„Denn so hat uns der Herr geboten: Ich habe dich zum Licht der Nationen gesetzt, damit du zum Heil seiest bis an das Ende der Erde.“ (Apg 13,47)

Als der Herr zu seinen Jüngern sagte: „Geht nun hin“ (Mt 28,19), war dieser Befehl unmissverständlich klar. Die Botschaft musste raus! Und dieser Auftrag galt nicht nur den Jüngern damals. Er gilt bis heute. Er gilt nicht nur den Missionaren und Evangelisten. Nein, er gilt mir und dir. Jeder von uns persönlich ist gefordert, das Wort vom Kreuz weiterzugeben. Wir alle sollen wie Lichter, die das Wort des Lebens darstellen, in dieser Welt scheinen (Phil 2,15). Natürlich hat nicht jeder die Gabe eines Evangelisten oder den Ruf, vollzeitig im Ausland zu dienen – doch da, wo Gott uns hinstellt, dürfen wir von unserem Herrn zeugen.

In allen vier Evangelien sowie in der Apostelgeschichte finden wir den Sendungsauftrag des Herrn Jesus. Bevor wir ihn etwas näher anschauen, stellen wir uns folgende Frage: Gilt dieser Auftrag auch uns? Ich meine: Ja, unbedingt! Natürlich ist es korrekt, dass er damals an die elf jüdischen Jünger erging und sich direkt auf sie und ihren besonderen Dienst bezieht. Doch besteht nicht die Gefahr, dass wir diese Erklärung nutzen, um uns aus der Affäre zu ziehen und zu sagen: „Das gilt also nicht für mich“? Der Herr macht unmissverständlich klar, dass wir alle „Gesandte“ (2. Kor 5,20) sind, und darüber hinaus ist das Neue Testament gefüllt mit Aufforderungen, dass wir alle als Zeugen in dieser Welt leuchten sollen.

Der Auftrag unseres Herrn lautet: „Geht hin!“ Dabei denken wir vielleicht nur an besonders begabte Männer und Frauen, an Missionare in einem fernen Land oder an so genannte „vollzeitliche Evangelisten“, die jede Woche unterwegs sind. Dann verstecken wir uns häufig hinter ihnen und meinen, dass der Missionsauftrag doch ihnen gelte, während wir unseren ganz normalen Berufs- und Haushaltsalltag bewerkstelligen müssen. In Wahrheit jedoch ergeht der Missionsbefehl an alle, die der Herr errettet hat. Der Ausspruch „Jeder Christ ein Evangelist“ stimmt im erweiterten Sinn schon und macht uns unsere Verantwortung in dem Umfeld bewusst, in dem wir leben. Ein Ausleger schreibt: „Es gibt nicht wenige Christen, die nicht wissen, warum sie überhaupt auf der Erde sind. Fragt man sie, warum Jesus Christus sie nach der Bekehrung nicht sofort in den Himmel nahm, wissen sie keine Antwort darauf. Sie leben bezüglich des Auftrags, Menschenfischer zu sein, regelrecht in den Tag hinein und machen sich keinerlei Gedanken um das Seelenheil ihrer Mitmenschen.“

Der fünffache Befehl

Der Missionsbefehl wird in den folgenden fünf Bibelstellen jedes Mal mit einem anderen interessanten und wichtigen Schwerpunkt vorgestellt:

a) Johannes 20,21: „Jesus sprach nun wiederum zu ihnen: Friede euch! Wie der Vater mich ausgesandt hat, sende auch ich euch.“

Im Johannesevangelium betont der Herr besonders die Tatsache, dass wir Gesandte sind. Und so wie der Herr gesandt wurde, um seinen Vater zu verkündigen, sind auch wir in diese Welt gesandt. Wir sind nicht hier, um die Hände in den Schoß und die Füße hochzulegen, und an keiner Stelle werden wir aufgefordert zu warten, bis die Menschen zu uns kommen. Stattdessen sind wir ausgesandte hochoffizielle Botschafter des großen Schöpfers, der wieder in den Himmel zurückgekehrt ist: „So sind wir nun Gesandte an Christi statt“ (2. Kor 5,20).

