„Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer, was euer vernünftiger Dienst ist“ (Röm 12,1).

Das „lebendige Schlachtopfer“ ist zweifellos ein Gegensatz zu den toten Opfern – den Tierkörpern, die, wie bei den Brandopfern, auf den ehernen Altar gelegt und Gott dargebracht wurden. Für das Verständnis der Ermahnung ist es notwendig, den Zusammenhang zu erfassen. Der Leib wird in diesem Brief als der Sitz der Sünde betrachtet. In Römer 6 erinnert uns der Apostel daran, dass unser alter Mensch mit Christus gekreuzigt ist, „damit der Leib der Sünde abgetan sei, dass wir der Sünde nicht mehr dienen“; und daraus leitet er bestimmte moralische Konsequenzen ab und mahnt, dass Christus, der gestorben ist, ein für alle Mal der Sünde gestorben ist; und dass er, weil er lebt, Gott lebt; und dass wir uns zwar der Sünde für tot halten sollen, Gott aber lebend in Christus Jesus. Dann fährt er fort: „Also herrsche nicht die Sünde in eurem sterblichen Leib“ usw., denn „freigesprochen“ von der Sünde durch den Tod mit Christus, sind wir von dem alten Gebieter befreit und somit frei, uns „selbst Gott darzustellen als Lebende aus den Toten“ und unsere „Glieder Gott zu Werkzeugen der Gerechtigkeit.“

Nun, was die Ermahnung betrifft, schließt sich unsere Stelle an diese Wahrheit an; während der Grund der Ermahnung („durch die Erbarmungen Gottes“) sich aus dem Ende von Römer 8 ergibt, weil wir hier die Schlussfolgerung aus der Erläuterung der „Erbarmungen“ Gottes in der Erlösung finden.

Wenn der Leser diesem kurzen Abriss gefolgt ist, wird er bereit sein, sich auf die Bedeutung dieser Worte des Apostels einzulassen. In der Tat werden drei Dinge vorausgesetzt: Die Befreiung unseres Körpers von der Herrschaft der Sünde (des alten Menschen), der Besitz eines neuen Lebens in dem auferstandenen Christus und die Innewohnung des Heiligen Geistes. In der Kraft des neuen Lebens durch den Geist sind wir also aufgerufen, unsere Leiber (die einst von der Sünde beherrscht und von unserem eigenen Willen und unseren Neigungen gelenkt wurden) als lebendige Schlachtopfer darzustellen, die gleichsam lebendig auf dem Altar geopfert werden, um fortan für Ihn gebraucht zu werden, nunmehr als Gefäße zur Darstellung seiner Herrlichkeit (vgl. 2. Kor 4,6.10.11).

Ein solches Opfer, abgesondert für Gott in der Kraft des Heiligen Geistes, ist heilig, Gott wohlgefällig; und es ist auch unser vernünftiger (intelligenter) Dienst, denn unser Leib gehört ja dem, der uns von der Sünde befreit hat. Wie der Apostel sagt, wenn er sich mit einer anderen Wahrheit befasst: „Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euer selbst seid? Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden; verherrlicht nun Gott in eurem Leib“ (1. Kor 6,19.20).