Die Art und Weise, wie das Wort Gottes wirkt, ist nicht immer gleich. Sie hängt von der Begebenheit und Situation ab, in der das Wort zur Anwendung kommt, aber auch von den Bedürfnissen und dem Herzenszustand derer, die es anspricht.

Die unterschiedliche Wirkungsweise des Wortes Gottes wird in der Bibel durch verschiedene Bilder veranschaulicht, die für Gottes Wort verwendet werden. Einige dieser Bilder und die geistliche Wirkung, die sie vorstellen, sind:

  • Same: Frucht
  • Wasser: Reinigung, Erfrischung
  • Milch: Nahrung
  • Leuchte und Licht: Leitung, Wegweisung
  • Schwert: Waffe, Gericht
  • Spiegel: Selbsterkenntnis
  • Feuer: Läuterung, Gericht
  • Hammer: Kraft, Autorität
Same: Frucht durch das Wort
 
Man streut Samen aus, um Frucht zu gewinnen. Das Ausstreuen des Samens ist in den Evangelien häufig ein Bild der Verkündigung des Wortes Gottes in der Absicht, Frucht zu gewinnen (Mt 13; Mk 4; Lk 8). In den Briefen des Neuen Testaments ist das Wort Gottes der Same, durch den ein Mensch von neuem geboren wird (Jak 1,18; 1. Pet 1,23). Es wirkt im Herzen des Menschen und bewirkt dessen Umkehr zu Gott. Lebendiger Glaube gründet sich immer auf Gottes Wort.
 
Der Heilige Geist wirkt durch das Wort in den Herzen der Menschen, um Frucht hervorzubringen. Er tut dies sowohl in den Herzen der Gläubigen, um Christus in ihnen zu gestalten, als auch an den Herzen der Ungläubigen, um sie zur Buße zu führen. Dabei kommt es jedoch auf den Herzenszustand des Einzelnen an, ob das Wort – der ausgestreute Same – viel, wenig oder gar keine Frucht bringt. Der Vater wird jedenfalls verherrlicht, wenn wir viel Frucht bringen (Joh 15,8). Wie sieht es damit in deinem und meinem Leben aus?
 
Wasser: Reinigung durch das Wort
 
Wasser ist in der Bibel oft ein Bild des Wortes Gottes in seiner reinigenden und erfrischenden Kraft (Eph 5,26). Gottes Wort reinigt und erfrischt uns, indem es uns den vollkommenen Maßstab der Gedanken Gottes vorstellt. Der Heilige Geist macht das Wort lebendig, indem Er es auf unser Herz und Gewissen anwendet.
 
Auf unserem Weg durch diese Welt brauchen wir als Gläubige immer wieder die Reinigung durch das Wort. Das Böse, mit dem wir auf dem Weg in Berührung kommen, verunreinigt uns und unterbricht den Genuss der Gemeinschaft mit Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus. Um die unterbrochene Gemeinschaft wiederherzustellen, müssen die Verunreinigungen beseitigt werden – mit anderen Worten: Wir müssen gereinigt werden. Dies geschieht durch das Wort. Es bringt uns zur Selbstprüfung und zur Verurteilung dessen, was im Widerspruch zu Gottes Gedanken steht, damit wir es einsehen, bekennen und wegtun (1. Joh 1,9).
 
Wenn unser Herz und Gewissen durch Gedanken, Worte oder Taten verunreinigt sind, ruht der Heilige Geist nicht eher, bis Er uns zur Reinigung geführt hat. Diese Reinigung führt dazu, dass wir uns wieder an der Gemeinschaft mit Gott erfreuen können (Beispiel: die Fußwaschung der Jünger in Johannes 13). Erfahren wir täglich die reinigende Kraft des Wortes?
 
Milch: Das Wort als Nahrung für die Seele
 
Petrus bezeichnet das Wort Gottes als „vernünftige, unverfälschte Milch“ (1. Pet 2,2). So wie Milch die normale Nahrung des neugeborenen Kindes ist, so sollte auch das Wort Gottes die normale geistliche Nahrung des Gläubigen sein.

Die neue Natur des Gläubigen gleicht in gewisser Hinsicht einem neugeborenen Kind. Sie ist für sich genommen kraftlos und hat auch keine Einsicht. Nur das Wort in Verbindung mit dem Heiligen Geist kann uns die nötige Kraft und Einsicht schenken. So wie neugeborene Kinder nach der Milch der Mutter begierig sind, sollen auch wir nach dem Wort Gottes begierig sein. Welches Verlangen haben wir nach Gottes Wort?

