Kaum ein Thema beherrscht nach dem Terrorüberfall durch die Hamas am 7. Oktober 2023 die Schlagzeilen so sehr wie der Gazastreifen. Das Gebiet liegt südwestlich von Israel am Mittelmeer und grenzt unmittelbar an Ägypten. Der kleine Landstrich ist von der Fläche her gerade einmal so groß wie die Stadt Köln – nämlich ganze 360 Quadratkilometer. Er ist knapp 40 Kilometer lang und bis maximal ca. 12 Kilometer breit. Dieser kleine Flecken Erde ist allerdings sehr dicht besiedelt: Er hat ca. zwei Millionen Einwohner – also nahezu doppelt so viele wie Köln.

Der Bibelleser weiß, dass Gottes Wort viel über die Zukunft Israels sagt. Doch kommen auch der Gazastreifen und dessen Bewohner in der Bibel vor?

Bevor wir uns dieser Frage zuwenden, kurz ein paar allgemeine Informationen über den Gazastreifen, die man wissen sollte, wenn man das Thema im Licht der Bibel richtig beurteilen will. Dabei möchte ich ausdrücklich sagen, dass es mir nicht um eine politische oder völkerrechtliche Beurteilung dessen geht, was zur Zeit in Israel passiert. Als Christen lehnen wir natürlich jede Art von Terror ab, andererseits fällen wir kein Urteil über aktuelle politische Ereignisse und halten im Auge, was Gott von Israel sagt: Es ist gegenwärtig „Lo Ammi“, d.h. „nicht mein Volk“ (Hos 1,9).

Der Gazastreifen

Das, was wir heute Gazastreifen nennen, ist in den letzten ca. 75 Jahren im Zuge verschiedener politischer und territorialer Entwicklungen im Nahen Osten entstanden. Nach der Staatsgründung Israels im Jahr 1948 und dem unmittelbar darauffolgenden Befreiungskrieg (auch Palästinakrieg genannt) wurde das Territorium rund um Gaza von Ägypten besetzt und verwaltet. 1967 eroberte Israel im Sechstagekrieg das Territorium und stellte es unter seine Verwaltung.

Seit den Oslo-Abkommen in den 1990er-Jahren gab es verschiedene Vereinbarungen darüber, wie der Gazastreifen zu verwalten sei. Im Jahr 2005 entschied sich Israel einseitig (!) dazu, alle jüdischen Siedlungen im Gazastreifen zu stoppen und das Gebiet zu räumen. Allerdings hat sich Israel die Kontrolle der Grenzen, des Luftraums und der Meerzugänge vorbehalten.

Zunächst wurde der Gazastreifen von der Fatah verwaltet. Bereits 2007 übernahm jedoch die palästinensische Organisation Hamas die Kontrolle. Vorausgegangen war ein gewaltsamer interner Machtkampf. Die Fatah verwaltet heute weiter Teile des sogenannten Westjordanlandes, während die Hamas im Gazastreifen die Führung hat. Für viele Länder gilt die Hamas als Terrororganisation, deren erklärtes Ziel es ist, Israel zu vernichten. Der völkerrechtliche Status des Gazastreifens ist insgesamt unklar und umstritten. Es gibt keine finale internationale Einigung darüber.

Die Palästinenser

Bewohnt wird der Gazastreifen vor allem von arabischen Palästinensern. Die meisten von ihnen sind Flüchtlinge aus der Zeit des ersten Palästinakrieges 1947/48 bzw. deren Nachkommen. Es handelt sich überwiegend um muslimische Araber, die sich zu den Sunniten zählen.

Viele Bibelleser denken bei den Palästinensern und dem Gazastreifen unmittelbar an die Philister, die uns in der Geschichte Israels im Alten Testament wiederholt begegnen. Sie waren – besonders zur Zeit der Richter und ersten Könige Israels – erbitterte Feinde des Volkes Israel (wer kennt nicht die Geschichte von David und Goliath?), verschwanden dann jedoch mehr und mehr von der Bildfläche. Allerdings tauchen sie in der biblischen Prophetie über die Zeit des Endes (gemeint ist die große Drangsalszeit der Juden) wieder auf (vgl. z.B. Jes 9,11; 11,14; Amos 1,8; 6,2; 9,7; Sach 9,6). Sie werden erneut einer der Feinde Israels sein, allerdings von Gott am Ende völlig vernichtet werden. Am kommenden Friedensreich werden sie nicht teilhaben.

