Das Schweigen der Schrift ist genauso „beredt“ wie ihr Reden. Es gibt viele Details im Wort Gottes, über die wir nichts wissen, obwohl unsere Neugierde es oft gerne täte.
Ein Beispiel dafür ist der „Dorn für das Fleisch“, der Engel Satans, der Paulus gegeben wurde (2. Kor 12,7). Damit ist ein besonderes Leiden gemeint, das Gott erlaubte, damit es Paulus demütig hielt. Es führte letztlich dazu, dass der Apostel sein Vertrauen nicht auf sich setzte, sondern auf seinen Herrn. Das Leiden trieb ihn in die Arme Gottes. Er durfte die Erfahrung machen: „Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht“ (2. Kor 12,9).
Worunter litt Paulus? Unter dem Begriff „Dorn“ denken wir oft an eine kleine Dorne, doch der griechische Begriff skolops wurde beispielsweise verwendet, um einen Pfahl zu beschreiben, an dem man aufgespießt werden kann. Der Dorn, den Paulus wahrscheinlich 14 Jahre zuvor bekommen hatte, löste lang anhaltende und starke Qualen aus.
Möglicherweise handelt es sich um eine Augenkrankheit (vgl. Gal 5,15; 6,11), um eine körperliche Schwäche (1. Kor 2,3.4) oder um sonst etwas, was ihn in den Augen seiner Feinde schwächlich erscheinen ließ. Doch Spekulationen führen nicht weiter – die Schrift schweigt nicht umsonst darüber.
Auf diese Weise kann jeder einzelne Gläubige teilhaben an Paulus großartiger Erfahrung: „Meine Gnade genügt dir“ – sinngemäß: „Paulus, ich bin genug für dich!“
Dadurch, dass das Problem nicht näher beschrieben wird, kann sich jeder von uns damit identifizieren – ob wir nun unter einer körperlichen Not, einer seelischen Belastung, einer finanziellen Schwierigkeit, Bedrängnissen von Menschen, Ratlosigkeit in der Familie oder was auch immer leiden.
Die Gnadenerfahrung von Paulus können wir alle machen!