Nicht viele Menschen werden 100 Jahre alt. Heleen Voorhoeve, die sich schon als Kind bekehrte und ihr Leben in den Dienst des Herrn Jesus stellte, hat Gott diese Gnade geschenkt. Es war ein reiches Leben – reich an Erfahrungen mit ihrem Meister.

Wir wollen in diesem Artikel nicht viel über die Biografie schreiben, die der Ägypter Essam Khalil über Heleen Voorhoeve verfasst hat. Am besten liest du sie selbst. Auf 154 Seiten fasst er ein Leben von 100 Jahren zusammen. Heleen wurde am 11. April 1912 in Den Haag (Niederlande) geboren. Dort wuchs sie als sechstes von acht Kindern auf. Sowohl ihr Vater Johannes als auch ihr Großvater Cornelis waren Diener des Herrn, die Er zum Segen für die Versammlung (Gemeinde) Gottes benutzen konnte.

Als sie 12 Jahre alt war, übergab sie ihr Leben dem Herrn Jesus. Mit 15 Jahren half sie bereits in der Sonntagschularbeit mit. Mit 17 Jahren wollte sie dem Herrn in der Mission dienen, aber ihr Vater war der Auffassung, dass sie diesen Dienst nicht vor Vollendung des 25. Lebensjahres antreten sollte. 1937 kam sie dann über Alexandrien nach Kairo, wo sie zwei Jahre blieb, um Arabisch zu lernen.

1939 ging sie nach Tema, wo sie bis auf kurze Unterbrechungen bis zu ihrem Heimgang blieb. Dort übernahm sie auch sehr früh die Verantwortung für eine Schule, die später den Namen „Bethel“ erhielt. Am 7. Mai 2014 wurde sie nach einem erfüllten Leben für ihren Herrn heimgerufen – ins Paradies.

Heleen Voorhoeve war es sehr wichtig, dass Gott in allem die Ehre gegeben würde. Als ein Bruder sie beispielsweise darauf ansprach, ein Buch über ihr Leben zu schreiben – oder ob sie möglicherweise eine Autobiografie plane –, lehnte sie ganz empört ab. Nicht sie sondern der Herr solle im Mittelpunkt des Interesses der Gläubigen stehen.

Gerne empfehlen wir die vorliegende Biografie, die einen schönen Einblick in ein aktives Leben für Christus bietet. Es sollte für uns alle ein Ansporn sein, unserem Herrn und Meister zu dienen und nicht irdischen oder gar weltlichen Zielen nachzueifern. Er ist es wert!

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Buchauszug

Frühreif

Als Heleen 15 Jahre alt wurde, machte ihr geistliches Wachstum einen Sprung nach vorn, was sich darin zeigte, dass sie regelmäßig und ausdauernd in der Bibel las und die Versammlungsstunden besuchte. Die Verantwortlichen für die Sonntagsschule baten sie, doch in diesen Dienst einzusteigen, um einige Verwaltungsaufgaben zu übernehmen. Im Laufe der Zeit wurden ihr dann immer mehr Aufgaben in diesem Bereich übertragen.

Im Jahr 1929 gab Heleen den Anstoß dazu, ein christliches Zeltlager für Mädchen ins Leben zu rufen. Während der Sommerferien sollten die Mädchen Gottes Wort besser kennenlernen und in verschiedene Aktivitäten einbezogen werden. Solche Freizeiten waren damals in Europa nicht bekannt, auch nicht für die Jungen. Heleens Vater, der sich von dieser Idee überzeugen ließ, aber zunächst bei vielen auf Widerstand stieß, gelang es mit seiner weisen Art, auch seine Glaubensbrüder für diese Freizeiten zu erwärmen. Obwohl das Campen schwierig und anstrengend war, fieberten die Mädchen von Jahr zu Jahr diesen Lagern entgegen, wo sie einander und den Herrn besser kennenlernten. Trotz ihres jungen Alters von erst 17 Jahren hatte Heleen die Aufsicht über eines der Zelte, in dem teilweise auch ältere Mädchen untergebracht waren. So engagierte sie sich schon in jungen Jahren für das Werk des Herrn.

Eine Sehnsucht wird geweckt

Heleen wuchs heran und war es gewohnt, von dem Werk des Herrn in verschiedenen Ländern zu hören. In ihrem Zuhause wurden immer die Diener des Herrn und Missionare untergebracht, die auf der Durchreise in Holland Station machten. Und in der Regel sprachen sie dann beim Abendessen über das Werk des Herrn in nah und fern. Im Laufe der Zeit begann Heleen, ein besonderes Interesse für diese Berichte zu entwickeln und spürte, wie eine besondere Sehnsucht in ihrem Herzen geweckt wurde. Sie wollte mehr über die Mission und die Missionsarbeit wissen. Da sie viel über Länder wie China und die Arbeit, die dort geschah, hörte, begann sie schon bald, dafür zu beten. Sie bat den Herrn, sein Werk in diesen Ländern zu segnen, die Missionare dort zu bewahren und ihre Bedürfnisse zu erfüllen.