Dennoch müssen wir vorsichtig sein, eine direkte ethnische Verbindung zwischen den historischen Philistern einerseits und den Palästinensern heute bzw. den Philistern in den prophetischen Schriften zu ziehen. Die biblischen Philister im Alten Testament waren ein antikes Volk, das damals von Kreta nach Palästina kam und sich dort niederließ. Die Hauptstädte (Gaza, Gath, Ekron, Aschdod und Aschkelon[1]) liegen im heutigen Gazastreifen bzw. in der Nähe. Dieses alte Volk der Philister existiert nicht mehr. Es gibt keine unmittelbare genealogische Beziehung zwischen den antiken Philistern und den modernen Palästinensern. Der Name „Palästinenser” leitet sich auch nicht – wie man annehmen könnte – von dem Namen „Philister“ ab, sondern von der römischen Bezeichnung „Palästina” ab. So wurden die Bewohner der Region genannt, nachdem der jüdische Aufstand im 2. Jahrhundert n.Chr. niedergeschlagen worden war.

Dennoch gehen wir nicht fehl in der Annahme, dass die Philister in der Endzeit eine Art „Wiedererweckung“ der antiken Philister sind und dass es sich dabei um die Menschen handelt, die heute die Palästinenser sind. Sie sind ein „alter Feind im neuen Gewand“. Sie werden erneut eine Bedrohung für die Juden sein und gemeinsam mit anderen Feinden (ebenfalls „alte Feinde im neuen Gewand“) eine gewaltige Bedrohung für Israel sein. Psalm 83,7–9 nennt eine Allianz von insgesamt zehn Feinden, die es sich zum Ziel gesetzt haben, Israel völlig von der Bildfläche verschwinden zu lassen.[2]

„Sie sprechen: Kommt und lasst uns sie vertilgen, damit sie keine Nation mehr seien, damit nicht mehr gedacht werde des Namens Israels!“ (Ps 83,5).

Wir wissen, dass sie unter der Führung Assurs (des Königs des Nordens) zunächst scheinbar erfolgreich sein werden (Gott wird sie sogar als seine Zuchtrute für sein abgefallenes Volk benutzen), dann aber durch das sichtbare Erscheinen des Messias vernichtet werden (Sach 14,1–6). Auch die Palästinenser gehören dazu.

Der Gazastreifen

Kommen wir nun zu der Frage, ob der Gazastreifen in der Bibel genannt wird. Die Antwort lautet: Ja! Natürlich kommt der Name Gazastreifen selbst nicht vor, denn erst seit der Staatsgründung Israels und den folgenden Kriegen wird das Gebiet so genannt. Doch eine Stadt Gaza wird im AT 20-mal erwähnt. Sie war eine der fünf königlichen Städte der Philister. Und einige Bibelstellen reden von dem Gebiet des heutigen Gazastreifens. In Richter 1,18 und 2. Könige 18,8 ist von „Gaza und seinem Gebiet“ die Rede und in Zephanja 2,5 und 6 wird zweimal von dem „Landstrich am Meer“ gesprochen – und gemeint ist zweifellos der heutige Gazastreifen. Der Bibeltext lautet:

„Wehe den Bewohnern des Landstrichs am Meer, der Nation der Keretiter! Das Wort des Herrn kommt über euch, Kanaan, Land der Philister, und ich werde dich vernichten, dass kein Bewohner mehr bleibt! Und der Landstrich am Meer wird zu Weideplätzen voller Hirtenzisternen und Kleinviehhürden werden.“

Gott selbst spricht hier einen Fluch über die Palästinenser aus (die hier mit dem alten Namen „Philister“ genannt werden). Es gibt ein ausdrückliches Wort des Herrn, dass die Bewohner dieses Landstrichs am Meer völlig vernichtet werden und dass dieses Land zu Weideplätzen voller Zisternen und Kleinviehhürden werden wird. Gott selbst wird die erbitterte Feindschaft dieser Nationen gegen sein Volk bestrafen.

Die Philister werden wegen ihrer Herkunft aus Kreta „Nation der Keretiter“ genannt (Zeph 2,5; vgl. Jer 47,4; Amos 9,7; Hes 25,16). Das zeigt noch einmal, dass sie sich das Land, in dem sie wohnten, widerrechtlich aneigneten. Es wird zwar „Land der Philister“ genannt, weil sie es sich aneigneten, aber nicht, weil dies Gottes Absicht entsprach. Es ist das Land Israels.

