(Dieser Artikel kann auch als Podcast auf YouTube/BibelimFokus angehört werden.)

Ein Leben ohne Sünde – das können wir uns kaum vorstellen. Weder in dieser Welt, noch in unserem eigenem Leben. Und doch wird es einmal so kommen, dass es keine Spur von Sünde mehr gibt! Alles beruht auf der Person und dem Werk dessen, den Johannes der Täufer am Jordan sieht und mit den Worten „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt“ (Johannes 1,29) hinweist.

Was für ein Ausspruch! Am Vortag hatte Johannes der Täufer auf Christus als den neuen Mittel- und Sammelpunkt vorgestellt (Joh 1,19–28). Jetzt stellt er ihr vor als „das Lamm, das die Sünde der Welt wegnimmt“.

Für einen Juden gab es wohl kein Opfer, das bekannter war, als das eines Lammes. Denken wir einmal an Abel, der Gott ein Lamm brachte und somit das Prinzip verdeutlichte, dass es ohne Blutvergießen keine Vergebung gibt (Heb 9,22). Denken wir an die Opferung Isaaks (1. Mose 22). Wir lernen dort, dass Gott selbst sich das Lamm zum Brandopfer ersehen wird. Wenn wir zu 2. Mose 12 kommen, wird uns das Passah-Lamm vorgestellt; dieses Lamm ohne Fehl, dessen Blut an die Türpfosten und den Türsturz gestrichen werden sollte. Und Gott hatte gesagt: „Und sehe ich das Blut, so werde ich an euch vorüber gehen“ (2. Mose 12,13). Dann haben wir noch die vielen Lämmer die bei den verschiedenen Opfern im Volk Israel wie z.B. dem Brand-, Sünd-, oder Schuldopfer, oder dem täglichen Morgen- und Abendopfer. Denken wir noch an die Worte Jesajas, der deutlich macht, dass dieses Lamm ein widerstandloses, williges Opfer sein muss: „... wie ein Lamm, dass zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Schaf, das stumm ist vor seinen Scherern; und er tat seinen Mund nicht auf“ (Jesaja 53,7).

Welche Gedanken und Empfindungen muss der gläubige Jude gehabt haben, als er die Worte Johannes des Täufers hörte: Hier, in der Person von Jesus, stand DAS Lamm Gottes vor ihnen, und damit die Erfüllung aller alttestamentlichen Bilder, die ihm bekannt waren. Später würde Paulus in seinem Brief an die Korinther erklären, dass „auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet worden“ (1. Kor 5,7). Petrus schreibt dann, dass wir erlöst sind „mit dem kostbaren Blut Christi, eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken; der zwar zuvorerkannt ist vor Grundlegung der Welt, aber offenbart worden ist am Ende der Zeiten um euretwillen.“ (1. Pet 2,18–20).

Johannes legt mit seiner Aussage den Schwerpunkt auf Jesus als das Opfer-Lamm. Sie führt uns direkt zu dem Kreuz in die drei Stunden der Finsternis, als der Herr Jesus aus der Hand Gottes leiden musste. Dabei spricht Johannes hier sehr absolut und abstrakt, ohne irgendwelche zeitlichen Angaben. Er sagt weder, wann der Herr das Werk vollbringen, noch wann die Ergebnisse sich völlig erfüllen würde. Es geht also weniger um das WANN, als mehr um das DAS. Worauf er einfach hinweist ist: dies ist die Person. Dies ist das Werk. Dies ist das Ergebnis.

Dieses Ergebnis sehen wir hier bei Johannes in seiner umfassendsten Form. In 1. Mose 4 sehen wir Abel, der ein Opfertier für sich als Person nimmt. In 2. Mose 12 sehen wir, dass das das Lamm für eine Familie genommen werden sollte. In 3. Mose 16 schließlich geht es am großen Sühnungstag um ein Opfer für eine Nation - Israel. Doch wenn das Lamm Gottes vor uns steht, dann hat das Auswirkungen auf die Welt. Hier haben wir keinerlei Einschränkungen.

Beachtet wir: Johannes sagt nicht, dass der Herr Jesus die Sünden (Plural) der Welt wegnimmt, sondern die Sünde (Singular). Damit ist das Prinzip, die Wurzel in uns gemeint, nicht die sündigen Taten, die Früchte, die wir tun. Durch einen Mensch – Adam – ist die Sünde in die Welt gekommen (Römer 5,12). Fortan ist sie das große Problem zwischen Gott und Menschen. Doch genau deswegen hat Gott seinen Sohn in diese Welt gesandt: „... tat Gott, indem er, seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und für die Sünde sendend, die Sünde im Fleisch verurteilte,“ (Römer 8,3). Das bedeutet, der Herr Jesus kam, und äußerlich sah er genauso aus, wie die Menschen, in denen die Sünde war. Nur mit dem entscheidenden Unterschied, dass in ihm keine Sünde war (1. Joh 3,5; Heb 4,15) – ein Lamm „ohne Fehl und ohne Flecken“ (1. Pet 2,19). Auch Hebräer 9,26 sagt uns „Jetzt aber ist er einmal in der Vollendung der Zeitalter offenbart worden zur Abschaffung der Sünde durch sein Opfer“. Am Kreuz hat Gott dann „die Sünde im Fleisch verurteilt“ (Römer 8,3); hat ihn, den Herrn Jesus „zur Sünde“ gemacht (2. Kor 5,21).

