Die Schöpfung der Welt illustriert die neue Schöpfung
Die Schöpfung der Welt dient als Illustration, wenn die Schrift bezeugt: „Der Gott, der aus Finsternis Licht leuchten hieß, ist es, der in unsere Herzen geleuchtet hat zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi“ (2. Kor 4,6). Unsere Herzen sind mit ihrer rein verstandesmäßigen Erkenntnis wie die Erde, als sie noch wüst und leer war. Die Ordnung und Schönheit der Kreatur, die die göttliche Herrschaft der Liebe genießt, gibt es nicht. Stattdessen herrscht die Sünde, der Hass gegenüber Gott, die Finsternis böser Wege und Gedanken – ein moralisches Chaos. Gott hat den Menschen „aufrichtig geschaffen“ (Pred 7,29). So war der Beginn des Menschen. Dann kam der Ruin herein; und nun, durch die Gnade, die neue Schöpfung. „Wenn jemand in Christus ist, da ist eine neue Schöpfung“ (2. Kor 5,17).
Der allererste Akt Gottes in der neuen Schöpfung ist derselbe, von dem wir auch im Anfang lesen: Gott bringt Licht herein. „Es werde Licht“, lautet sein Befehl. Der Geist Gottes, der über den Wassern schwebte (1. Mo 1,2), verdeutlicht dem Gewissen und Herzen das Wort Gottes; das Licht scheint herein, und so wie Gott das Licht von der Finsternis schied, so bewirkt er auch in unseren Herzen die Unterscheidung zwischen Gut und Böse.
Der Einzug des Lichts
Wenn uns im alltäglichen Leben über ein bestimmtes Thema ein Licht aufgeht, dann ändert das alles – wir bekommen neues Wahrnehmungsvermögen, eine neue Vorstellung, eine neue Sichtweise bezüglich dieses Themas. Unsere inneren Augen werden geöffnet. Nun hat das himmlische Licht, das Gott uns gegeben hat, in unsere Herzen geleuchtet, um uns eine bestimmte Erkenntnis zu geben, nämlich die Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes. Wir meinen damit nicht seine Schöpferherrlichkeit, die von den Himmeln verkündet wird und die menschliche Wissenschaft zumindest teilweise entfalten und erklären kann, sondern eine viel hervorragendere Herrlichkeit, nämlich die seiner Natur und seines Wesens. Diese Erkenntnis kommt nicht durch das Firmament, sie wird auch nicht von Tag und Nacht verkündet, sondern sie steht in einem anderen Buch und wird in einer anderen Sprache verkündet. „Im Angesicht Jesu Christ“, so lesen wir es, und nicht nur in seinem Angesicht als er auf der Erde war, sondern dort, wo er jetzt ist, im Himmel. In dem „Sohn seiner Liebe“ ist diese Erkenntnis dem Menschen offenbart. Wir müssen Jesus dort sehen, wo er jetzt ist, wenn wir sein Leben und seinen Tod hier auf der Erde verstehen wollen. Dieses Leben in Gnade und Wahrheit, dieser Tod in Liebe und Heiligkeit, in Verbindung mit dem Wesen Gottes gesehen, bleiben ein Geheimnis, bis man die gegenwärtige Herrlichkeit Christi versteht. Seine jetzige Herrlichkeit ist die Antwort auf seine damalige Schande. Dass er jetzt auf dem Thron ist, der Erstgeborene aus den Toten, das Haupt der neuen Schöpfung, das ist die Antwort darauf, dass er den Platz und die Verantwortlichkeit von Sündern eingenommen hat, tot in ihren Vergehungen und Sünden.
Der Vorsatz Gottes in Bezug auf sein Volk entfaltet sich vor unseren Herzen, wenn wir Jesus sehen, „der ein wenig unter die Engel wegen des Leidens des Todes erniedrigt war, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt“ (Heb 2,9). Mit erstaunten Blicken sahen die Apostel zu, als er sie segnend verließ und von jenem Berg zum Himmel auffuhr und die Wolke ihn von ihren Augen wegnahm (Apg 1,9). Nachdem sie ihn so gesehen hatten, konnten sie nicht umhin, seine Auferstehung zu verkündigen, deren völlige Bedeutung für sein Volk uns in den Briefen erklärt wird. Durch sie wissen wir, dass alle, die an ihn glauben, die durch Glauben in seinem Tod und seiner Schande ihr Leben und ihre Herrlichkeit sehen, zu gegebener Zeit nach Geist, Seele und Leib ihm, dem Haupt der neuen Schöpfung Gottes, gleichgemacht werden. Auch wissen wir, dass uns – obwohl unser Leib noch sterblich und die Sünde noch in uns ist und obwohl die Umstände der Welt und die Herrschaft ihres Gottes noch gegen uns sind – doch das Leben Christi in der Kraft seiner Auferstehung mitgeteilt worden ist. Wir sind eine neue Schöpfung, „das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden (2. Kor 5,17). Diese von Gott gegebene Erkenntnis ist durch die Kraft des Geistes göttliche Kraft in der Seele.