Das Wort Gottes ist sowohl Nahrung, die rein und sauber ist („unverfälscht“), als auch Nahrung, die vollkommen Gottes Gedanken entspricht („vernünftig“). Je mehr wir davon essen, desto mehr Einsicht werden wir in geistlichen Dingen erlangen. So wie das neugeborene Kind ständig der Milch bedarf, um zu wachsen, muss sich auch der Gläubige ständig von der Milch des Wortes ernähren, um geistlich zu wachsen. In diesem Sinn bleiben wir neugeborene Kinder, bis wir in der Herrlichkeit sind.

In 1. Korinther 3,2 benutzt Paulus ebenfalls das Symbol der Milch – hier aber negativ (wie auch in Hebräer 5,13). Die Korinther hätten nicht mehr unmündige Babys sein sollen, die noch Milch trinken, sondern erwachsene Menschen, die feste Speise zu sich nehmen.

Leuchte und Licht: Leitung durch das Wort

In Psalm 119 wird uns das Wort als Leuchte für unseren Fuß und Licht für unseren Pfad vorgestellt (V. 105). Das Wort Gottes gibt uns sowohl Licht für den nächsten Schritt (Leuchte) als auch Wegweisung für unseren ganzen Weg über diese Erde und zur Beurteilung dessen, was uns umgibt (Licht).

Es hilft uns bei unseren täglichen Entscheidungen, wir finden darin aber auch allgemeingültige Kennzeichen für unseren Weg als Gläubige in dieser Welt. Es zeigt uns jetzt schon das Ziel, auf das wir zusteuern. In 2. Petrus 1,19 wird das prophetische Wort mit einer Lampe verglichen, die an einem dunklen Ort leuchtet. Die Welt liegt im Dunklen, aber durch die Beschäftigung mit der Prophetie der Schrift bekommt der Gläubige Licht im Blick auf die Zukunft, die vor ihm liegt. Außer dem Wort Gottes besitzt der Gläubige keine andere Quelle des Lichts und der Wahrheit in dieser Welt (Ps 43,3).

Gottes Wort gehört also unbedingt zur Ausrüstung des gläubigen Wanderers auf dem Weg durch diese dunkle Welt. Die Lampe des Wortes muss stets griffbereit sein, besonders in unübersichtlicher Gegend, wenn der Weg nur schwer zu erkennen ist. Gerade wenn wir uns in schwierigen Situationen befinden oder vor schweren Entscheidungen stehen (aber natürlich nicht nur dann), dürfen wir Rat und Hilfe in der Bibel suchen. Wenn das Wort unser täglicher Begleiter ist und wir es unter Gebet und der Wirkung des Heiligen Geistes lesen, wird es uns Licht und Orientierung geben und uns leiten und führen können. Orientieren wir uns an den Meinungen und Ansichten unserer Mitmenschen oder lassen wir uns von dem Wort Gottes führen?

Schwert: Das Wort als Waffe

Das „Schwert des Geistes“ ist ein weiteres Bild für das Wort Gottes (Eph 6,17; Heb 4,12). Das Schwert ist die einzige echte Waffe in der geistlichen Waffenrüstung des Christen. Damit können wir die Angriffe Satans abwehren. Gottes Wort kann allerdings nur dann effektiv und nutzbringend als Schwert gebraucht werden, wenn es in der Kraft des Geistes geschieht (Beispiel: die Versuchung des Herrn durch Satan in der Wüste). Menschliche Weisheit und Vertrauen auf eigene Kraft sind gänzlich ungeeignet im geistlichen Kampf des Gläubigen.

Der Gläubige wird in 2. Timotheus 2 als ein Soldat Christi Jesu gesehen, der für die Interessen seines Herrn auf dieser Erde „kämpft“ (V. 3.4). Dabei richtet sich der Kampf nicht gegen unsere Mitmenschen, sondern gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern (Eph 6,12). Wenn der Christ in diesem Kampf erfolgreich sein will, muss er einerseits mit seinem Schwert vertraut sein und andererseits dieses Schwert auch auf sein eigenes Leben anwenden (es ist ein zweischneidiges Schwert, siehe Hebräer 4,12). Sind wir mit Gottes Wort vertraut und benutzen es in der Kraft des Geistes?

