4. Frage: Wo hast du heute aufgelesen und wo hast du gearbeitet?

Die Menge an Getreide, die Ruth aufgesammelt hat (eine Ration für 10 Tage!; vgl. Rt 2,17 mit 2. Mo 16,16.36), versetzt ihre Schwiegermutter in Staunen. Dabei hat Ruth sich selbst schon satt gegessen und gibt nur das Übriggebliebene weiter. Man sieht es ihren vollen Armen an, dass sie reich beschenkt worden ist.

Dass die Antwort Ruths gar nicht exakt zu der Frage Noomis passt, macht sie nur noch schöner. Noomi hatte nach einem Ort gefragt: „Wo hast du gearbeitet?“ Doch es sind nicht die riesigen und ertragreichen Felder, die es Ruth angetan haben, sondern deren Besitzer – Boas! Er hat ihr Herz in Beschlag genommen und sie völlig überwältigt durch seine überreiche Gnade ihr, der armen Ausländerin, gegenüber. Deshalb berichtet sie ihrer Schwiegermutter nicht wo, sondern bei wem sie gearbeitet hat.

Der Name Boas weckt bei Noomi Erinnerungen, die bis dahin offenbar völlig verschüttet waren. Ruth macht nicht den Eindruck, als habe Noomi schon einmal mit ihr über Boas gesprochen. Aber der Klang dieses Namens in Verbindung mit Ruths vollen Händen bringt Saiten im Herzen Noomis zum Schwingen, die schon lange nicht mehr bewegt worden sind.

Wie gut, wenn man uns anmerkt, bei wem wir uns aufgehalten haben. Das, wovon unser Herz voll ist und wovon unser Mund übergeht, kann bei anderen die Sehnsucht nach einer Beziehung wecken, die sie früher einmal selbst genossen haben, die aber vielleicht schon lange „verschüttet“ ist.

Bei wem hast du heute aufgelesen?