„Ruth traf zufällig auf das Feld des Boas.“ (Rt 2,3)

„Zufall“ – ein Begriff, den man in der Bibel so gar nicht vermuten würde. Beim Lesen dieser Begebenheit gewinnt man den Eindruck, dass der Heilige Geist hier praktisch „aus menschlicher Perspektive“ schreibt: So sieht es scheinbar wirklich nach Zufall aus, dass Ruth unter all den Feldern Bethlehems gerade auf dem von Boas blieb. Ruth hatte keinen konkreten Plan, sondern sie ging einfach so („zufällig“) auf das Feld des Boas.

Doch tatsächlich war dies göttliche Fügung, mit dem Ziel, den Plan Gottes aus Mt 1,5 zu erfüllen: „Boas zeugte Obed von der Ruth“. Ruth konnte also gar nicht anders, als bei Boas zu landen. Kein blinder Zufall, keine schöne Fügung des Schicksals, keine Laune von Fortuna, sondern göttliche Fügung. Was auch immer geschieht, ist entweder von Gott bewirkt oder zugelassen.

Diesen ermutigenden Gedanken finden wir mehrmals in der Schrift:

  • Auch wenn vordergründig seine Brüder Joseph nach Ägypten in die Sklaverei verkauften, erkannte dieser Jahre später Gottes Hand dahinter: „Nicht ihr habt mich hierher gesandt, sondern Gott“ (1. Mo 45,8).
  • Es sieht nach Zufall aus, ...

- dass gerade Mordokai von der Verschwörung gegen den König Ahasveros hört und sie aufdeckt (Est 2,21.22);

- dass der König genau in der Nacht nicht schlafen kann, nach der Mordokai getötet werden soll (Est 5,14; 6,1);

- dass der König sich genau aus dem Buch vorlesen ließ, welches von Mordokais Heldentat berichtet; dass seine Diener genau diese Stelle vorlasen (Est 6,2);

- dass Haman genau zu der Zeit unten im Hof war, als der König danach fragte (Est 6,4).

Der Name „Gott“ taucht im gesamten Buch Esther nicht einmal auf, doch Gott selbst wird ganz deutlich als der sichtbar, der im Hintergrund die Fäden zieht und alles so führt, dass sein Plan erfüllt wird.

  • Salomo sagt: „Wasserbächen gleicht das Herz eines Königs in der Hand des HERRN; wohin immer er will, neigt er es“ (Spr 21,1). Beispiele dafür:

- Der überhebliche, gottlose König Nebukadnezar (Dan 4,27) wird von Gott zu einem Tier erniedrigt. Später sagt er: „Da ist niemand, der seiner Hand wehren und zu ihm sagen könnte: Was tust du?“ (Dan 4,32).

- Der ebenfalls nicht gottgläubige König Kores wird vom Herrn dazu bewegt, die Juden zurück nach Israel zu schicken (Esra 1,1). Das war kein Zufall, keine schicksalhafte Wendung, sondern der Plan Gottes, dass ein Teil des Volkes dann zurückkehrt. (Jer 29,10)

Was auch immer in dieser Welt oder in unserem persönlichen Leben geschieht, ist entweder von Gott bewirkt oder zugelassen. Nichts entgleitet seiner Kontrolle, wir sind kein Spielball irgendwelcher Umstände oder Menschen. Gott hat alles im Griff und führt die Fäden im Hintergrund. Gott, nicht Zufall. 

Denken wir an Ruth, die nicht wirklich zufällig auf das Feld von Boas traf, sondern von Gott dorthin geführt wurde. 

„Der ich das Licht bilde und die Finsternis schaffe, den Frieden mache und das Unglück schaffe – ich, der HERR, bin es, der dies alles wirkt.“ (Jes 45,7)

„… der ich von Anfang an das Ende verkünde und von alters her, was noch nicht geschehen ist; der ich spreche: Mein Ratschluss soll zustande kommen, und all mein Wohlgefallen werde ich tun.“ (Jes 46,10)