Welch eine wunderbare Antwort finden wir in den gnädigen Worten des Herrn:
- Ich kenne deine Werke.
- Ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben.
- Ich werde sie zwingen, dass sie kommen und sich niederwerfen vor deinen Füßen.
- Ich habe dich geliebt.
- Ich werde dich auch bewahren.
- Ich komme bald.
- Wer überwindet, den werde ich zu einer Säule machen.
1. Der Herr sagt: „Ich kenne deine Werke.” Philadelphia besitzt keine großen Werke, die die Welt schätzt, oder die ihnen einen hervorragenden Platz in der religiösen Welt einbringen würden. Sie versuchen weder bewegende Berichte von evangelistischen Kampagnen oder Versammlungsfortschritten zu veröffentlichen, noch Berichte über ein hingebungsvolles Leben zu erstellen. Sie suchen nicht die Anerkennung von Menschen, sondern die Anerkennung des Herrn. Es genügt ihnen, dass der Herr Kenntnis von ihren Werken genommen hat. Sie ruhen in der Tatsache, dass Er gesagt hat: Ich kenne deine Werke.“
2. Der Herr sagt: „Ich habe eine geöffnete Tür vor dir gegeben.” Philadelphia erkennt die Macht des Herrn, die Er zugunsten der Versammlung ausübt, indem Er ihnen eine geöffnete Tür gibt, die niemand schließen kann. So war es auch am Anfang. Ohne menschlichen Einfluss, menschliche Organisation oder menschliche Bildung, wurde das Zeugnis der Versammlung in Gegenwart einer feindlichen Welt aufrechterhalten. Der Herr hat „den Nationen eine Tür des Glaubens aufgetan“ (Apg 14,27), die niemand schließen konnte. Auch der Apostel konnte sagen: „eine große und wirkungsvolle Tür ist mir aufgetan, und der Widersacher sind viele“ (1. Kor 16,9). Das Zeugnis eines Mannes konnte von vielen Widersachern nicht zum Schweigen gebracht werden, wenn der Herr für diesen einen Mann eine Tür geöffnet hatte.
3. Über die, die sich entgegenstellen, sagt der Herr: „Ich gebe aus der Synagoge des Satans“, und später: „Ich werde sie zwingen, dass sie kommen und sich niederwerfen vor deinen Füßen.“ Philadelphia erkennt also die unterwerfende Macht des Herrn, in der Er mit Widerstand gegenüber Seiner Versammlung umgeht. Es gibt solche, „die sagen, sie seien Juden, und sind es nicht, sondern lügen.“ Sie beanspruchen eine offizielle religiöse Stellung vor der Welt und bekennen, das Volk Gottes zu sein, auf der Grundlage einer geerbten Religion, die auf Tradition beruht und sich an den natürlichen Menschen richtet. Solche Leute werden sich immer jenen entgegenstellen, die zu den geistlichen Merkmalen der Versammlung zurückkehren. Der Herr kann sie nach Belieben unterwerfen. Er kann ihren wahren Charakter offenbar machen, denn Er sagt: „Ich gebe aus der Synagoge des Satans.“ Trotz ihres religiösen Anspruchs, werden sie als solche enttarnt, die nur eine satanische Nachahmung des jüdischen Systems sind. Andererseits wird der Herr sie zwingen, das anzuerkennen, was Ihm entspricht: „Ich werde sie zwingen, dass sie kommen und sich niederwerfen vor deinen Füßen.“ Philadelphia erkennt also nicht nur die Hilfe des Herrn durch die Öffnung von Türen, sondern auch die unterwerfende Macht des Herrn, in der Er mit den Widersachern handelt.
4. Mit großer Freude sagt der Herr: „Ich habe dich geliebt.“ Philadelphia erkennt die Liebe des Herrn zu der Versammlung. Es sind die Widersacher, die diese Liebeserklärung des Herrn hervorrufen. Sie werden einmal erkennen müssen, was die Philadelphier schon wussten, dass Christus Seine Versammlung liebt. Dass die Versammlung den Platz des Zeugnisses für Christus verlassen hat, entsprang dem Verlassen der „ersten Liebe“ zu Christus. Das heißt, dass das Bewusstsein der Liebe Christi zu Seiner Versammlung verloren gegangen war. In Philadelphia sehen wir das Wiedererwachen des Bewusstseins der Liebe Christi zu der Versammlung und dadurch eine Wiederbelebung der Liebe des Herrn.
