„Einer aber, mit Namen Kleopas, antwortete und sprach zu ihm: Bist du der Einzige, der in Jerusalem weilt (o. sich als Fremder aufhält) und nicht erfahren hat, was in ihr geschehen ist in diesen Tagen?“ (Lk 24,18).

Enttäuscht von den Ereignissen, die sich in den vorausgegangenen Tagen in Jerusalem zugetragen hatten, hatten die zwei Jünger Jerusalem verlassen und sich auf den Weg nach Emmaus gemacht (Lk 24,13). Unterwegs unterhielten sie sich über das, was mit ihrem Herrn und Heiland Jesus Christus geschehen war (Lk 24,14). Während sie sich so unterhielten, gesellte Jesus selbst sich zu ihnen und ging mit ihnen (Lk 24,15), doch sie erkannten Ihn nicht (Lk 24,16). Als Er sie schließlich fragte, worüber sie sich unterhielten, antwortete Ihm der eine der beiden mit einer Gegenfrage: „Bist du der Einzige, der in Jerusalem weilt (O. sich als Fremder aufhält) und nicht erfahren hat, was in ihr geschehen ist in diesen Tagen?“

Natürlich wusste der Herr Jesus, was in Jerusalem geschehen war. Er war ja derjenige, der von den Hohenpriestern und Obersten zum Tod verurteilt und am Kreuz von Golgatha gestorben war. Und doch trifft der erste Teil der Frage von Kleopas in besonderer Weise auf Ihn zu (wenn man die etwas andere Übersetzung in der Anmerkung hinzunimmt): „Bist du der Einzige, der sich als Fremder in Jerusalem aufhält?“

War der Herr Jesus wirklich der Einzige, der sich als Fremder in Jerusalem aufhielt? Ja, das war Er. Er war der einzige echte Fremdling in Jerusalem. Aber nicht nur das. Er war auch der einzige echte Fremdling auf der Erde – der himmlische Fremdling, der aus dem Himmel gekommen war und zum Himmel gehörte (Mt 25,43; Joh 3,13). Als Er auf die Erde kam, war Er von Anfang an der Verworfene: Die Welt kannte Ihn nicht, sein Volk wollte Ihn nicht und seine Jünger verstanden Ihn nicht (Lk 2,50; 9,45; 18,34; Joh 1,10.11). Und von seinen leiblichen Brüdern hören wir Ihn prophetisch sagen: „Entfremdet bin ich meinen Brüdern und ein Fremder geworden den Söhnen meiner Mutter“ (Ps 69,9).

Der Herr Jesus war in der Tat der Abgesonderte unter seinen Brüdern (1. Mo 49,26; 5. Mo 33,16). Und das nicht nur in moralischer Hinsicht, indem Er von jeder Art des Bösen getrennt war, sondern auch ganz praktisch. In Johannes 1,14 heißt es: „Das Wort wurde Fleisch und wohnte (eigentlich „zeltete“) unter uns. Auf der Erde hatte Er keinen festen Wohnsitz, sondern nur ein „Zelt“. An einer anderen Stelle sagte Er von sich: „Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er das Haupt hinlege“ (Mt 8,20; Lk 9,58). Und wieder an einer anderen Stelle lesen wir: „Und sie gingen ein jeder in sein Haus. Jesus aber ging an den Ölberg“ (Joh 7,53; 8,1).

Der Herr Jesus hatte also keinen Ort auf dieser Erde, den Er sein Zuhause nennen konnte. Und am Ende seines Lebens wurde Er – an einem Kreuz hängend – von der Erde erhöht, als ob die ganze Menschheit zu Ihm sagen wollte: Du gehörst nicht zu dieser Erde! Er war in der Tat der Einzige, der sich als echter Fremdling auf dieser Erde aufhielt!

So wie der Herr Jesus ein Fremdling auf der Erde war, sollen auch wir Fremdlinge sein. Petrus nennt uns in seinem ersten Brief Fremdlinge und solche, die kein Bürgerrecht haben (1. Pet 2,11). Wir sind zwar noch in der Welt, aber nicht von der Welt (Joh 17,11.14.16). Wir gehören nicht mehr zu dieser Welt. Unser Bürgertum ist in den Himmeln (Phil 3,20). Im Leben des Herrn Jesus war für alle erkennbar, dass Er nicht zu dieser Welt gehörte. In deinem und meinem Leben auch?