Befreiung aus der Versuchung. Lieber Christ, es ist schlecht von dir, dass dein heiliger Wandel unterbrochen wurde, weil du mit einer Sünde herumhantiert hast. Aber es wäre eine noch größere Sünde, Gott den Rücken zuzukehren, wenn du dich wegen deiner vorherigen Sünde demütigen solltest. Du bist am Tag in eine Sünde gefallen, willst du deshalb am Abend nicht beten? Pass auf, dass du nicht noch tiefer in Versuchung fällst. Das ist die Gelegenheit für Satan, auf dich loszugehen, wenn die Waffe des Gebets nicht in deiner Hand ist. Das Beste, was dir jetzt passieren kann, ist ein Sturm Gottes, der dich zurückbringt, und je eher er kommt, desto barmherziger ist Gott mit dir.
„Wacht und betet“, sagt unser Heiland, „damit ihr nicht in Versuchung kommt“ (Mt 26,41). Sie beachteten es nicht und gaben dem Satan eine gute Gelegenheit, einzudringen. Und so wie sie durch die Vernachlässigung des Gebets in die Versuchung gekommen waren, so führte sie das Gebet Christi, dass Er gnädigerweise vorher schon für sie getan hatte, aus der Versuchung heraus: „Ich aber habe für dich gebetet, damit dein Glaube nicht aufhöre“ (Lk 22,32).
Lass dich dadurch im Kampf gegen Satan ermutigen, lieber Christ. Das Gefecht mag hart sein, aber es wird nicht lange dauern. Die Wolke rollt über deinen Kopf hinweg, während sie regnet, und dann kommt schönes Wetter und der ewige Sonnenschein der Herrlichkeit.
Wenn du nicht wachsam bist, wird es nicht lange dauern, bis der Teufel das mitbekommt. Der Teufel kannte die Schlafenszeit der Apostel und dann begehrte er, sie zu sichten (Lk 22). Der Dieb steht auf, wenn ehrliche Leute ins Bett gehen. Der Teufel beginnt mit der Versuchung, wenn der Gläubige aufhört zu wachen. … Die Schlafenszeit des Gläubigen ist die Versuchungszeit Satans. Jede Fliege wagt es, auf einen schlafenden Löwen zu kriechen. Keine Versuchung ist so schwach, dass sie nicht einen Christen zu Fall bringen könnte, der sich in Sicherheit wiegt.
Simson schlief und Delila schnitt ihm die Locken ab. Saul schlief und sein Speer wurde ihm abgenommen, ohne dass er es merkte. Noah schlief und sein unbarmherziger Sohn fand eine passende Gelegenheit, die Nacktheit seines Vaters aufzudecken. Eutychus schlief und viel aus dem dritten Stock und wurde tot aufgehoben. Der schlafende Christ wird bald seine geistliche Kraft verlieren, seines Speeres beraubt werden und seine Nacktheit wird von unbarmherzigen Menschen aufgedeckt werden, zur Schande für sein Bekenntnis. Ja, er fällt vielleicht sogar von einem hohen Stockwerk des Bekenntnisses so tief in skandalöse Praktiken, dass andere sich fragen mögen, ob überhaupt noch geistliches Leben in ihm ist.
[Übersetzt von Marco Leßmann]