des Satans, in aller Macht und allen Zeichen und Wundern der Lüge“ erfolgen. Die Kräfte spiritueller Boshaftigkeit werden dann auf die Erde losgelassen und folglich wird „aller Betrug der Ungerechtigkeit“ gegen jene ausgeübt, „die verloren gehen, darum, dass sie die Liebe zur Wahrheit nicht annahmen, damit sie errettet würden.“ Tatsächlich werden sich wieder übernatürliche Mächte im Zusammenhang mit religiösen Bekenntnissen und Ansprüchen offenbaren, aber sie werden von Satan ausgehen und dafür verwendet werden, seine Betrogenen wirksam zu blenden.

3. Ein heiliger Befehl vonseiten Gottes, der die Zerstörung des Höhepunkts des Menschen besiegelt. Was die Menschheit stolz als das beständige Denkmal betrachten wird, das errichtet wurde, um den Ruhm der Menschen zu feiern, wird sich als dreckiges Grab herausstellen, worin er ins Verderben gehen soll. Gott setzt sein Siegel auf dieses Grab durch das Senden „einer wirksamen Kraft des Irrwahns“ als einen Akt seiner heiligen Regierung. Kein Mensch wird den Stein wegrollen können, wenn das einmal geschehen ist.

Was für ein Höhepunkt! Was für ein Bild! Lasst es uns unablässig bestaunen, bis seine Wirklichkeit in unsere Seelen eindringt. Dann werden wir uns davon abwenden, einerseits belastet mit Sehnsucht und Mitgefühl für Seelen, die möglicherweise noch vor dem Feuer gerettet werden, andererseits jedoch voller Freude, dass unsere Verbindung damit getrennt wurde.

Der Lage nach zu urteilen, die sich im Christentum gerade rapide zuspitzt, kann der Höhepunkt nicht mehr fern sein. Die geistige Aktivität des Menschen steigert sich rasend schnell. Es scheint geradezu für jede kommende Generation eine Ehrensache zu sein, die Anschauungen der vorangegangenen Generation umzustürzen und zu verwerfen. Der Erdrutsch hat eindeutig begonnen und Satans Einmischung wird unter dem Einfluss von Spiritismus und ähnlichen Kulten zur Alltäglichkeit. Wenn die Gläubigen in den Himmel entrückt werden, wird sich alles in einem unglaublich kurzen Zeitraum zuspitzen und der gottgesandte Irrglaube wird sich wie ein Leichentuch auf die Seelen der Abtrünnigen legen.

2. Timotheus 2,15–4,5 ist ein wunderbarer Abschnitt, der uns in die Entwicklung des Bösen im Bereich des christlichen Bekenntnisses und den Weg eines treuen Gläubigen, sogar bis in „die letzten Tage“, Einsicht gibt. Hier verfolgen wir den Lauf der beiden Ströme, die zum Höhepunkt führen. In 2. Timotheus 3,1–5 sehen wir, was die Masse der Christenheit kurz vor der Entrückung der Gläubigen kennzeichnen wird. Die Form der Gottseligkeit wird bewahrt. Ihre Macht ist aber nicht nur abwesend, sondern verleugnet. Die Menschen sind „selbstsüchtig“, „geldliebend“ und „mehr das Vergnügen liebend als Gott.“

