Gab es jemals weniger Liebe, Barmherzigkeit, Selbstverleugnung, himmlische Gesinnung oder die Kraft der Heiligkeit als in unseren traurigen Tagen? Ach, diese Dinge stehen in Gefahr, im Feuer des Streits und der Spaltungen, entfacht durch einen unnatürlichen Eifer in geringeren Dingen, verloren zu gehen.

Schreibe es dir tief ins Herz, dass Gott, der uns Augen gegeben hat, um die Wahrheit zu erkennen, uns auch Hände geben muss, um sie festzuhalten. Was wir von Gott haben, können wir nicht ohne Gott halten. Pflege daher deinen vertrauten Umgang mit Gott, sonst wird die Wahrheit nicht länger Umgang mit dir pflegen. Gott ist Licht, und wenn du Ihm den Rücken zukehrst, landest du sofort in der Dunkelheit. Wir werden die Wahrheit besser erkennen und festhalten, wenn wir inständig darum bitten, als wenn wir uns heftig darüber zanken und streiten. Streitigkeiten quälen die Seele und erheben die Wogen der Leidenschaft. Das Gebet beruhigt den Sinn und glättet die Wogen, die die Streitigkeiten aufgewühlt haben. Und sicher sieht ein Mensch an einem ruhigen, klaren Tag besser als an einem windigen und wolkigen Tag. Wenn jemand viel redet und wenig ruht, dann haben wir allen Grund zu fürchten, dass sein Gehirn das nicht lange aushalten wird. Und wenn jemand viel über die Wahrheit redet und diskutiert, ohne einen demütigen Geist, der im Gebet in die Wahrheit eingeführt werden möchte, dann wird Gott vielleicht den Stolz jenes Menschen mit einem Geist des Irrwahns bestrafen, sodass er Wahrheit und Irrtum nicht mehr unterscheiden kann. […]

Es kommt ein Tag, und der kann nicht mehr fern sein, an dem wir uns in Liebe im Himmel wieder begegnen und am selben Festtisch sitzen werden. Die Fülle Gottes wird das Festmahl sein und Frieden und Liebe die Musik, die dazu klingen, und wie dumm sind wir doch, hier miteinander zu streiten, wenn wir dort miteinander feiern werden.

[Aus „Extracts from the Writings of William Gurnall, selected from Hamilton Smith“. Übersetzung von: Marco Leßmann]