„Des Ruchlosen (o. Heuchlers) Hoffnung geht zu Grunde“ (Hiob 8,13).

Es gab schon immer solche und wird immer solche geben, die sich unter die Heiligen Gottes mischen; die den Himmel durch himmlische Reden vortäuschen, während ihre Herzen voll Heuchelei sind, wodurch sie andere betrügen, am meisten aber sich selbst; es mögen für die Welt Heilige sein, aber Teufel in den Augen Christi. „Habe ich nicht euch, die Zwölfe, auserwählt? und von euch ist einer ein Teufel“ (Joh 6,70). Und tatsächlich ist von allen Teufeln keiner so schlecht wie der bekennende Teufel, der predigende, betende Teufel.

Satan kann sehr friedlich als stiller Nachbar solcher leben, die sich selbst mit einem leeren Bekenntnis zufrieden geben; das ändert seine Eigenschaft nicht. Das Bekenntnis des Judas brachte ihn, wie er selbst wusste, nicht einen Schritt von seinem Weg zur Hölle ab; der Teufel kann einem Menschen den Weg zur Verdammnis durch Pflichten und gottesdienstliche Verordnungen weisen. Das habgierige und verräterische Herz, das Judas mit sich trug, als er den Reden Christi zuhörte und seine eigenen hielt, band ihn eng genug an den Teufel; und deshalb gab dieser ihm genug Freiheiten, seinen Ruf gegenüber seinen Mitaposteln für eine Zeit zu wahren; es kümmerte ihn nicht, dass andere ihn für einen Jünger Christi hielten, obwohl er wusste, dass er sein eigener Sklave war.

Auf den ersten Blick mögen solche, die nur das Äußere des Heuchlers sehen, wenn er in seinem Festtagsanzug daherkommt, ihn für einen Gläubigen halten, aber für solche, die ihn besser kennen, ist er ein Teufel.

Der Heuchler kann eine klare Zunge zeigen und doch ein faules Herz haben; der Mann, der das Sprichwort geprägt hat: „Loquere ut te videam“ („Sprich, dass ich dich sehe“), dachte dabei nicht an den Heuchler, denn der spricht, damit man ihn nicht sieht.

Ein falsches Bekenntnis ist oft ein kurzlebiges Bekenntnis; es endet, wenn der Zeh eingeklemmt ist, an dem das Hühnerauge ist; ich meine, wenn der Heuchler aufgefordert ist, das zu verleugnen, was sein ungezogenes Herz beabsichtigt hatte.

Es gibt viele, die ihr Christentum mit nichts anderem beweisen können, als mit einem nackten Bekenntnis. Wir können sie mit dem Zimtbaum vergleichen, bei dem die Baumrinde mehr wert ist als alles andere.

[Aus „Extracts from the Writings of William Gurnall, selected from Hamilton Smith“. Übersetzung von: Marco Leßmann]