Vers 120: Vor deinem Schrecken schaudert mein Fleisch, und ich fürchte mich vor deinen Gerichten.

Die Strophe Samech legt den Schwerpunkt auf das göttliche Gericht. Der Treue muss in die Gedanken Gottes bezüglich des Gerichtes „einsteigen“ können, so wird er das hassen, was auch Gott hasst. Trotz alledem sollen wir auch beachten, dass das Neue Testament uns dazu aufruft, die zu segnen, die uns verfolgen (Römer 12,14). Besteht da nun ein Widerspruch zwischen dem Alten und dem Neuen Testament? Keineswegs! Der Hass auf das Böse, der in dem Herzen des Psalmisten erzeugt wurde, ist das Wirken des Heiligen Geistes, der sich nicht mit den sündigen Menschen und den Doppelherzigen verbinden kann. Hass und Abscheu werden 6-mal in Psalm 119 erwähnt, und zwar in den Versen 104, 113, 128, 158 (Abscheu), 163 (Hass, Abscheu). Das soll uns zeigen, dass das Böse auch immer böse in den Augen Gottes bleibt.

Die Änderung der Haushaltung (der Heilszeitalter) ändert nichts an dem Urteil Gottes, die Menschheit zu richten, die in der Sünde bleiben. Jeder sündige Mensch muss das Gericht fürchten, aber derjenige, der Buße tut und an die Wirksamkeit des Werkes Christi am Kreuz für seine Errettung glaubt, wird nicht ins Gericht kommen. Wir befinden uns in der Zeit der Gnade, in der die Versammlung gebildet wird. Das Gericht, das über die Nationen kommt, wird erst nach der Entrückung der Gläubigen beginnen. Heute, in der Zeit der Versammlung, soll das gerechte Gericht in einem Geist der Sanftmut ausgeführt werden (Galater 6,1) gegenüber dem Bruder, der von einem Fehltritt übereilt wurde. Judas schreibt ebenfalls über die, die sich abwenden: „Und die einen, die streiten, weist zurecht, die anderen aber rettet mit Furcht, sie aus dem Feuer reißend, indem ihr auch das vom Fleisch befleckte Kleid hasst“ (V. 22–23). Diese Stellen aus dem Neuen Testament sind sehr ernst; sie erinnern uns daran, dass wir es mit einem heiligen Gott zu tun haben. Das Kapitel der Liebe befindet sich im ersten Brief an die Korinther, in dem Brief, in dem der gleiche Geist durch den Dienst des Apostel Paulus sagt, dass, „wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig, und solche seid ihr“ (1. Korinther 3,17). In Kapitel 10 des gleichen Briefes stellt der Apostel Paulus den Korinthern die Frage: „Oder reizen wir den Herrn zur Eifersucht? Sind wir etwas stärker als er?“ (V. 22).

Wenn sich der Herr in seiner Eigenschaft als Richter zeigt, hat seine göttliche Majestät eine Furcht erregende Wirkung auf den Menschen. Was die Anwesenheit Moses auf dem Sinai betrifft, sagt das Zitat in Hebräer 12,21: „Und so furchtbar war die Erscheinung, dass Mose sagte: Ich bin voll Furcht und Zittern.“ Daniel sagt in seiner Vision am Ufer des Stromes Hiddekel: „Und es blieb keine Kraft in mir, und meine Gesichtsfarbe verwandelte sich an mir bis zur Entstellung, und ich behielt keine Kraft“ (Daniel 10,8). Aber er hört die Stimme seines Herrn, die zu ihm sagt: „Fürchte dich nicht, du vielgeliebter Mann! Friede dir!“ Ebenso fiel auch Johannes in Offenbarung 1,17 zu seinen Füßen wie tot und wie Daniel hörte auch er die sanften Worte: „Fürchte dich nicht!“