Über die aufgestellten Bretter der Stiftshütte wurden vier Teppiche bzw. Decken gelegt. Die unterste Decke war die vierfarbige Cherubimdecke; darauf wurde die Ziegenhaardecke gelegt, darüber kam die rot gefärbte Widderfelldecke und ganz oben lag eine Decke aus Sehkuhfellen.

Einerseits sprechen diese Teppiche von Christus (dessen Leib ein Tempel war; Joh 2,21) andererseits auch von uns Christen, die wir das Haus Gottes bilden. Wir erinnern uns an die Worte aus 1. Johannes 2,8: „Das, was wahr ist in ihm und in euch.“

Der vierfarbige Cherubimteppich

Zehn Teppiche wurden zusammengefügt und auf die Bretter gelegt: Das Ganze wird die „Wohnung“ genannt (2. Mo 26,1). Die Teppiche waren aus gezwirntem Byssus, blauem und rotem Purpur und Karmesin. Cherubim wurden in Kunstweberarbeit eingeflochten.

Der gezwirnte Byssus spricht von der reinen Menschheit Christi, der blaue Purpur davon, dass Er der Mensch vom Himmel ist, der rote Purpur zeigt seine Herrlichkeit als König der König und Karmesin deutet darauf hin, dass Er der Messias ist, der für uns sterben musste.

Diese vier Farben sprechen somit von der Herrlichkeit des Herrn, wie sie in den vier Evangelien gesehen wird. Die Farben waren miteinander verwoben. Und so können wir sagen, dass wir in allen Evangelien diese Herrlichkeiten sehen, obgleich eine Farbe jeweils in einem Evangelium besonders hervorstrahlt.[1]

Diese vier Farben finden wir auch bei dem Vorhang zwischen dem Heiligen und dem Allerheiligsten (2. Mo 26,33), bei dem Vorhang für den Eingang des Zeltes (2. Mo 26,36) und beim Torteppich des Vorhofs (2. Mo 27,16).[2]

Es ist zu bedenken, dass die Cherubim nur beim Vorhang, der ins Allerheiligste führt, und bei dem untersten Teppich im Allerheiligsten gefunden werden. Im Allerheiligsten befinden sich auch noch die beiden Cherubim auf der Bundeslade. Die Cherubim sind die Eigenschaften Gottes im Gericht und die Ausführung des Gerichts. Es wird ganz klar: In Gottes Gegenwart kann Böses nicht geduldet werden! Das gehört auch zu etwas, was Christus bezeugt hat.[3]

Es ist beachtenswert, dass ausdrücklich gesagt wird, dass dieser schöne vierfarbige Teppich bedeckt sein soll (2. Mo 26,13). Gott verbirgt das Schöne. Er möchte nicht die Sinne anziehen. Darum erkannte die Welt in Christus nicht Begehrenswertes, aber das Auge des Glaubens sah eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater.

Die zehn Cherubim-Teppiche waren 28 Ellen lang und 4 Ellen breit. Das Heiligtum war 10 Ellen hoch und 10 Ellen breit (2x). Einmal von links nach rechts macht 30 Ellen. Der Teppich war 28 Ellen lang. Somit wird klar, dass jeweils auf einer Seite eine Elle Abstand bis zum Boden blieb (bzw. etwas mehr, denn die Breite der Bretter muss auch noch berücksichtigt werden). Der einzelne Teppich war 4 Ellen breit. 10 Teppiche x 4 = 40 Ellen. Das Heiligtum war 30 Ellen lang und 10 Ellen hoch. Also kam die Decke am Ende des Heiligtums fast auf den Boden.

Fünf Teppiche wurden auf eine nicht näher beschriebene Weise zusammengenäht. Die beiden 2 x 5 Teppiche wurden dann mit 100 Schleifen aus blauem Purpur und 50 Klammern aus Gold zusammengefügt. Das erinnert daran, dass Gott die Gläubigen auf eine himmlische (blau) und göttliche Weise (Gold) miteinander verbunden hat. Fünfzig Klammern sind viel: Die Zusammengehörigkeit ist stark. Die Versammlung als Haus Gottes und als Leib Christi ist wohl zusammengefügt und verbunden (Eph 2,21; 4,16). Wir bilden ein Ganzes (2. Mo 26,6 und auch 2. Mo 26,11): Der Christus ist nicht zerteilt (1. Kor 1,13).