Der Weg eines treuen Gläubigen ist einfach und klar. Zuerst kommt wiederum die Absonderung zum Herrn, wie aus 2. Timotheus 2 ersichtlich. Als Abgesonderter bleibt der Gläubige als „Knecht des Herrn“ zurück, der in allen seinen Diensten das Wesen seines Herrn widerspiegeln muss. Er muss immer daran denken, dass er selbst nicht ein Herr, sondern ein Knecht des Herrn ist und entsprechend mild und duldsam sein soll. Außerdem erfährt er Verfolgung und steht unumstößlich auf „dem uneinnehmbaren Fels der Heiligen Schrift.“ Er akzeptiert die komplette Schrift als von Gott eingegeben und als ausreichend, den Mann Gottes, und nicht nur den gewöhnlichen Gläubigen, durchwegs zu versorgen. Der Anfang von 2. Timotheus 4 macht ersichtlich, dass der treue Gläubige zur Schrift nicht nur Stellung bezieht, sondern sie auch verbreitet. Er predigt „das Wort.“ Achte sorgfältig auf die Schlussfolgerungen, die genau hier vorliegen. Wenn uns die komplette Schrift gegeben ist, damit der Mensch Gottes „zu jedem guten Werk völlig geschickt“ ist, dann kann erstens kein Teil der Schrift ohne Gefahr missachtet werden; und zweitens ist kein Werk – nicht einmal eine sogenannte „christliche Arbeit“ – ein gutes Werk, wenn es nicht direkt oder indirekt von der Schrift gutgeheißen wird. Darüber hinaus zeigen der Ablauf der Offenbarungen des Apostels bezüglich der letzten Tage, sowie seine Anweisungen an Timotheus, dass seiner Meinung nach das Akzeptieren „aller Schrift“ einen perfekten Maßstab und Test bietet. In Anbetracht dessen ist die Einstellung eines jeden vermeintlichen Lehrers der Schrift gegenüber endgültig und eindeutig; wir brauchen uns nicht bemühen, nach seinen weiteren Referenzen zu fragen, wenn er an diesem Punkt scheitert.

Der Verlauf des einen Stromes fließt somit hin vom gotteslästernden und eingebildeten Geplapper aus Zeiten des Hymenäus und Philetus zu den gefährlichen Zeiten der letzten Tage, dem sich selbst mit Irrlehrern überhäufen, Kitzeln in den Ohren, und dem Zuwenden zu Fabeln – all das als Vorbereitung für das fürchterliche Drama, wie es 2. Thessalonicher 2 zeigt. Der Lauf des anderen Stromes ist gekennzeichnet vom „Gefäß zur Ehre“, „dem Knecht des Herrn“, einem „gottseligen Leben in Christus Jesus“ und dem Erleiden von Verfolgung. Außerdem kennzeichnet ihn das Ausharren in den gelernten Dingen, mit der ganzen Schrift als einem Fels unter seinen Füßen, und schließlich das Predigen „des Wortes.“ Das alles führt zu „jenem Tag“ und der „Krone der Gerechtigkeit.“

 Wenn wir uns von Paulus zu Petrus wenden und 2. Petrus 2 und 3 lesen, finden wir die gleichen Merkmale in anderen Formen. Da gibt es die Irrlehrer, die, genau wie die falschen Propheten von einst, „Verderben bringende Sekten nebeneinführen werden und den Gebieter verleugnen, der sie erkauft hat“ und dadurch Seelen mit sich in den Strom des Bösen ziehen. Dabei „versprechen sie ihnen Freiheit“ – genau das ist heutzutage der große Aufruf, dass die Leute von der Gebundenheit an „alte religiöse Ideen“ und von „Bibliolatrie“, dem Begriff, den sie für das Akzeptieren der Bibel als das Wort Gottes verwenden, „befreit“ werden. In Wirklichkeit reißen sie sie in die Verderbtheit der Welt wie Hunde, die zu ihrem Erbrochenen zurückkehren, oder gewaschene Säue, die zurückkommen, um sich im Schlamm zu wälzen. Schlussendlich spotten sie beim bloßen Gedanken eines wiederkehrenden Christus. Sie begründen ihren Hohn mit dem gleichmäßigen und unveränderlichen Lauf der Natur. Das ist bemerkenswerterweise genau der Standpunkt, den der moderne „wissenschaftliche“ Spötter bezieht: Er glaubt an langsame und systematische Evolution und leugnet die Möglichkeit jeglichen vernichtenden Eingreifens Gottes.

