Es gibt nicht viele Personen in der Bibel, die Gott ausdrücklich „mein Knecht“ nennt. Wenn wir jedem dieser Personen eine besondere Eigenschaft zuordnen, die Gott veranlasst haben könnte, diesen Titel zu verleihen, dann finden wir

  • … bei Abraham (1. Mo 26,24) Gehorsam. Er zog aus, ohne zu wissen, wohin er komme, weil Gott ihn gerufen hatte. Und er war bereit, seinen Sohn zu opfern, obwohl dieser der Träger seiner Verheißungen war.
  • … bei Mose (4. Mo 12,7.8) Sanftmut. Gott nennt ihn gerade da „mein Knecht“, wo diese Eigenschaft durch die Auflehnung Aarons und Mirjams besonders erprobt wurde und zum Vorschein kam.
  • … bei Kaleb (4. Mo 14,24) Energie. Im Alter von 85 Jahren fühlte er sich so stark wie mit 40 Jahren und war bereit für den Kampf zur Einnahme des Landes Kanaan. Die Wertschätzung für das Erbteil und den Segen Gottes beflügelten ihn täglich.
  • … bei David (1. Kön 14,8; 1. Chr 17,4–27) Liebe. 24-mal nennt Gott ihn so. Er war ein Mann nach Gottes Herzen, der Ihm mit seinem ganzen Herzen nachfolgte und eine besondere Liebe zu Gott und seinem Haus hatte. Er fand den Ort, wohin Gott seinen Namen setzen wollte.
  • … bei Hiob (Hiob 1,8; 2,3; 42,7.8) Ausharren. Nach einer beispiellosen Leidenszeit, in der Hiob innerlich durch große Tiefen ging, urteilte Gott: „Von dem Ausharren Hiobs habt ihr gehört“ (Jak 5,11).
  • … bei Jesaja (Jes 20,3) Treue. Gott gab ihm den Auftrag, ohne Oberkleid und barfuß zu laufen, um den Verantwortlichen in Israel zu zeigen, was Gott mit Ägypten tun würde, und ihnen die Nutzlosigkeit einer Allianz plastisch vor Augen zu führen. Und so ging der Prophet drei Jahre lang ohne Oberkleid und barfuß. Er diente Gott in Treue, nicht nur mit Worten, sondern mit seinem ganzen Sein.

Offensichtlich benutzt Gott den Titel „mein Knecht“ als Ehrentitel, um seine Zustimmung zu dem Verhalten dieser Gottesmänner zum Ausdruck zu bringen.[1] Spätestens seitdem der Herr Jesus in „Knechtsgestalt“ auf die Erde kam, wissen wir, dass es ein Ehrentitel ist. Denn man kann alle Eigenschaften, die wir bei den oben genannten Personen finden, zusammenfassen und die Summe alles dessen (und mehr) ist Christus, von dem Gott sagt: „Siehe, mein Knecht, den ich stütze, mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat“ (Jes 42,1).

Gott drückt sein Wohlgefallen an solchen aus, bei denen Er Wesenszüge Christi findet, und nennt sie „mein Knecht“. Und doch hat Christus immer und in allem den Vorrang. Er ist der würdige Träger dieses Titels. Auf Ihn zeigt Gott gleichsam mit dem Finger und sagt: „Siehe, mein Knecht!“


Fußnoten:

  1. Es gibt noch zwei weitere Einzelpersonen, die Gott „mein Knecht“ nennt: Eljakim (Jes 22,20) und Serubbabel (Hag 2,23). Hier steht allerdings nicht so sehr die historische Person im Vordergrund, sondern das prophetische Vorausbild auf Christus.