Es war Tradition in Antiochien, Spottnamen für seltsam wirkende Gruppen von Menschen zu verwenden. So berichtet es der römische Kaiser Julian.

Plötzlich war da diese Gruppe, die so anders war: Diese Personen beklagten sich nicht bei ungerechter Behandlung, sie logen nicht mehr, betrogen nicht mehr, betranken sich nicht mehr. Sie waren freundlich zu ihren Widersachern und nahmen Widerstand mit großer Fassung hin. Das alles schien mit der Lehre über ihren Führer Jesus Christus zusammenzuhängen.

Die ungläubigen Menschen aus Antiochien übernahmen beim Vergeben eines Spottnamens also das übliche Muster, eine Gruppe nach ihrem Führer zu benennen (so hießen die Anhänger von Sulla Sullani und die Nachfolger Herodes Herodianer, vgl. Mt 22,16). Also nannten sie sie kurzerhand Christianoi, „Nachfolger des Christi“. Für die Antiochier war klar: Diese Menschen hängen ganz eng mit ihrem Führer zusammen. Was für sie jedoch ein Spottname war[1], war in Wahrheit das größtmögliche Kompliment für die damaligen Christen.

Euodius und Ignatius, Bischöfe von Antiochien, beschreiben in ihren Schriften, dass die Christen diesen Titel damals nahmen, weil er ihren Herrn ehrte. Bis heute verwenden wir diesen schönen Namen – „Nachfolger Christi“ (bzw. „Jünger Christi“).

Was für eine gewaltige Zeugniskraft der ersten Christen. Aufgrund ihres Verhaltens wurden sie von Außenstehenden mit ihrem Lehrer und Meister identifiziert. Gerade in antiken Zeiten, in denen eine Lehrer-Schüler-Beziehung darin bestand, die ganze Zeit mit dem Lehrer zu verbringen, um ihm durch Beobachtung ähnlicher zu werden (vgl. Mt 10,25), ist dieser Titel eine große Auszeichnung. Den Menschen war klar, dass diese Jünger so waren wie ihr Christus. Ihr Leben, Reden und Handeln zeugte davon.

Wenn Ungläubige – basierend auf unserem Leben heute – uns einen Namen geben sollten (ob nun spöttisch oder nicht), womit würden sie uns assoziieren? Worin besteht unsere Identität, was ist unser Lebensziel, was unser Lebensinhalt? Möge der Herr uns eine solche Christusähnlichkeit und Zeugniskraft schenken, die so eindrücklich sichtbar ist, dass sogar unsere Widersacher sie anerkennen müssen. Mögen wir uns so von unserer Umgebung unterscheiden und abgrenzen, dass die Ungläubigen staunen. Mögen wir unseren Herrn und Meister widerspiegeln – damit letztlich noch andere Menschen zu Christen werden.


Fußnoten:

  1. In allen drei Bibelversen im Neuen Testament, in dem der Begriff „Christ“ vorkommt – Apg 11,26; 26,28; 1. Pet 4,16 –, klingt der spöttische Unterton der ungläubigen Umgebung mit.