Andererseits erzählt uns Petrus von den „heiligen Propheten“ und fordert uns auf, ihre Worte und auch die Worte der „Apostel des Herrn und Heilandes“ zu beachten – anders ausgedrückt, an die Worte der Schriften sowohl des Alten als auch den Neuen Testaments zu denken. Er weist darauf hin, dass wir – die Wahrheit wissend und vorab vor dem Bevorstehenden gewarnt – durch „heiligen“ oder „abgesonderten“ Wandel und Gottseligkeit gekennzeichnet sein sollen. Dementsprechend sollen wir nicht aufhören zu wachsen „in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus.“

Wenn wir uns schließlich für einen Moment den Schriften des Johannes zuwenden, finden wir in Offenbarung 2 und 3 die prophetischen Ansprachen an die sieben Gemeinden. Die Schlussphasen der Geschichte der Gemeinde stellen Philadelphia und Laodizea dar. Ihre Namen allein sind bedeutungsvoll – nämlich „Bruderliebe“ und „Recht des Volkes“.

Durch Bruderliebe zeigen wir, dass wir aus Gott geboren und vom Tod zum Leben übergegangen sind, und dass wir auch unsere Liebe zu Gott selbst bekunden. „Philadelphia“ in Offenbarung 3 trägt die Merkmale, die göttliches Leben kennzeichnen, und die Merkmale, die Treue charakterisieren: Christi Wort wird gehalten, sein Name wird nicht verleugnet, das Wort seines Ausharrens wird gehalten. Das Ende ist für sie die Entrückung zur Herrlichkeit von der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt zeichnen sich „die Rechte des Volkes“ in allen Richtungen weithin ab und sind jetzt auch im Bereich der Religion fest etabliert. Wir befinden uns im Zeitalter des „demokratisierten Christentums.“ Politische Demokratie findet all ihre Autorität im Willen des Volkes. In diesem Gebiet gibt es keine festgelegten Maßstäbe für richtig oder falsch. Wenn die Mehrheit der Bevölkerung es will, seien es Wetten, Rauschmittel, Opium, Krieg oder irgendetwas anderes, ist es politisch korrekt. Wenn sie es nicht will, sei es die Bibel in Schulen, die Freiheit der Verkündigung Christi, Besonnenheit, Frieden oder irgendetwas anderes, ist es politisch inkorrekt. Folglich sind auch selbst im demokratisierten Christentum der Mensch und sein Wille alles. Gott und sein Christus und deren Wort sind nichts.

In Laodizea ist Christus außerhalb und höchste Selbstzufriedenheit ist im Inneren. In Wirklichkeit gibt es dort nichts als Elend, Kummer, Armut, Blindheit und Nacktheit. Alles ist Gleichgültigkeit und ekelerregend, und sein Ende wird völlige Ablehnung durch die Hand des Christus sein. Er wird es aus seinem Mund ausspeien.

Wenn „Philadelphia” entrückt und „Laodizea” ausgespien ist, wird alles bereit sein für die Abtrünnigkeit und den Mann der Sünde, wie wir es in 2. Thessalonicher 2 gesehen haben.

Während sich ein weiteres Jahr dem Ende zuneigt, verdunkelt sich der Himmel der Christenheit. Sind wir niedergeschlagen? Nein, Gott sei Dank, denn „der Pfad der Gerechten ist wie das glänzende Morgenlicht, das stets heller leuchtet bis zur Tageshöhe“ (Spr 4,18). Wir gehen nicht zurück, nicht einmal zurück zu Pfingsten, sondern weiter zur Herrlichkeit! Lasst uns nur vor diesem schnell dahinfließenden Strom auf der Hut sein, der die Christenheit auf den Antichrist und seine Täuschungen vorbereitet. Lasst uns lieber freudig in den anderen Strom eintauchen, der seinen Antrieb im Geist Gottes findet; der gekennzeichnet ist durch Treue zum Wort Gottes und dessen genauer Befolgung, die wiederum in Bruderliebe, dem Halten des Wortes Christi und Nichtverleugnung seines Namens resultiert. Und wenn wir noch eine Weile auf seine Ankunft warten, lasst uns sein Wort des Ausharrens halten, indem wir treu dem Zurückgewiesenen nachfolgen, in völliger Identifizierung mit seinen Interessen und in wahrer Trennung von dieser gegenwärtigen bösen Welt zu ihm.

(Entnommen aus Scripture Truth Vol. 15, 1923, Seite 271; übersetzt von Martina Mundl)