Es gibt jedoch einen Bereich, für den Gott Seinen Willen in Seinem Wort nicht ausdrücklich mitgeteilt hat und der trotzdem jeden Gläubigen betrifft. Dieser Bereich betrifft unser Erfahrungen. Dabei geht es nicht um die Frage, ob etwas moralisch richtig oder falsch ist, sondern eher darum, wie wir in ganz bestimmten Angelegenheiten handeln sollen: ob wir ein Haus kaufen oder mieten sollen, ob wir umziehen sollen, ob wir einen bestimmten Ort oder bestimmte Menschen aufsuchen sollen, ob wir ein bestimmtes Auto kaufen sollen, ob oder wie wir einem bestimmten Menschen in Not helfen sollen und vieles andere mehr. Manche Gläubige sind sich in solchen Situationen sehr sicher und sagen beispielsweise, sie wüßten, daß es Gottes Wille sei, zu einem bestimmten Ort zu gehen. Die Zeit wird zeigen, ob es Gottes Wille war oder nicht.

Römer 12,2 ist uns eine große Hilfe, Gottes Willen in der richtigen Weise zu erkennen: „Seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes, daß ihr prüfen mögt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.“ Aber wie können wir ihn prüfen? Wenn wir es negativ ausdrücken, dann dadurch, daß wir nicht gleichförmig dieser Welt sind; sagen wir es positiv, dann dadurch, daß wir verwandelt werden durch die Erneuerung unseres Sinnes. Die Prinzipien, mit Hilfe derer die Welt den richtigen Weg finden will, sind immer Zweckmäßigkeit, materieller Vorteil und gegenwärtige Bequemlichkeit. Wenn jemandem eine attraktive Stelle mit gutem Gehalt weit entfernt von einer Versammlung angeboten wird, wird er sie wahrscheinlich schnell annehmen, wenn er gleichförmig dieser Welt ist. Wenn er verwandelt ist, wird er in Aufrichtigkeit die Interessen des Herrn an die erste Stelle setzen, denn durch seinen erneuerten Sinn sieht er die Lage vom Standpunkt des Herrn aus. Dann wird er prüfen, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist. Dieses Prinzip ist von größter Wichtigkeit. Wenn unser Sinn in dieser Weise erneuert ist, werden wir gewohnt sein, aus dem Wort Gottes zu lernen. Wenn wir lernen, den Willen Gottes in größeren Dingen zu erkennen, werden wir auch in kleineren Dingen mehr Unterscheidungsvermögen haben. Beim Lesen des Wortes Gottes werden wir feststellen, daß es auf bestimmte Fragen, die uns beschäftigen, angewandt werden kann. Es unterweist und ermuntert uns, besonders wenn unsere Herzen geübt sind zu lernen.

Wenn wir in einer Angelegenheit eine schnelle Entscheidung treffen müssen, ist es ratsam, uns gründlich zu prüfen, ob wir mit jeder Antwort zufrieden sind, sei sie positiv oder negativ. Dann sollten wir die Angelegenheit vor den Herrn bringen. Sein Friede hängt von unserer Entscheidung ab: wir werden ihn erfahren, wenn die Entscheidung seine Zustimmung findet. Andernfalls wird Er uns die innere Ruhe vorenthalten. Wir sollten Ihm darin vertrauen, daß Er sieht, wie wir Seinen Willen durch unsere Übungen prüfen wollen.

Der Herr läßt es vielleicht zu, daß wir in einer Sache längere Zeit geübt sind, damit wir aufgeweckt werden in dem Bewußtsein unserer Abhängigkeit von Seiner Barmherzigkeit. Das treibt uns ständig ins Gebet und zum Lesen Seines Wortes, während wir die betreffende Angelegenheit erwägen. In vielen Fällen werden bestimmte Dinge im Wort Gottes sich so auf unsere Herzen legen, daß sie uns Hinweise auf den Willen des Herrn geben. Wir dürfen daher ruhig sein in dem stillen Vertrauen, daß der Herr uns gewiß führen wird. Das ist der Platz des kindlichen Glaubens für einen Diener.

Wie segensreich, wenn der Gläubige immer das einfältige Vertrauen zum Herrn hat, daß Er ihn den richtigen Weg führen wird. Diese Haltung wird weder zu stolzem Selbstvertrauen noch zu überstürztem Handeln führen. Denn Gott ist ruhig und besonnen in der Ausführung Seines Willens, und durch den Glauben an Ihn werden auch wir Ruhe und Frieden im Herz haben.

Wenn wir den Willen Gottes erkennen wollen, dann laßt uns noch mehr den Wunsch haben, ihn auch zu tun. So können wir im täglichen Leben erfahren, wie wertvoll Gottes Wille ist.