Predige mit gutem Gewissen. Behalte ein reines Gewissen. Wer nicht gewissenhaft lebt, kann auch kein kühner Tadler sein. So jemand muss weich sprechen, aus Angst davor, sein eigenes schuldiges Gewissen aufzuwecken. Unheiligkeit im Leben des Predigers wird entweder seinen Mund verstopfen, dass er nicht tadle, oder die Ohren des Volkes, dass sie nichts aufnehmen. Was für einen harschen Klang wird eine solch rissige Glocke in den Ohren des Zuhörers haben.

Predige in Klarheit. Wer einen Nagel mit wiederholten Schlägen einhämmert, ist ein besserer Handwerker, als wer möglichst viele einschlagen will, aber keinen festmacht. Prediger, die von einer Wahrheit zur nächsten hüpfen, aber bei keiner stehen bleiben, erreichen wahrscheinlich kein Gewissen. Wenn ich in einem Geschäft ein Kleidungsstück kaufen möchte, ist mir der Verkäufer lieber, der mir ein, zwei gute Stücke vorlegt, die mir passen und die ich dann in Ruhe ansehen kann, als einer, der seinen ganzen Laden herbeiholt und ein Stück auf das nächste stapelt, bloß um mir sein Geschäft zu zeigen, bis ich schließlich vor lauter Auswahl keins genauer ansehen kann, weil sie alle übereinander liegen.

Predige in Treue. Der Prediger muss die Menschen genauso fleißig lesen und studieren wie irgendeines seiner Bücher. Und so wie er sie antrifft, muss er ihnen als ein treuer Verwalter austeilen. Leute beschweren sich, dass wir so oft dieselben Irrtümer oder Sünden tadeln; aber der Fehler liegt bei ihnen, weil sie nicht davon lassen wollen. Wer wollte den Hund tadeln, dass er weiterbellt, solange der Dieb immer noch im Garten ist? Nur ein, zwei Mal gegen die Sünde aufzustehen, wird niemals ausreichen.[…] Ein weiser Arzt versucht, seinen Patienten zu heilen, nicht ihm zu gefallen. Wenn ihn auch der Patient wegen der Bitterkeit der Medizin schilt, wenn er krank ist, so wird er sich dafür bedanken, wenn er wiederhergestellt ist.

Predige einfach. Das Wort Gottes ist zu heilig und das Predigen eine zu ernste Aufgabe, als das man damit spielen sollte, wie es bei manchen üblich ist, für die eine Predigt nichts anderes ist als gewitzte und feinsinnige Redekunst. Ihre Predigt ist wie eine Kinderpuppe. Wenn du das Kleid wegnimmst, ist der Rest wertlos. Es ist schön, wenn die Leute mit dem Prediger Schritt halten können. Aber Wahrheiten und Gedanken über die Aufnahmefähigkeit der Zuhörer hinweg zu predigen, ist wie eine Mutter, die versucht, ihr Kind mit einem zu großen Löffel zu füttern.

[Aus „Extracts from the Writings of William Gurnall, selected from Hamilton Smith“. Übersetzung von: Marco Leßmann]