„Ihr seid das Licht der Welt; eine Stadt, die oben auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht eine Lampe an und stellt sie unter den Scheffel, sondern auf den Lampenständer, und sie leuchtet allen, die im Haus sind.“ (Mt 5,14.15)

Der Wärter eines Leuchtturms in Calais brüstete sich mit der Helligkeit seiner Laterne, die zehn Seemeilen vor der Küste zu sehen war. Ein Besucher fragte ihn: „Was ist, wenn eines der Lichter zufällig ausgeht?“ „Niemals! Unmöglich!“, rief der Leuchtturmwärter, entsetzt über den Gedanken. Er zeigte auf den Ozean: „Dort, wo man nichts sehen kann, fahren Schiffe in alle Teile der Welt hinaus. Wenn heute Nacht einer meiner Brenner ausginge, käme innerhalb von sechs Monaten ein Brief, vielleicht aus Indien, vielleicht aus Amerika, vielleicht von einem Ort, von dem ich noch nie etwas gehört habe, und der besagte, dass in einer solchen Nacht, zu einer solchen Stunde das Licht von Calais schwach brannte, der Wächter seinen Posten vernachlässigte und die Schiffe in Gefahr waren! Ach, manchmal, in dunklen Nächten, bei stürmischem Wetter, schaue ich aufs Meer hinaus und habe das Gefühl, als ob die Augen der ganzen Welt auf mein Licht blicken würden. Erlöschen? Erlöschen? Niemals!“

Als Gläubige sind wir das Licht der Welt, und Paulus schreibt, dass wir als „Lichter in der Welt“ scheinen sollen inmitten der Menschen um uns herum (Phil 2,15). Der Herr Jesus vergleicht unsere Identität als Zeugen mit einer hellen Stadt auf einem hohen Berg, die man nachts einfach nicht übersehen kann. Damit sagt er: „Liebe Jünger, es sollte so sein, dass die Menschen gar nicht anders können, als euch als Lichter scheinen zu sehen!“ Leider gibt es dennoch zwei Gefahren, die dieses Leuchten behindern können. Er stellt die rhetorische Frage: „Holt man etwa die Lampe, damit sie unter den Scheffel oder unter das Bett gestellt werde? – nicht vielmehr, damit sie auf den Lampenständer gestellt werde?“ (Mk 4,21). Natürlich kauft man keine Lampe, um sie unter den Scheffel oder unter ein Bett zu stellen, das wäre ja völlig widersinnig und irrational. Die Lektion ist deutlich: Wir sind sehr oft diese Lampe, die völlig widersinnig irgendwohin gestellt wird, wo sie kein Licht verbreitet:

- ... unter den Scheffel, was von Geschäftigkeit spricht. Gerade in unserer schnelllebigen Zeit mit vollen Terminkalendern hat man oft einfach zu wenig Zeit, nicht wahr? Falsch! Wir haben oft nur zu wenig Zeit für die Dinge des Herrn. Unser Zeitproblem ist oft eher ein Motivationsproblem. Wenn wir wegen Fußball, Shoppen, unserem Beruf, allerlei Events, unseren traditionellen Samstagsausflügen etc. keinerlei Zeit mehr finden, für den Herrn in dieser Welt zu leuchten, dann steht unser Licht unter dem Scheffel. Paulus ruft uns zu: „Niemand, der Kriegsdienste tut, verwickelt sich in die Beschäftigungen des Lebens, damit er dem gefalle, der ihn angeworben hat“ (2. Tim 2,4).

- ... unter das Bett, was einen Hinweis auf Bequemlichkeit gibt. Morgen Büchertisch? Puh, ich wollte eigentlich diesen Samstag mal ausschlafen. Draußen Traktate verteilen? Eigentlich ist es ziemlich kalt, zuhause ist es viel gemütlicher. Das Grillwochenende zum Regenerieren und der ausgedehnte Jahresurlaub hingegen sind mittlerweile Pflichtprogramm geworden. Doch Füße hochlegen passt nicht zu der „Mühe“ im Werk des Herrn, von der Paulus spricht (1. Kor 15,58). Gott ruft uns zu: „Lasst eure Hände nicht erschlaffen, denn es gibt Lohn für euer Tun!“ (2. Chr 15,7).

Es ist, wie gesagt, unmöglich, eine große helle Stadt verborgen zu halten. Wir als Christen schaffen es jedoch oft sehr gut, unser Licht zu verstecken. Stichwort „U-Boot-Christen“ – wir tauchen unter. Sichtbar beten vor dem Mittagessen in der Kantine auf der Arbeitsstelle, an der Uni oder in der Schule? Ungern. Stellung beziehen zu Themen wie Sex vor der Ehe oder Homosexualität? Lieber herumdrucksen. Dem Mitmenschen, der irgendwie bedrückt wirkt, von der Hoffnung in Christus erzählen? Lieber nicht. Dem Reisenden, den ich nie wieder im Leben sehen werde, ein Traktat geben? Lohnt sich doch kaum ... Die Liste an Licht-Dimmern in unserem Leben ist anscheinend endlos.

Lassen wir uns durch den Herrn neu anspornen, gemäß unserer Berufung für Ihn zu leuchten. Du hast ein wunderbares Licht, das der Herr Jesus in dieser Welt hell scheinen sehen möchte. Er schenkt dir die Kraft dazu.

„Ich gebe nicht viel auf deinen Glauben, wenn er nicht sichtbar ist. Lampen reden nicht, sie scheinen.“ (Charles H. Spurgeon, englischer Prediger, 1834–1892)