Spiegel: Das Wort als Mittel zur Selbsterkenntnis

Jakobus vergleicht denjenigen, der das Wort Gottes hört, aber nicht tut, mit einem Menschen, der sich in einem Spiegel betrachtet und den Schmutz sieht, ihn aber dann nicht entfernt. Er ist zwar ein Hörer, aber kein Täter des Wortes (Jak 1,22–25). Das Wort Gottes gleicht einem Spiegel, in dem der Mensch sich selbst und sein wahres Wesen erkennt (Kap. 1,23).

Gottes Wort zeigt dem Menschen, was er in Gottes Augen ist. Es zeigt dem Sünder, dass er ohne den Retter auf dem Weg ins Verderben ist und mit Gott versöhnt werden muss. Es zeigt dem Gläubigen, was in seinem Leben im Selbstgericht bekannt und beseitigt werden muss, um ungetrübte Gemeinschaft mit Gott genießen zu können.

Wenn der Mensch dementsprechend handelt, was Gottes Wort ihm zeigt, wird dieser Gehorsam zum Segen führen (V. 25; Joh 13,17). Wenn er aber nicht danach handelt und vergisst, wie er vor Gottes Augen beschaffen ist, bleibt alles Hören nutzlos (V. 24). Sind wir vergessliche Hörer oder Täter des Wortes?

Feuer: Läuterung durch das Wort

Feuer ist in der Bibel oft ein Bild der prüfenden Heiligkeit Gottes, die alles verzehrt, was nicht in Übereinstimmung mit Gott ist (5. Mo 4,24; Jes 33,14; Heb 12,29). In Jeremia 23,29 wird das Wort Gottes mit Feuer verglichen. Das Feuer ist an dieser Stelle ein Bild des Wortes in seiner prüfenden und läuternden Kraft. Es verzehrt das Böse – auch die Lügenworte und betrügerischen Lehren von falschen Propheten.

Diese Wirkung des Feuers kann jeder selbst erleben, der sich den Aussagen des Wortes im Geist der Demut und des Gehorsams unterwirft. Er wird die Erfahrung machen, dass das Wort nicht nur seine Worte und Taten, sondern auch die ihnen zugrunde liegenden Beweggründe und Überlegungen des Herzens beurteilt. Es macht offenbar, was in unserem Leben in Übereinstimmung mit den Gedanken Gottes ist, aber es zeigt auch auf, was darin nicht seinen Gedanken entspricht. Dabei dürfen wir an den Richterstuhl des Christus denken: Dort wird einmal unser ganzes Leben von der prüfenden Heiligkeit Gottes beurteilt werden. Alles, was seinen Gedanken entsprach, wird Bestand haben, aber alles, was seinen Anforderungen nicht genügte, wird verbrennen (1. Kor 3,12–15). Sollte uns der Gedanke daran nicht anspornen, ein Leben zu führen, das seinen Gedanken entspricht? Setzen wir uns täglich der prüfenden und läuternden Wirkung des Wortes aus?

Hammer: Die Kraft des Wortes

Zur bildhaften Beschreibung der Gewalt und Autorität des Wortes Gottes wird das Bild eines Hammers benutzt, der Felsen zerschmettert (Jer 23,29). Das Wort besitzt eine von Gott gegebene Kraft und Autorität, die es in die Lage versetzt, Felsen zu zerschmettern. Der Zusammenhang in Jeremia 23 macht klar, dass es gerade diese Eigenschaft des Wortes ist (neben der Eigenschaft als Feuer), die das Wort Gottes deutlich von den Lügenworten der falschen Propheten unterscheidet.

Gottes Wort ist wie ein Hammer: Ein einziges Bibelwort kann die Theorien und Lehren moderner Propheten widerlegen und zerschmettern. Und oft schon hat ein einziger Bibelvers das Herz und Gewissen eines ungläubigen Menschen getroffen und zur Einsicht und Umkehr gebracht.

Auch in dem Leben von Gläubigen kann das Wort Gottes seine Wirkung als Hammer entfalten: So mancher Christ, der sich auf einem falschen Weg befand, wurde durch ein einziges Bibelwort wieder zurechtgebracht (2. Sam 12,7.13). Und vielleicht gibt es auch in unserem Leben „Felsen“ – zum Beispiel (schlechte) Gewohnheiten, Haltungen oder Eigenschaften, die unverrückbar zu sein scheinen. Sie haben sich im Laufe der Zeit in unserem Leben festgesetzt, und plötzlich stellen wir fest, dass wir sie aus eigener Kraft nicht mehr „bewegen“ können. Weshalb sollte das Wort Gottes nicht auch in deinem und meinem Leben die Gewalt haben, solche „Felsen“ zu zerschmettern?

(aus der Monatszeitschrift „Bleibt in mir“)