„Du hast mir das Herz geraubt, meine Schwester, meine Braut; du hast mir das Herz geraubt mit einem deiner Blicke, mit einer Kette deines Halsschmucks“ (Hohelied 4,9).

Als Gläubige auf dieser Erde benötigen wir immer wieder den Blickkontakt zu unserem Herrn im Himmel. Nachdem der Herr Jesus das Werk der Erlösung am Kreuz von Golgatha vollbracht hat, hat Gott Ihn als Antwort auf seinen Gehorsam und seine tiefe Erniedrigung hoch erhoben und Ihm den Namen gegeben, der über jeden Namen ist (Phil 2,9). Nun sitzt der Herr Jesus als Mensch zur Rechten Gottes und ist mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt (Heb 2,9). Je mehr wir uns mit Ihm, dem verherrlichten Menschen zur Rechten Gottes, beschäftigen und uns dabei immer wieder bewusst machen, was seine jetzige Stellung und sein gegenwärtiger Dienst im Himmel für uns bedeuten, desto mehr werden wir geistliche Kraft und Glaubensenergie für unseren Weg über diese Erde gewinnen.

Darum ist es unerlässlich für uns, mit den Augen des Herzens beständig auf Christus zu schauen, den Anfänger und Vollender des Glaubens (Heb 12,2). Unser Glaubensblick soll immer auf Ihn gerichtet sein, denn die Tatsache, dass Er schon am Ziel ist und wir Ihm bald dorthin folgen werden, macht uns Mut und gibt uns Glaubenskraft. Der Herr Jesus ist als unser Vorläufer bereits in das himmlische Heiligtum hineineingegangen, und die Hoffnung, bald auch dort zu sein, wo Er jetzt schon ist, ist der sichere und feste Anker unserer Seele (Heb 6,18–20).

Zudem wissen wir, dass sich unser Herr im Himmel als Hoherpriester und Sachwalter ununterbrochen für uns verwendet. Als Hoherpriester nimmt Er sich unserer Schwachheiten an, und als Sachwalter bemüht Er sich darum, dass wir schnell wieder zurechtkommen, wenn wir gesündigt haben (Heb 4,14–16; 1. Joh 2,1). Auch diese Tatsache ist dazu angetan, uns Kraft und Zuversicht zu verleihen und uns in unserem Glaubenslauf über diese Erde zu beflügeln.

Darüber hinaus trennt uns das Anschauen seiner herrlichen Person von den Dingen dieser Welt (Joh 17,19) und bewirkt, dass wir nach demselben Bild verwandelt werden von Herrlichkeit zu Herrlichkeit (2. Kor 3,18). Das sind nur einige der Gründe, warum es so wichtig für uns ist, unseren Glaubensblick immer wieder auf Ihn zu richten und mit Ihm in der Herrlichkeit beschäftigt zu sein.

Was es jedoch für das Herz des Herrn bedeutet, wenn wir auf Ihn blicken, das macht der obige Vers in bildhafter Sprache deutlich: So wie die Braut im Hohelied das Herz ihres Bräutigams mit einem ihrer Blicke raubte, so unermesslich erfreut es das Herz unseres Herrn, wenn wir inmitten der Hektik und des Trubels des Alltags unseren Blick zu Ihm in der Herrlichkeit erheben. Ist diese Herzensfreude des Herrn über einen unserer Blicke zu Ihm nicht Ansporn genug für uns, vermehrt und intensiver auf Ihn zu blicken und uns mit der Herrlichkeit seiner Person zu beschäftigen?

[in Anlehnung an einen Vortrag von Marco Leßmann]