Jüngerschaft ist kein Spaziergang. Sie erfordert die völlige Hingabe desjenigen, der dem Herrn nachfolgen möchte.

Als der Herr Jesus einmal viele Menschen ihm folgen sah, wandte Er sich um und belehrte sie über die drei „Bedingungen“ der Jüngerschaft. Damit machte Er klar, dass Er uneingeschränkte Ergebenheit wünscht. Er wusste, dass viele Menschen mit halbem Herzen und nur auf der Suche nach Wundern nachfolgten – deshalb diese Aufforderung: „Macht keine halben Sachen! Seid voll hingegeben!“

Was sind die drei Bedingungen der Jüngerschaft?

1. Klare Prioritäten: „Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater und seine Mutter und seine Frau und seine Kinder und seine Brüder und Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger sein“ (Lk 14,26). Der Parallelvers aus Matthäus 10,37 macht klar, dass es darum geht, dem Herrn den ersten Platz zu geben. Er ist nicht mit Nummer zwei in meinem Herzen zufrieden. In dem Moment, in dem also irgendetwas in meinem Leben (Beziehungen, Besitz, Fähigkeiten, Ziele, Wünsche etc.) mir wichtiger ist als der Herr, bin ich kein Jünger. Elia rief dem Volk zu: „Wie lange hinkt ihr auf beiden Seiten?“ (1. Kön 18,21) – und an anderer Stelle sagt der Herr: „Niemand kann zwei Herren dienen“ (Mt 6,24).

2. Die Gemeinschaft seiner Leiden: „Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachkommt, kann nicht mein Jünger sein“ (Lk 14,27). Jemand, der damals ein Kreuz trug, war für die Menschen praktisch schon ein toter Mann. Er hatte kein Standing mehr in dieser Welt. Jünger Jesu stehen auf der Seite seines Meisters – und werden deshalb naturgemäß ebenso abgelehnt, wie der Herr selbst uns klarmacht (Joh 15,18–20; vgl. 2. Tim 3,12). Wenn ich also Freund der Welt bin, nicht abgesondert lebe, mich verhalte wie die Welt und dabei ihren Applaus bekomme, bin ich in dem Moment kein Jünger. Bei der Ablehnung sind wir übrigens nicht allein: Wir teilen die Ablehnung des Herrn (Phil 3,10).

3. Die völlige Aufgabe von allem: „So kann nun keiner von euch, der nicht allem entsagt, was er hat, mein Jünger sein“ (Lk 14,33). Allem entsagen – ist das wörtlich zu verstehen? In Einzelfällen – so zeigen es biblische und kirchengeschichtliche Vorbilder – kann das durchaus so sein. Die Berufung von Levi hilft uns hier weiter: „Und er verließ alles, stand auf und folgte ihm nach“ (Lk 5,28). Die unlogisch erscheinende Reihenfolge (erst verlassen, dann aufstehen) zeigt uns, dass es um ein Aufgeben im Herzen geht. Levi behielt sein Haus noch, aber stellte es dem Herrn zur Verfügung (vgl. Lk 5,29). Hier geht es darum, uns als Verwalter zu verstehen; alles von dem, was wir haben, gehört dem Herrn, während wir es für Ihn verwalten.

Hohe Maßstäbe! So hoch, dass sie unerreichbar scheinen. Doch der Herr senkt nie seine „100-Prozent-Ansprüche“. Vielmehr gibt Er uns Kraft, diese zu erreichen.

Was ist nun die Motivation für uns, um das umzusetzen? Unsere Liebe zu Ihm – niemals Zwang, Gesetzlichkeit oder lauwarme Unfreiwilligkeit (vgl. Röm 12,1). Weil Er uns geliebt hat, möchten wir Ihn gerne widerlieben. „Nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit“ (1. Joh 3,18).