Auch wenn das gerade heute viele nicht wahrhaben wollen, ist es doch so: Auch der Gazastreifen gehört dem irdischen Volk Gottes. Es gehört Israel. [3]

Das Gericht über den Gazastreifen und seine Bewohner wird endgültig sein. Es findet am Ende der großen Drangsalszeit statt. Kein Bewohner wird übrig bleiben. Im 1000-jährigen Reich wird es dieses Volk nicht mehr geben. Es gibt eine Reihe von Stellen, die das Gericht über diesen alten Feind des Volkes Israel beschreiben. Stellvertretend ein Zitat aus Sacharja 9,5.6: „Askalon soll es sehen und sich fürchten; auch Gaza, und soll sehr erzittern, und Ekron, denn seine Zuversicht ist zuschanden geworden. Und der König wird aus Gaza vertilgt, und Askalon wird nicht mehr bewohnt werden. Und ein Bastard wird in Asdod wohnen, und ich werde den Hochmut der Philister ausrotten“ (vgl. Jer 47,7; Hes 25,15.16; Amos 1,8).[4]

Gott selbst sorgt dafür, dass der Gazastreifen einmal zerstört wird und das Gebiet zu einem Weideplatz für das Kleinvieh degradiert wird. Was auf den ersten Blick idyllisch klingt (ein Weideplatz voller Hirtenzisternen und Kleinviehhürden), beschreibt in Wirklichkeit das Ende der palästinensischen Zivilisation im Gazastreifen. Im 1000-jährigen Reich wird es Teil des israelischen Staatsgebietes sein, weil es zu dem Erbe gehört, das Gott seinem irdischen Volk versprochen hat.

Und heute? 

Wie wird die Auseinandersetzung zwischen Juden und Palästinensern ausgehen? Wird die Hamas vernichtet werden? Die Antwort weiß niemand – jedenfalls nicht mittelfristig. Wir leben aktuell (noch) nicht in der endgültigen Erfüllung biblischer Prophetie über die Zeit des Endes (das geschieht erst nach der Entrückung der Gläubigen).[5] Was wir aber sicher sagen können, ist erstens, dass die Palästinenser in der Endzeit existieren und zu den Feinden Israels gehören werden. Zweitens wissen wir, was ihr Ende sein wird: Gott wird sie vernichten. Am Ende wird Israel in Frieden und Sicherheit in dem Land wohnen, das Abraham und seinen Nachkommen versprochen ist. Gott hält sein Wort – da können wir ganz sicher sein. Nicht eine einzige seiner Zusagen wird sich nicht erfüllen.


Fußnoten:

  1. In der Elberfelder Übersetzung (Edition CSV) werden sie Gaza, Gat, Ekron, Asdod und Askalon genannt.
  2. Diese Allianz ist die arabische Antwort auf die Allianz des europäischen Staatenbundes, der ebenfalls aus zehn Mächten besteht (Off 17,12).
  3. Gleiches gilt auch für das Westjordanland (Westbank), wo ebenfalls viele Palästinenser leben. Es ist israelisches Kernterritorium. In der Geschichte Israels im Alten Testament spielt dieses Gebiet eine zentrale Rolle (z.B. Hebron, Sichem, Jericho, Bethlehem, Ai, Silo). Im Neuen Testament ist dort der Geburtsort unseres Herrn (Bethlehem). Im Westjordanland (Ostjerusalem) stand sein Kreuz. Von dort aus kehrte Er in den Himmel zurück und dort wird Er auch auf dem Ölberg wieder erscheinen.
  4. Das Gericht über die Philister hat zunächst eine historische Komponente und nahm unter dem Pharao Neko II. von Ägypten seinen Anfang nahm (609–594 v.Chr.). Jeremia schreibt davon (vgl. Jer 47). Dennoch geht die Weissagung Zephanjas darüber hinaus und sie spricht von dem kommenden Gericht in der Zeit des Endes.
  5. Was wir heute sehen, sind Schatten oder Vorboten der künftigen Ereignisse. Man hat es mit Schachfiguren verglichen, die bereits auf das Spielfeld gestellt werden, bevor das eigentliche „Spiel“ beginnt.