5. Wer Christus liebt, den wird Er sicher bewahren. Daher sagt der Herr: „Ich werde dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, welche auf der Erde wohnen.“ Nachdem sie zu der Wahrheit der Versammlung zurückgekehrt sind, ist Philadelphia keiner Täuschung in Bezug auf den Zeitlauf dieser Welt verfallen. Philadelphia weiß sehr wohl, dass die aussichtslosen Versuche, allgemeinen Frieden zu bewirken, Armut zu bekämpfen und soziale Zustände zu verbessern, völlig scheitern werden. Trotz aller Allianzen, Konferenzen, Bündnisse und Pakte kommt die Stunde beispielloser Versuchung für die, die auf der Erde leben, immer näher, wenn vor der hereinbrechenden Flut revolutionärer Leidenschaft Regierungen umgestürzt, Verträge zerrissen, Allianzen gebrochen und das ganze gesellschaftliche Bauwerk wie ein Kartenhaus zusammenbrachen wird. Doch Philadelphia weiß, dass die Kirche vor dem Schrecken und der Verwirrung jener Stunde der Versuchung bewahrt bleiben wird, weil sie entrückt wird, um dem Herrn in der Luft zu begegnen.
6. Der Herr ermutigt Philadelphia mit den fesselnden Worten: „Ich komme bald.” Die Stunde des Ausharrens wird dem Tag der Herrlichkeit weichen, an dem Christus in Macht und Herrlichkeit hervorkommen wird und Seine Versammlung verherrlicht darstellen wird, ohne Flecken und Runzeln oder etwas dergleichen. Philadelphia ist in diese herrliche Hoffnung eingeweiht, die den Pfad der Leiden beendet und zu ewigem Segen führt.
7. Wenn Christus kommt, wird Sein Lohn mit Ihm sein. Philadelphia trachtet nicht nach Macht und füllt keinen bedeutenden Platz in dieser Welt aus, aber von dem Überwinder sagt der Herr: „Wer überwindet, den werde ich zu einer Säule machen in dem Tempel meines Gottes.“ Das ist die Haltung, die der Herr gegenüber Philadelphia einnimmt. Es ist jedoch wichtig, sich daran zu erinnern, dass es die wahre und unwandelbare Haltung des Herrn gegenüber der ganzen Versammlung verdeutlicht.
Diese Haltung hat Er nicht nur gegenüber einer Gruppe in Philadelphia. Es ist wahr, dass vielleicht nur sie es so wahrnehmen, aber was sie wahrnehmen ist für die ganze Versammlung wahr. Die Versammlung mag sich geändert haben und von ihrer richtigen Haltung gegenüber Christus schmerzlich abgewichen sein, aber Christus ist derselbe und Seine Haltung gegenüber der Versammlung hat sich nie verändert. Er kennt immer noch das, was von Ihm ist; Er hilft Seiner Versammlung immer noch; Er unterwirft immer noch solche, die sich Seiner Versammlung entgegenstellen; Er liebt Seine Versammlung immer noch; und Er wird sie auch vor der Versuchung bewahren, die über die Erde kommen wird. Er wird für Seine Versammlung kommen und sie schließlich verherrlicht darstellen, in Gemeinschaft mit sich selbst.
In der Versammlung in Philadelphia finden wir also eine Schar von Leuten, die unter den Augen des Herrn inmitten des Verfalls der Versammlung zu der wahren Haltung der Versammlung gegenüber Christus zurückkehrt und die wahre und unwandelbare Haltung Christi gegenüber der Versammlung kennen lernt. Außerdem sind sie nicht nur in der richtigen Beziehung zu Christus, sondern auch in der richtigen Beziehung zu allen, die des Christus sind, denn der Name Philadelphia bedeutet „Bruderliebe“. Sie sind damit dem „neuen Gebot“ gehorsam, das der Herr in Seiner letzten Rede den Jüngern gab: „dass ihr einander liebt“ (Joh 13,34). Und auch wenn der Herr in Johannes 15,9–17 vor Seinen Jüngern das liebliche Gemälde der neuen christlichen Gemeinschaft entfaltet, wiederholt Er zweimal Sein Gebot, „dass ihr einander liebt“ (V. 12+17).
Kein Niedergang in der Versammlung unter Verantwortung kann auch nur einen Moment dieses neue Gebot des Herrn beiseite setzen, das Er am Anfang gab; es muss bis zum Ende bleiben. Es ist bezeichnend, dass die Beschreibung des Herrn über die neue Gemeinschaft mit der Zusicherung Seiner großen Liebe für die Seinen beginnt (Joh 15,9). Nur wenn wir in dem Bewusstsein der Liebe des Herrn zu allen, die sein sind, bleiben, werden wir auch alle, die sein sind, lieben. Wir müssen bedenken, dass Philadelphia nicht „Liebe zu den Philadelphiern“ bedeutet, sondern Bruderliebe. Traurigerweise befinden sich viele in religiösen Systemen, von denen wir getrennt sein müssen, wenn wir Sein Wort bewahren und Seinen Namen nicht verleugnen wollen; trotzdem wird sich die Bruderliebe allen zuneigen, die „Seine Brüder“ sind. Trotz aller Barrieren wird die Liebe einen Weg finden, sich praktisch auszudrücken, während alles das, was die Heiligkeit verlangt, aufrechterhalten bleibt, denn die göttliche Liebe ist von der göttlichen Heiligkeit nicht zu trennen.
[Übersetzt von Marco Leßmann]