„Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt.“ (Joh 17,18)

„Wie der Vater mich ausgesandt hat, sende auch ich euch.“ (Joh 20,21)

Als der Herr Jesus am Auferstehungstag in der Mitte der Seinen erschien, gab Er ihnen den Auftrag auszugehen: Wie der Vater Ihn in die Welt gesandt hatte, so würde auch Er sie in die Welt senden. Dieser Auftrag gilt auch uns heute: So wie der Sohn in die Welt gesandt wurde, um den Vater zu offenbaren, so sind auch wir in die Welt gesandt, um den Menschen etwas vom Vater zu zeigen. Wir hätten gewiss nicht gewagt, unsere Sendung mit der Sendung des Herrn Jesus in Verbindung zu bringen. Doch genau darüber spricht hier der Herr. Dabei ist natürlich völlig klar, dass nur Er das Werk der Erlösung vollbringen konnte. In diesem Punkt steht Er ganz allein.

Wenn wir über die Sendung des Herrn Jesus nachdenken, können wir zwischen dem Zweck und der Art und Weise seiner Sendung unterscheiden. Nachfolgend soll es in erster Linie um letzteres gehen. Dabei soll der Herr Jesus nicht nur als ewiger Sohn (wie Johannes Ihn in seinem Evangelium sieht), sondern auch als abhängiger Mensch vor uns stehen. Die Art und Weise, wie der Vater den Herrn Jesus in die Welt gesandt hat, soll auch unsere Sendung kennzeichnen. Nachfolgend einige Aspekte dazu.

Gemeinschaft

Der Herr Jesus war allezeit in ununterbrochener Gemeinschaft mit seinem Gott und Vater. Er diente aus der Gemeinschaft mit Ihm heraus, ohne diese Gemeinschaft je zu verlassen. Auch unsere Sendung findet nur dann die Anerkennung des Herrn, wenn sie aus der Gemeinschaft mit Ihm heraus geschieht. Bevor der Herr seine zwölf Jünger damals aussandte, sollten sie bei Ihm sein, um von Ihm zu lernen (Mk 3,14). Und auch nach dem Dienst versammelten sie sich wieder bei Ihm und berichteten Ihm alles, was sie getan hatten (Mk 6,30). Wir lernen: Die Gemeinschaft mit dem Herrn ist unerlässlich und sollte auch unseren Dienst kennzeichnen.

Abhängigkeit

Der Herr Jesus ließ sich als abhängiger Mensch jeden Morgen das Ohr öffnen, so dass der Vater Ihm die Worte in den Mund legen konnte, die Er sagen sollte (Jes 50,4.5). Er lebte nicht von Brot allein, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausging (Mt 4,4). Seine Worte, seine Taten und seine Wege – alles geschah in völliger Abhängigkeit von seinem Gott und Vater. Alles, was Er tat, war zur Freude und zum Wohlgefallen seines Vaters (Joh 8,29). Die vollkommene Abhängigkeit, die die Sendung des Herrn auszeichnete, soll auch unsere Sendung kennzeichnen – denn nur dann wird Gott sie segnen können.

Frieden

Als der Herr Jesus über diese Erde ging, war sein Herz stets von einem tiefen Frieden erfüllt. Dieser Friede war das Ergebnis der vollkommenen Übereinstimmung seines Lebens mit den Gedanken und dem Willen seines Gottes und Vaters. In allem, was Er dachte, sagte und tat, war Er sich der Zustimmung seines Gottes gewiss. Auch wir dürfen, ja sollen diesen Frieden des Herzens kennen und genießen, denn er ist Voraussetzung für einen hingebungsvollen Dienst. Er bewahrt uns vor Selbstzweifeln und beflügelt uns im Dienst. Allerdings kann er nur auf einem Weg des Gehorsams und der Abhängigkeit gefunden werden.

Kraft

Der Herr Jesus wurde anlässlich seiner Taufe im Jordan mit dem Heiligen Geist gesalbt. Der Geist war die göttliche Kraftquelle für den öffentlichen Dienst, den der treue Knecht ausführen würde (Mk 1,10). Bevor der Herr seine Jünger am Auferstehungstag aussandte, hauchte Er in sie und sprach zu ihnen: „Empfangt den Heiligen Geist!“ (Joh 20,22). Damit gab Er ihnen das Auferstehungsleben, dessen Kraftquelle der Heilige Geist ist. Der Heilige Geist selbst kam erst am Pfingsttag auf die Erde, um sowohl in der Versammlung als auch in jedem einzelnen Gläubigen Wohnung zu nehmen (Lk 24,49). Er ist bis heute die Kraftquelle, die uns zum Dienst befähigt.

Widerstand

Der Weg, den der Herr Jesus über diese Erde ging, war ein Weg der Leiden. Bei jedem Schritt hatte Er es mit dem Widerstand und der Ablehnung vonseiten der Menschen zu tun (Heb 12,3). Als Er auf die Erde kam, wusste Er, was Ihn hier erwarten würde – und trotzdem ist Er gekommen. Sein Angesicht verbarg Er nicht vor Schmach und Speichel (Jes 50,6). Trotz aller Anfeindungen, Schmähungen und Leiden setzte Er seinen Weg fort, bis Er am Kreuz ausrufen konnte: „Es ist vollbracht!“ (Joh 19,30). Das, was dem Herrn widerfuhr, wird – wenn auch in einem viel geringeren Maß und niemals im Blick auf die Sühnung – unser Teil sein, denn noch immer gilt, was Paulus damals an Timotheus schrieb: „Alle aber auch, die gottselig leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden“ (2. Tim 3,12; Apg 14,22).

Zusammenfassung

So wie der Vater den Herrn Jesus in die Welt sandte, so hat auch Er uns in die Welt gesandt. Das ist ein großes Vorrecht und adelt unseren Dienst. Aber wir wollen nicht übersehen, dass damit auch eine große Verantwortung verbunden ist. Die Merkmale, die den Dienst des Herrn Jesus in Vollkommenheit kennzeichneten, sollen auch in unserem Dienst gefunden werden:

  • Der Herr möchte, dass unser Dienst aus der Gemeinschaft mit Ihm heraus geschieht.
  • Er möchte, dass wir in Abhängigkeit von Ihm dienen.
  • Er möchte, dass wir mit einem tiefen Frieden im Herzen ausgehen.
  • Er möchte uns die Kraft schenken, die wir für unseren Dienst benötigen.
  • Wie Er selbst, so werden auch wir in unserem Dienst Widerstand erfahren.
(aus der Monatszeitschrift „Im Glauben leben“)