Johannes sieht das Ergebnis des Werkes des Herrn Jesus als ein Ganzes. In seiner Erfüllung sehen wir es noch nicht ganz. Und doch wird es einmal so sein, dass es Sünde nicht mehr gibt.

1.     Schon heute darf auf der Grundlage des vollbrachten Werkes das Evangelium verkündigt werden. Gott begegnet der Welt nicht in Gericht, sondern in Gnade. Und jeder der es persönlich annimmt, darf wissen, dass er Vergebung seiner Sünden hat und von der Macht der Sünde frei gemacht ist (Römer 6,2).

2.     Und doch haben wir – auch als Kinder Gottes – die Sünde immer noch in uns und können somit auch immer noch sündigen (Römer 7,17.18). Aber wenn der Herr Jesus kommen wird, dann wird er auch „unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten“, „zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit, nach der wirksamen Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen.“ Oder, um es mit 1. Korinther 15,51 auszudrücken: „Wir werden alle verwandelt werden“. Diese Verwandlung ist notwendig, damit wir ewig in der herrlichen und heiligen Gegenwart Gottes sein können. Dann wird auch unser Körper völlig frei sein von der Sünde – und damit übrigens auch von jeder Schwachheit und Krankheit.

3.     Auch im 1000jähriges Reich wird es immer noch die Sünde geben. Immer noch wohnt sie in den Menschen, die dann auf dieser Erde leben werden. Allerdings wird sie sich nicht mehr derartig entfalten und zeigen, wie sie es heute noch tut. Das hat zwei Gründe: Zum einen wird Satan, der Fürst dieser Welt, gebunden sein und kann somit die Menschen nicht zum Sündigen verleiten: „Und ich sah einen Engel aus dem Himmel herabkommen, der den Schlüssel des Abgrunds und eine große Kette in seiner Hand hatte. Und er griff den Drachen, die alte Schlange, die der Teufel und der Satan ist; und er band ihn tausend Jahre und warf ihn in den Abgrund und schloss zu und versiegelte über ihm, damit er nicht mehr die Nationen verführe, bis die tausend Jahre vollendet sind.“ (Off 20,2.3). Zum anderen wird die Herrschaft des Herrn Jesus in Gerechtigkeit die freie Entfaltung der Sünde hemmen. Unter dieser Herrschaft wird es Frieden, Sicherheit und Wohlstand geben – ein Zustand wie er noch nie dagewesen ist.

Auch die Schöpfung wird von weitreichenden Veränderungen betroffen sein. Einst wurde sie wegen der Sünde des Menschen verflucht (1. Mo 3,17.18). Das merken wir auch heute noch. Doch dann wird die Schöpfung von dem Fluch befreit sein (Römer 8,19–21). Die Erde wird fruchtbar sein (Jes 51,3), Tiere werden sich nicht mehr gegenseitig fressen und Menschen werden keine Angst mehr vor ihnen haben, weil keine Gefahr mehr von ihnen ausgeht (Jes 11,6–9). Und doch wird es auch unter diesen günstigen Umständen so sein, dass die in dem Menschen wohnende Sünde sich zeigt. Da, wo sie offen zu Tage tritt, wird sie unmittelbar mit dem Tod gerichtet werden (Ps 101,8; Jes 65,20).

4.     Doch so herrlich die Zustände unter der Regierung des Herrn Jesus auf dieser Erde sein werden – sie wird nicht weiter bestehen, sondern vergehen.

„Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb, an dem die Himmel vergehen werden mit gewaltigem Geräusch, die Elemente aber im Brand werden aufgelöst und die Erde und die Werke auf ihr werden verbrannt werden. Da nun dies alles aufgelöst wird, welche solltet ihr dann sein in heiligem Wandel und Gottseligkeit! – indem ihr erwartet und beschleunigt die Ankunft des Tages Gottes, dessentwegen die Himmel, in Feuer geraten, werden aufgelöst und die Elemente im Brand zerschmelzen werden. Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt“ (2. Petrus 3,10–13).

„Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer ist nicht mehr. [...] Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. [...] Und der, der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu. Und er spricht zu mir: Schreibe, denn diese Worte sind gewiss und wahrhaftig“ (Off 21,1.4.5).

Dann wird es im ganzen Universum keine Spur der Sünde mehr sein. Dann wird tatsächlich zur Erfüllung gekommen sein, was Johannes schon damals am Jordan gesagt hat: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt“! Damals eine einfache Tatsache, dann aber eine zur Erfüllung gekommene Tatsache! Alle diese herrlichen Ergebnisse, die wir gesehen haben, gründen sich auf dem vollbrachten Werk des Sohnes Gottes, der das Lamm Gottes geworden ist!

Was für ein großartiges Werk!

Was für eine herrliche Person!