„Wir wissen, dass jeder, der aus Gott geboren ist, nicht sündigt; sondern der aus Gott Geborene bewahrt sich, und der Böse tastet ihn nicht an. Wir wissen, dass wir aus Gott sind, und die ganze Welt liegt in dem Bösen. Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns Verständnis gegeben hat, damit wir den Wahrhaftigen erkennen; und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“ (1. Joh 5,18–20).
Es ist ein wunderbarer Abschluss des ganzen Briefes, den wir hier finden. Dreimal sagt der Apostel: „Wir wissen“, und jedes Mal bedeutet das verwendete Wort ein inneres, bewusstes Wissen, d.h. nicht nur das Wissen um die Tatsache, wie sie in der Schrift offenbart und bezeugt wird, sondern dieses Wissen wird auch in der Seele durch die Kraft des Heiligen Geistes verwirklicht, sodass wir die innere Überzeugung und Gewissheit von ihrer Wahrheit haben, und zwar so, dass wir, wenn wir in ihrem Genuss leben, von ihr geformt und geleitet werden.
Erstens: „Wir wissen, dass jeder, der aus Gott geboren ist, nicht sündigt.“ Dies entspricht der Wahrheit, wie Johannes sie darstellt (vgl. Joh 3,6–9), indem er sich ganz auf das beschränkt, was aus Gott geboren ist, was man oft eine abstrakte Betrachtung des Falles nennt, sodass er, wenn er nur an die göttliche Natur des Gläubigen denkt, wirklich sagen kann, dass er, so gesehen, nicht sündigt. Der nächste Satz offenbart seine Verantwortlichkeit und wie gefährdet er ist, und deshalb fügt Johannes hinzu: „Der aus Gott Geborene bewahrt sich, und der Böse tastet ihn nicht an.“
Weiter heißt es: „Wir wissen, dass wir aus Gott sind, und die ganze Welt liegt in dem Bösen.“ Es ist von immenser Bedeutung, diese Gewissheit zu besitzen (vgl. Joh 8,38–45); und wenn wir sie haben, wie jeder Gläubige es sollte, können wir uns niemals über den Charakter der Welt täuschen; denn da wir wissen, dass wir von Gott sind, wissen wir auch, dass die ganze Welt in dem Bösen liegt, in der Macht des Bösen ist und moralisch in ihm existiert. Für alle, die dieses innere Bewusstsein haben, erhebt sich eine unüberwindliche Schranke zwischen ihnen und der Welt, die moralisch ebenso unüberwindlich ist wie die, die zwischen Lazarus in Abrahams Schoß und dem reichen Mann in der Qual bestand.
Und schließlich: „Wir wissen, dass der Sohn Gottes gekommen ist“, usw. Und da Er gekommen ist, hat Er uns „ein Verständnis gegeben, damit wir den Wahrhaftigen erkennen“. Hier ist das Wort „erkennen (o. wissen)“ anders, denn der Sohn Gottes wird uns als Gegenstand des Glaubens vorgestellt (vgl. Gal 2,20), und so können wir Ihn und seine Gegenwart zwar innerlich begreifen, aber wir kennen Ihn immer objektiv. Die Wirklichkeit und Wahrheit seiner Person wird auf diese Weise bewahrt (vgl. 1. Joh 1,1).
Dann wird hinzugefügt: „Und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus.“ So sagte der Herr, nachdem Er von der Ankunft des Trösters gesprochen hatte: „An jenem Tag werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch“ (Joh 14,20). Der Sohn ist eins mit dem Vater, und wir, die wir eine göttliche Natur und ewiges Leben haben, sind im Sohn, was unsere Stellung vor dem Vater angeht, wie auch in seiner eigenen Beziehung, wie wir aus seinen Worten wissen: „Mein Vater und euer Vater“ (Joh 20,17). Außerdem ist Er in uns, und das bringt unsere Verantwortung vor der Welt mit sich. Aber das geht über unsere Schriftstelle hinaus.
Nachdem er gesagt hat, dass wir in dem Wahrhaftigen sind, schließt Johannes ab: „Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.“ Er, der Sohn, Jesus Christus, ist, gepriesen sei sein Name, nicht weniger als der wahre Gott und das ewige Leben. Welch eine Gnade! Und was für ein Vorrecht, dies schon jetzt zu „wissen“!