Die ersten Zeichen

Eines Tages kam ein besonderer Gast ins Haus Voorhoeve. Er war im mittleren Alter und hatte eine dunkle Haut und eine sanfte Stimme. Seine Gedanken konnte er elegant artikulieren. Dieser Mann sprach über das Werk des Herrn in einem Land namens „Ägypten“.

Als Heleen damals nach dem Namen dieses Mannes fragte, hätte sie sich noch nicht vorstellen können, dass er später einmal eine bedeutende Rolle in ihrem Dienst haben und sie bis zu seinem Heimgang unterstützen würde. Dieser Mann war Bruder Matta Behnam, ein Prediger des Evangeliums. An diesem Tag spürte sie ein besonderes Interesse an diesem Land Ägypten, auch wenn sie es noch nicht näher beschreiben konnte.

Von diesem Tag an verfolgte sie mit regem Interesse alle Nachrichten, die aus Ägypten kamen. Sie erkundigte sich, welche Brüder und Schwestern dem Herrn dort dienten, in welchen Lebensverhältnissen die Menschen lebten, und drängte ihren Vater, das Land doch einmal zu besuchen. Zudem besuchte in jener Zeit noch eine weitere Gruppe niederländischer Brüder Ägypten, um einen besseren Einblick in das Werk dort zu bekommen.

Ein tiefer Wunsch

Im Laufe des Jahres 1929 wurde eines Abends nach der Versammlungsstunde dem dänischen Bruder Otto Blaedel Gelegenheit gegeben, über seine Arbeit zu sprechen. Er begann, über Ägypten zu reden – das Land, in dem er fünfundzwanzig Jahre lang gedient hatte. Ausführlich erzählte er von den enormen Unterschieden im Vergleich zu den mitteleuropäischen Ländern – in der Art der Menschen dort, ihren Gewohnheiten und Traditionen. Auch über Schwierigkeiten im Dienst sprach Bruder Blaedel. Zugleich machte er deutlich, dass die Mission dort große Erfolge feierte und innerhalb kurzer Zeit die Zahl der Versammlungen stark gewachsen war.

Er bat seine Zuhörer, doch für den Dienst in Ägypten zu beten; nicht nur für die materiellen Bedürfnisse der Arbeit, sondern besonders auch dafür, dass Brüder und Schwestern bereit wären, dort hinzugehen. Weiter erzählte er, wie nötig es sei, dass Schwestern kämen, um unter den Frauen in Ägypten zu arbeiten, da diese aufgrund der Landestraditionen keinen Umgang mit fremden Männern haben durften. Dies behindere die Besuche in den einzelnen Häusern. Auch wurden besonders für die christliche Schularbeit, die man gerade dort begonnen hatte, Lehrerinnen gebraucht.

Als Heleen an jenem Abend nach Hause ging, brannte ihr Herz und ihre Gedanken gingen auf Wanderschaft. Sie betete bei jedem Schritt, und mit jedem Schritt wuchs ihre Gewissheit im Blick auf den Wunsch, der in ihr aufgekommen war, als Bruder Otto Blaedel über Ägypten sprach. Heleen nutzte die erste Gelegenheit, in der sie allein mit ihren Eltern war, um ihnen von ihrem brennenden Wunsch zu berichten: „Mutter, Vater, der Herr hat mich berufen, Ihm in Ägypten zu dienen!“ Ihre Eltern waren für einen Moment sprachlos. Verschiedene Gefühle überkamen sie – eine Mischung aus Freude, Verblüffung und Staunen. Sie baten Heleen, zu warten, bis sie darüber gebetet hatten, um ihr dann eine Antwort zu geben.