Die Verbindung der 2 x 5 Teppiche war exakt dort, wo der Übergang vom Heiligsten in das Allerheiligste war. Auch auf diese Weise macht Gott deutlich, dass ein Unterschied zwischen dem Heiligen und dem Allerheiligsten besteht. Wir können, im Bild gesprochen, auch sagen: Die Verbindung zwischen uns Gläubigen kann es nur geben, weil Christus starb und der Vorhang des Tempels von oben nach unten zerriss.

Teppich aus Ziegenhaar

Elf Teppiche wurden zusammengefügt. Das Ganze wird „Zelt“ genannt (2. Mo 26,7).  Die Propheten hatten Ziegenhaarmäntel. Dadurch zeigten sie ihre Trennung von dem Treiben der Welt. Auf Christus angewandt: Seine Herrlichkeit und Würde (Cherubimdecke) konnte von niemand verdunkelt werden, weil Er abgesondert von den Sündern seinen Weg ging – so konnte Er die Volksmengen fragen, ob Ihn jemand der Sünde überführen könne. Die Ziege ist besonders ein Sündopfer (28x wurde der Ziegenbock damit in Verbindung gebracht). Und der Prophet ist es auch, der die Sünde anprangert. Das dunkle Ziegenfell wird wohl auch für Sacktuch verwendet und lässt sich somit der Trauer des Propheten über die Sünde verbinden (2. Kön 1,8; Off 11,30; Sach 13,4; Joh 4,19). Die Ziege steht oft im negativen Zusammenhang. Man denke an den Betrug an Isaak und Jakob (1. Mo 27 und 37). Man denke an die Böcke in Matthäus 25. Und so werden wir zu der Aussage geführt: Der Teppich aus Ziegenhaar weist darauf hin, dass Sünde da ist, aber auch, dass es eine Lösung für Sünde gibt – in Christus.[4]

Es waren insgesamt 11 Teppiche. Das ergibt insgesamt 44 Ellen Teppich (11 x 4). Das Heiligtum war 30 Ellen lang und 10 Ellen hoch. Bleiben noch 4 Ellen übrig. Die Hälfte des vorderen Teppichs (2 Ellen) wurde doppelt gelegt. (Ansonsten hätte der Teppich ja in den Eingang hineingeragt und der Gedanke hätte aufkommen können, dass der Zugang nicht frei sei. Andererseits konnte man den Teppich auch nicht am Ende gut herunterhängen lassen.) Es bleiben nun zwei Ellen übrig. Hier muss man auch noch die Dicke der Bretter in Betracht ziehen, so dass man sagen kann, dass die Ziegenhaardecke bis zum Boden reichte.

Auch bei diesen Teppichen finden wir 2 x 50 Schleifen (aus blauem Purpur). Die Ringe sind allerdings aus Kupfer. Wir denken daran, dass wir Christus miteinander nicht aufgrund irdischer Dinge verbunden sind, sondern durch den Himmel und weil Christus das Gericht für uns getragen hat (= Kupfer).

Die rot gefärbten Widderfelle 

Die Widderfelle und auch die Seekuhfelle werden „Decke“ genannt, was bei dem vierfarbigen Teppich und bei dem Ziegenhaarteppich nicht der Fall ist. Die ersten beiden Decken (d.h. die beiden unteren Decken) stellen Christus dar, die anderen beiden mehr Eigenschaften von Christus.

Der Widder ist ein Leittier und das Weihe-Tier (2. Mo 29). Diese Weihe geht in den Tod. Wir brauchen nicht nur Absonderung, wie wir das bei den Ziegen sehen, sondern auch Weihe. Eine Weihe der Liebe, die bis in den Tod führt. Das sehen wir bei dem Herrn Jesus auf vollkommene Weise.

