Nun

Das Wort ist die Lampe und das Licht in allen Umständen, es zeigt dem Treuen den Weg Gottes.
Verse 105 bis 112

Vers 105: Dein Wort ist Leuchte meinem Fuß und Licht für meinen Pfad.

In Psalm 119 findet ein Zusammenspiel zwischen den Bestandteilen des geistlichen Lebens statt. Für ein besseres Verständnis haben wir die Pilgerreise des Psalmisten von Beginn einiger dieser Bestandteile angegliedert. Dieser Aufbau zeigt deutlich, wie sich das geistliche Leben, das die erlöste Seele bei ihrer Bekehrung bekommen hat, entwickelt. Von Anfang des Psalmes an ist es grundsätzlich so, dass es im geistlichen Leben um das ganze „Sein“ und „Tun“ geht. Für Gott gibt es keine „Theoretiker“ und keine „Praktiker“. Das ist es, was die 22 Strophen unseres Psalms hervorheben. Die Weisheit (V. 98), die Verständigkeit (V. 99) und die Einsicht (V. 100) nehmen Gestalt an in dem Leben des Erlösten und zeigen sich in Handlungen, die den Hass auf „jeden Lügenpfad“ (V. 104) ausdrücken. Das Wort Gottes ist der Kern dieser Praxis. Erinnern wir uns daran, wie oft der Psalmist diese Wörter gebraucht: „Belebe mich nach deinem Wort“ (V. 25.207.154), „Richte mich auf nach deinem Wort“ (V. 28), „Befestige meine Schritte in deinem Wort“ (V. 133). Dieses Wort ist unentbehrlich für den Wandel auf der Erde, es ist für den treuen Gläubigen „Leuchte seinem Fuß“ und „Licht für seinen Pfad“ (V. 105). Die Welt lebt in der moralischen Nacht. Durch das prophetische Wort (2. Pet 1,19), das an einem dunklen Ort hervorstrahlt, wird dem Gläubigen Weisheit und Verstand gegeben. Genauso deckt es alles auf, was nicht nach den Gedanken Gottes ist hinsichtlich der kirchlichen Verbindungen: Es hält sich fern von jeder Ökumene, von jeder Tätigkeit, die dem gemeinschaftlichen Leben des Volkes Gottes schaden würde.

Ein Mensch, der selbst im Dunkeln lebt, kann seine Wege in einer Welt der Dunkelheit nicht selber lenken. Um in der Herrlichkeit Gottes wandeln zu können, muss man ein „Sohn des Lichts“ sein und das Wort Gottes besitzen, das die Lampe ist, die das Herz erleuchtet. Der Gläubige lebt von dem Leben dessen, der gesagt hat: „Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben“ (Joh 8,12). Wie können wir beweisen, dass wir dem Herrn nachfolgen? Nicht dadurch, wenn wir mit dem Auftrag antworten: Geht zu ihm hinaus außerhalb des Lagers – damals des Judentums, heute der treulosen Christenheit –, seine Schmach tragend nach Hebräer 13,13. Seitdem ist der Weg ganz klar: „Aber der Pfad der Gerechten ist wie das glänzende Morgenlicht, das stets heller leuchtet bis zur Tageshöhe“ (Spr 4,18). „Denn das Gebot ist eine Leuchte, und die Belehrung ein Licht“ (Spr 6,23).

Eine heilige Herzensentscheidung ist gefragt, um den engen Weg einzuschlagen, den der Herr in seiner vollkommenen Demut für seine Jünger gebahnt hat.