Die Enttäuschung

Nach einiger Zeit kam ihr Vater zu ihr und sagte: „Ich bin einverstanden“, aber bevor Heleen vor Freude Luftsprünge machen konnte, fügte er schnell hinzu: „Aber nicht, bevor du 25 bist!“

Heleen war sehr enttäuscht und deprimiert. Sie war erst 17. Sollte sie weitere acht Jahre warten, bis sie dem Ruf des Herrn nach Ägypten folgen konnte? Ihr Vater beließ es jedoch nicht einfach dabei, sondern erklärte ihr seinen Standpunkt folgendermaßen: „Du solltest erst einmal selbst arbeiten und die alltäglichen Dinge des Lebens kennenlernen, damit du überhaupt weißt, wie die Menschen leben, denen du dienen willst. Außerdem solltest du zunächst deinen Lebensunterhalt selbst verdienen, damit du später jede praktische Hilfe, die der Herr dir schickt, auch wirklich schätzen kannst. Es gibt eine Menge Dinge, die du lernen musst, um für die Mission gut gerüstet zu sein. Aber am wichtigsten ist es, zu warten, bis wir und du wirklich sicher sind, dass all das der Wille des Herrn ist und nicht nur eine Idee, die du in deinem jugendlichen Alter hast. Das wird sich im Laufe der Zeit zeigen.“

Heleen akzeptierte die Entscheidung ihres Vaters, weil sie tief in ihrem Herzen wusste, wie wichtig der Gehorsam ihm gegenüber war, so wie die Bibel es lehrt. Und die Tage und Jahre, die folgen sollten, überzeugten sie von der Weisheit seiner Worte. Wie wir es bei Mose, Paulus und anderen finden, geht dem Dienst für den Herrn immer eine Zeit der Vorbereitung voraus.

Die Vorbereitung beginnt

Heleen schrieb sich an einer Lehrerinnen-Schule für Frauen ein. Sie war sehr fleißig und lernte schnell, so dass sie diese Schule nach zwei Jahren abgeschlossen hatte. Hier lernte sie, Kinder zu unterrichten, sich um sie zu kümmern, eine Schule zu leiten und viele ähnliche Dinge. Diese Ausbildung bereitete sie optimal auf das Werk vor, das der Herr für sie vorgesehen hatte. Das zusätzliche Wissen und die erworbenen Fähigkeiten waren so eine Zurüstung für ihre spätere Arbeit an den Schulen.

Nachdem sie ihre Ausbildung beendet hatte, arbeitete Heleen für ein Jahr an einer christlichen Schule in Den Haag. Von dem Moment an, in dem sie ihren ersten Lohn bekam, legte sie immer etwas von dem Geld für den Herrn beiseite, um den Bedürftigen zu helfen, die der Herr ihr über den Weg schickte. Ebenso folgte sie der Familientradition, wonach der erste Gehaltsscheck für die Familie gedacht war. So zeigte sie ihre Dankbarkeit und Verbundenheit mit dem Zuhause und der Familie, in der sie aufgezogen worden war.

Für ihre weitere Vorbereitung entschied ihr Vater, sie nach Deutschland zu schicken, um dort neue Erfahrungen zu sammeln. Außerdem wollte er, dass sie sich daran gewöhnte, von ihrer Familie getrennt zu leben. Dafür wählte er die Länder so aus, dass darin eine Steigerung lag: Zunächst sollte sie in ein Land gehen, das nicht weit weg war (Deutschland), später in ein weiter entferntes und anschließend in ein Land, das noch weiter entfernt war. Auf diese Weise (zunächst in ein nahe gelegenes Land zu gehen und sich dann immer weiter zu entfernen) wandte sie die Bibelstelle auf sich an: „... Ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde“ (Apg 1,8). – Es ist gut, wenn wir dieses Prinzip des Herrn verstehen: Zunächst möchte Er uns in unserem normalen Umfeld gebrauchen, dann wird der Kreis allmählich größer, bis Er uns schließlich dorthin sendet, wo Er uns haben möchte.

In Deutschland arbeitete Heleen in einem Waisenhaus für Kinder, die aus sehr schwierigen und schmerzlichen Umständen kamen. Sie arbeitete in der Küche und anschließend verbrachte sie ihre Zeit damit, mit den Kindern zu spielen. Sie schloss Freundschaft mit ihnen, sprach mit ihnen, kümmerte sich um sie und nahm an ihren Sorgen Anteil. Sie erzählte ihnen Geschichten aus der Bibel und arbeitete den ganzen Tag hart, ohne viel Pause zu machen (vgl. Rt 2,7). Sie empfing dort ein symbolisches Gehalt, aber es ging ihr auch nicht um das Geld. Viel mehr schätzte sie das Privileg, gläubige Mitarbeiter zu treffen und Seite an Seite mit ihnen zu arbeiten.

Und sie lernte viel von ihnen: wie man in der Praxis mit Kindern umging, wie man mit ihren Problemen umging, die so unterschiedlich wie ihre jeweiligen Hintergründe waren, und wie man sich um verschiedenste Angelegenheiten kümmerte.