„Sie sucht Wolle und Flachs, und arbeitet dann mit Lust ihrer Hände. Sie ist Kaufmannsschiffen gleich, von fernher bringt sie ihr Brot herbei. Und sie steht auf, wenn es noch Nacht ist, und bestimmt die Speise für ihr Haus und das Tagewerk für ihre Mägde.“ In Christus Jesus ist es „der Glaube, der durch die Liebe wirkt.“ Die liebende Gattin arbeitet mit Lust. Wahre Liebe bleibt solange in Tätigkeit, bis kein einziges Bedürfnis des Gegenstands ihrer Liebe mehr ungestillt ist – für den Gegenstand ihrer Zuneigungen bleibt sie aktiv. „Die Bemühungen der Liebe“ sind niemals Schinderei, sondern vielmehr, wie hier, eine Lust.
Die Vorbildfrau hat ein Haus, für das sie sorgt. „Keusch, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt“, ist die ausdrückliche Aufforderung Gottes an die Frauen die Ihm gefallen wollen (vgl. Tit 2,5). Sie treibt sich nicht herum, ist nicht sozial engagiert, drängt sich nicht in die öffentlichen Angelegenheiten der Welt und verlangt nicht Gleichberechtigung mit Männern. Ihre Arbeiten sind rein häuslich, und in diesem Bereich hat sie immer alle Hände voll zu tun, wie es jede echte Frau und Mutter mit Sicherheit hat. Mit Nahrung und Bekleidung für ihren Haushalt – der Vorbereitung von Wolle und Flachs für Spinnrocken und Webstuhl und von Speise für den Haushalt – ist sie voll ausgelastet. Auch ihren Mägden teilt sie die Arbeit ein und duldet es nicht, dass eine faul dasitzt.
Und die Versammlung Christi – ist es ihre Sache sich in die Politik einzumischen? Wünscht sie, die Welt zu regieren, oder die öffentliche Meinung zu formen oder zu beeinflussen? Nein, sie hat einen anderen Wirkungsbereich und ihre Arbeit trägt einen völlig anderen Charakter. Sie hat sich um die Angelegenheiten ihres Haushalts zu kümmern – um die „Hausgenossen des Glaubens“, die sie mit dem Brot der Kinder speist, und bei denen sie darauf achtet, dass sie mit praktischer Gerechtigkeit gut bekleidet und mit dem stattlichen Ruhmesgewand geschmückt sind (vgl. Mt 15,26; Jes 61,3+10).
Streng genommen tut natürlich nicht die Versammlung diese Dinge. Es ist schon oft bemerkt worden, dass die Versammlung nicht lehrt, sondern belehrt wird. Doch jedes Glied hat seinen Anteil daran oder sollte es zumindest. Und so wird das Werk getan, wenn auch nicht kollektiv (oder wie andere es ausdrücken „offiziell“) von der Versammlung, so doch von den Einzelnen, die zusammen genommen die Versammlung bilden.
„Von fernher bringt sie ihr Brot herbei.“ Es ist Speise, von der die Welt nichts kennt – „Brot vom Himmel“, Christus, dargereicht in der Kraft des vom Himmel herabgesandten Heiligen Geistes. Der Ausdruck „von fernher“ erinnert uns an die Worte Moses in seinem Lied vor der ganzen Versammlung Israels: „Es träufle wie Regen meine Lehre, es fließe wie Tau meine Rede, wie Regenschauer auf das Gras und wie Regengüsse auf das Kraut!“ (5. Mo 32,2). „Ich will mein Wissen von weither holen“, sagt der inspirierte Elihu in Hiob 36,3. „Das Brot der Kinder“ ist weder Fabel noch Tradition, listig ersonnen und schlau eingeschärft, sondern „gesunde Lehre“, bezogen aus dem unfehlbaren Wort, der Heiligen Schrift, inspiriert von Gott. „Auferzogen (o. genährt) durch die Worte des Glaubens und der guten Lehre“, das entspricht dem „Brot von fernher“, der „Speise für ihr Haus“ bei dieser tüchtigen Frau (vgl. 1. Tim 4,6).