b) Apostelgeschichte 1,8: „Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt; und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.“

Hier betont der Autor Lukas die Kraft, in der die Jünger des Herrn das Evangelium verkündigen. Der Herr sagt, dass sie diesen Auftrag niemals in eigener Stärke ausführen können, sondern Kraft von oben benötigen – durch den Heiligen Geist. Es ist wunderbar, dass der Herr uns zu diesem Dienst aussendet und uns gleichzeitig alle Kraft gibt, die dazu nötig ist.

Dieses Prinzip finden wir auch an anderer Stelle: „Wenn du dieses tust und Gott es dir gebietet, so wirst du bestehen können“ (2. Mo 18,23). Der Herr höchstpersönlich übernimmt die volle Verantwortung dafür, seinen Diener auszurüsten, den er aussendet.

c) Markus 16,15: „Er sprach zu ihnen: Geht hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung.“

Markus legt den Fokus auf die Reichweite der Ausbreitung des Evangeliums: „Die ganze Welt“ ist das Missionsfeld. Jedem Menschen ohne Ausnahme soll die Botschaft vom Kreuz verkündigt werden. Damit ist der Heide im entlegensten Bergdorf Zentralasiens genauso gemeint wie dein Nachbar. Paulus schreibt an Titus: „Die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen“ (Tit 2,11). Keine Grenzen und kein Limit.

d) Lukas 24,46–48: „Er sprach zu ihnen: So steht geschrieben, dass der Christus leiden und am dritten Tag auferstehen sollte aus den Toten und in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden gepredigt werden sollten allen Nationen, angefangen von Jerusalem. Ihr aber seid Zeugen hiervon.“

Lukas spricht besonders von dem Inhalt der Predigt: Vergebung der Sünden. Es geht nicht darum, zum Glauben einzuladen oder einfach für Jesus zu werben, sondern darum, den Menschen in das Licht Gottes zu stellen, so dass er sich als Sünder erkennt. Dies zu verschweigen, würde bedeuten, dem Auftrag unseres Herrn nicht nachzukommen. Diese Botschaft ist nicht immer angenehm, aber notwendig. Das war damals so und ist heute nicht anders.

e) Matthäus 28,18.19: „Jesus trat herzu und redete zu ihnen und sprach: Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf der Erde. Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern.“

Im Matthäusevangelium wird besonders die Aufgabe betont: Aus Sündern sollen nicht nur Errettete werden, sondern Jünger. Es geht um die Nacharbeit („follow-up“), um sie in der Nachfolge des Herrn zu befestigen. Der Herr möchte nicht nur Menschen für den Himmel retten, sondern sucht treue Jünger (= Schüler, Nachfolger, Diener). Wenn sich jemand bekehrt, ist das ein wunderbares Werk Gottes – doch danach geht es erst richtig los! Interessant ist in dem Zusammenhang Römer 1,15: „Ebenso bin ich, soviel an mir ist, bereitwillig, auch euch, die ihr in Rom seid, das Evangelium zu verkündigen.“ Warum sollte Paulus den bereits gläubigen Römern das Evangelium verkündigen? Weil das Evangelium mehr enthält als die Botschaft der Errettung durch Christi Tod; letztendlich beinhaltet es die ganze Lehre von Gott und dem Herrn Jesus. Darin soll jeder heranwachsen! Bei aller Freude über Bekehrungen schreibt deshalb auch der Apostel Johannes: „Ich habe keine größere Freude als dies, dass ich höre, dass meine Kinder in der Wahrheit wandeln“ (3. Joh 4).

Der Herr meint jeden einzelnen Gläubigen, wenn Er sagt: „Ihr seid meine Zeugen“ (Apg 1,8). Dabei spielt es keine Rolle, ob wir nun „in Jerusalem“ oder am Ende der Erde arbeiten. Lasst uns seinen Auftrag – seinen Herzenswunsch – erfüllen!