Bei diesen beiden Decken finden wir keine Maße. Sie sind aus einem Stück und nicht mit Klammern versehen, das heißt: Es gibt keine deutliche Nahtstelle. Denn natürlich gibt es keinen Widder und keine Seekuh, die so groß war, dass sie für die Decke gereicht hätte. Diese beiden Decken wurden wohl zeltartig ausgespannt (vgl. 2. Mo 35,18).

Die Sehkuhfelle

Die Seehkuhfelle sind äußerlich unscheinbar.[5] Seekühe leben als Säugetiere im Wasser und somit in einem fremden Element. Das deutet vielleicht auf den himmlischen Fremdling hin. Von außen sah man nur die Seekuhfelle  (und das nur zur Hälfte), der Priester aber konnte im Heiligtum die herrliche Decke aus Byssus, blauem und rotem Purpur und Karmesin sehen. Das erinnert daran, dass die Menschen keine Pracht in Christus sahen (Jes 53,2), aber dass die Gläubigen seine Herrlichkeit angeschaut haben (Joh 1,14). Und diese Herrlichkeit kann heute noch in der Gegenwart Gottes (im Heiligtum) bewundert werden![6]

Zusammenfassung

In dem vierfarbigen Teppich sehen wir die persönlichen Herrlichkeiten Christi, es sind die Herrlichkeiten, die Er in sich selbst hat. In dem Ziegenhaarteppich sehen wir Christus, was Er für uns ist: Er ist das wahre Sündopfer. In dem rot gefärbtem Widderfell sehen wir die Hingabe des Herrn Jesus, die Er für seinen Gott hatte, eine Hingabe, die Ihn in den Tod führte. Und in dem Sehkuhfell sehen wir das, was Christus für die Menschen war: einfach, schlicht und unansehnlich. Diese Herrlichkeiten Christi werden im Haus Gottes gekannt und verkündigt. Wenn man sich im Haus Gottes recht verhalten soll, muss man Christus kennen, das anerkannt große Geheimnis Gottes (1. Tim 3,14.15). In den verschiedenen Teppichen und wie sie zusammengefügt wurden, werden wir zudem daran erinnert, dass wir Christen eine Einheit bilden und diese in einer Ordnung ausleben sollen, die Gott ehrt.


Fußnoten:

  1. Deswegen sollten wir zum Beispiel besser sagen: „Wir sehen den Herrn im Johannesevangelium besonders als den Sohn Gottes“, und nicht: „Wir sehen den Herrn im Johannesevangelium als den Sohn Gottes.“
  2. Jedes Mal ist die Reihenfolge: blauer Purpur, roter Purpur, Karmesin und gezwirnter Byssus. Hier aber ist der gezwirnte Byssus an die erste Stelle gesetzt worden. Vielleicht bedeutet das einen Unterschied in der Verarbeitung. So könnte hier die Grundfarbe weiß gewesen sein und bei den anderen blau.
  3. Zwei der vier vierfarbigen Teppiche waren mit Cherubim und zwei Teppiche ohne Cherubim hergestellt worden. Wenn sie mit Cherubim waren, wird von Kunstwebearbeit gesprochen, und wenn sie ohne Cherubim sind, ist von Buntwirkerarbeit die Rede.
  4. Es ist aber zu beachten, dass es Ziegenhaar und nicht Ziegenfell ist. Ziegenhaar könnte man auch gewinnen, ohne dass das Tier getötet wird.
  5. In manchen Bibelübersetzungen steht „Dachsfell“ und nicht „Seekuhfell“. Die Übersetzung „Dachs“ geht auf Luther zurück, der mit dem schwierigen hebräischen Wort wohl nichts Genaues anfangen konnte. Die griechische und lateinische Übersetzung des hebräischen Wortes soll zumindest einen Anklang auf blau und violett haben, was an Seekühe denken lässt, was auch mit einer alten, traditionellen Überlieferung übereinstimmt.
  6. Gott hat den schönen Teppich verborgen und den unansehnlichen nach oben gekehrt. Wir Menschen machen es genau umgekehrt: Wir stellen das Schöne heraus. Aber Gott verbirgt es. Wir denken an Matthäus 11,25: „Zu jener Zeit hob Jesus an und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies vor Weisen und Verständigen verborgen und es Unmündigen offenbart hast. Ja, Vater, denn so war es wohlgefällig vor dir.“