„Die Liebe ist langmütig, ist gütig; die Liebe neidet nicht, die Liebe tut nicht groß, sie bläht sich nicht auf, sie gebärdet sich nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie erduldet alles“ (1. Kor 13,4–7).

Der Herr hängt die Messlatte für unsere Liebe zueinander so hoch, dass wir selbstkritisch und realistisch eigentlich sagen müssen: „Das schaffe ich nicht!“ Doch wenn Er uns sagt, dass wir einander so lieben sollen, wie Er uns geliebt hat (Joh 13,34), dann wird Er uns durch den Heiligen Geist auch die Kraft geben dazu. Dann können auch wir fähig sein zu der Agape-Liebe: bedingungslos, aufopferungsvoll, selbstlos.

In 1. Korinther 13 finden wir insgesamt 14 Eigenschaften der Liebe des Herrn – Anschauungsunterricht für unsere Liebe.

Die Liebe …

  • „… ist langmütig“: Der Herr Jesus verlor niemals die Geduld, erklärte den Jüngern trotz häufigen Nicht-Verstehens immer wieder seine Leiden oder Gleichnisse. Er zeigte Geduld mit dem ungläubigen Thomas, ohne ihn zur Rede zu stellen (Joh 20,24–29). Langmütig nahm Er Judas Iskariot drei Jahre mit sich, obwohl Er um dessen Falschheit wusste.
  • „… ist gütig“: Der Herr tat aktiv Gutes (Apg 10,38). Es war ein Merkmal seines Dienstes, den Menschen um sich her Gutes zu erweisen. Er gab Bedürftigen, speiste Hungernde, befreite Besessene, ermutigte Ängstliche. Seine Frage an den blinden Bartimäus: „Was willst du, dass ich dir tun soll?“ (Lk 18,41), war für Ihn Lebens- und Tagesprogramm.
  • „… neidet nicht“: Der Herr lehrte seine Jünger, nicht neidisch auf den Erfolg anderer zu sein. Neidisch zu sein, weil andere mehr Geld haben, seltener krank sind, ein schöneres Haus haben, öfter in den Urlaub fahren können, bessere Schulnoten bekommen oder besser predigen können, kennen wir als Menschen sehr gut. Der Herr Jesus jedoch verwirklichte das, was Römer 12,15 sagt: „Freut euch mit den sich Freuenden.“
  • „… tut nicht groß“: Der Herr Jesus war ein wirklicher Diener, der freiwillig den untersten Platz einnahm. Er hätte es verdient, dass sich alle vor seiner Größe niederwerfen, doch in seiner Liebe stellte Er sich immer hinten an.
  • „… bläht sich nicht auf“: Der Herr Jesus war stets bescheiden. Wir ertappen uns dabei, dass wir unsere Liebe größer erscheinen lassen wollen, als sie ist – beim Herrn Jesus war sein Lieben immer authentisch. Er sprach nicht nur darüber, sondern lebte es aufrichtig aus.
  • „… verhält sich nicht unanständig“: Der Herr Jesus war immer taktvoll und angemessen. So sprach Er Sünden zwar deutlich an (z.B. Joh 4,17.18), jedoch immer auf eine Weise, die zu Herzen ging (z.B. Joh 8,11). Nie konnte man Ihm ein unsauberes Wort oder eine provozierende Haltung vorwerfen.
  • „… sucht nicht das Ihre“: Das ist der Kernpunkt der Liebe Christi. Ihm ging es immer nur um andere, nie um sich selbst. Als Er kurz vor dem schweren Gericht auf Golgatha stand, dachte Er nicht an sich. Zuerst stellte Er sich bei seiner Gefangennahme schützend vor seine Jünger, dann sprach Er in Mitleid zu den weinenden Frauen (Lk 23,28), dann kümmerte Er sich trotz der Kreuzesqualen um die Seelennot des mitgekreuzigten Verbrechers (Lk 23,39–43), bis Er sich kurz vor den drei Stunden der Finsternis noch in Liebe darum kümmerte, dass seine Mutter nach seinem Tod gut versorgt sein würde.
  • „… lässt sich nicht erbittern“: Trotz aller Beleidigungen, falschen Anklagen und Verleumdungen wurde der Herr Jesus nicht bitter. Er blieb emotional stabil, ohne sich aufzuregen oder sich provozieren zu lassen. Als Er auf schlimme Weise verhöhnt wurde, schwieg Er einfach.
  • „… rechnet das Böse nicht zu“: Der Herr Jesus war immer bereit, zu vergeben – was besonders daran deutlich wird, dass Er am Kreuz für seine Feinde betete (Lk 23,34). Obwohl seine Jünger Ihm untreu wurden, sagte Er zu ihnen: „Ihr seid es, die mit mir ausgeharrt haben“ (Lk 22,28). Der Herr sah das Gute in seinem Gegenüber. Ebenso sollten wir keine falschen Motive unterstellen, irgendwelche Erklärungen für ein seltsames Verhalten des Bruders suchen, sondern zunächst einmal das Gute voraussetzen.
  • „… freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit“: Der Herr Jesus war betrübt, wenn Er mit Sünde zu tun hatte; gleichzeitig wurde Er immer aktiv, um Ungerechtigkeit zu beseitigen. Liebe kennt keine Schadenfreude.
  • „… erträgt alles“: Der Herr Jesus nahm alles in Kauf, um das Ziel seiner Mission zu erreichen. „Alles“ beinhaltete bei Ihm Ablehnung, Enttäuschung, Schmach, Schmerzen und sogar den Tod. Für nichts war Er sich zu schade.
  • „… glaubt alles“: Der Herr Jesus verdächtigte andere nie ungerechtfertigt, wurde nicht misstrauisch.
  • „… hofft alles“: Für den Herrn Jesus war kein Fall hoffnungslos. Er versuchte immer, jede noch so zerfahrene Situation zum Guten zu wenden oder einen ablehnenden Menschen zu erreichen. Auch den untreuen Petrus gab Er nicht auf.
  • „… erduldet alles“: Der Herr Jesus ließ sich nicht unterkriegen, was auch immer Ihm entgegenstand. Er hielt durch, harrte aus, blieb dran. Kein Hindernis hält die göttliche Liebe auf.

Nicht weniger als das ist das Ziel für unsere Liebe. Ein Bruder schrieb herausfordernd: „Wir können Christus nicht ähnlich sein, ohne liebevoll zu sein.“