Die Liebe zur Sünde in einem Menschen und die Herrschaft der Sünde über ihn sind gebrochen, wenn der Tod eintritt. Wie kann der Tote sich nach dem Bösen sehnen, dass er früher tat, oder wie kann die Sünde weiterhin sein Herrscher sein?

„Wir sind der Sünde gesorben (oder tot)“ (Röm 6,2).

Es heißt nicht, dass wir der Sünde sterben werden, wenn wir in der Heiligkeit Fortschritte machen, denn der Sünde zu sterben bezieht sich einzig und allein auf unser Gekreuzigtsein mit Christus. Die herrlichen Lehren von der Befreiung, die im späteren Teil des Römerbriefes vorgestellt werden, standen in Gefahr, durch einen zügellosen Geist als ein Anlass für fleischliche Freizügigkeit gebraucht zu werden. Die Antwort an einen solchen Geist lautet: „Wir, die wir der Sünde gestorben sind, wie sollten wir noch darin leben?“ Der Sünder, der der Sünde lebt, aber tot für Gott ist, mag eine Vorliebe dafür haben, Sünde zu praktizieren. Doch nicht so der, der Gott lebt, aber durch das Kreuz Christi der Sünde gestorben ist. Wir müssen diese erste große Wahrheit aus Römer 6 glauben. Sie ist wirklich der Ausgangspunkt dafür, praktisch über unser Ich den Sieg zu erringen.

Und diesen Grundsatz illustriert der Apostel anhand der ersten Handlung im Christentum. Er erinnert uns, dass wir durch die Taufe das Bekenntnis Christi angenommen haben: „Wisst ihr nicht, dass wir, soviele wir auf Christus Jesus getauft worden sind, auf seinen Tod getauft worden sind?“

„Auf Seinen TOD getauft“ (Röm 6,3)

Unser Ausgangspunkt als Christen ist der Tod Christi. Wir beginnen unser Christentum mit einem gekreuzigten Christus. Wir sind nicht auf seine Menschwerdung getauft, die der Anfang des heiligen Lebens Jesu auf der Erde war, sondern auf seinen Tod – das Ende unseres sündigen Lebens im Gericht. Wir sind auch nicht getauft worden, um Nachfolger des Messias zu werden, wie jene, die von Johannes und den Jüngern des Herrn vor dem Kreuz getauft wurden, sondern um Nachfolger des auferstandenen Herrn zu werden, der gestorben ist, damit wir leben möchten.

Gutes und Schlechtes endet im Tod, und im Tod Christi sieht der Glaube das Ende des Menschen als Mensch vor Gott, und durch die Taufe anerkennt er, dass man nur durch den Tod Christi ein Eigentum Christi werden kann, denn

„Wir sind mit ihm begraben worden durch die Taufe auf den Tod“ (Röm 6,4).

„Mit ihm!“ Hierin liegt eine Verbindung mit Christus; mit ihm „auf den Tod“. Bei einem Begräbnis wird der Körper verborgen, um nie wieder gesehen zu werden. Und Gott hat dies mit unserem alten Menschen getan, der mit Christus gekreuzigt wurde. Gott hat ihn aus Seinem Blickfeld entfernt. Der Körper wird bei der Taufe unter das Wasser gebracht, was symbolisieren soll, dass alles, was wir in uns selbst und von Natur sind, im Grab Christi verborgen ist. Dem Ich – unserem alten Adam – wird kein anderer Platz zugestanden, als im Tod Christi, deshalb sind wir mit Ihm „einsgemacht worden in der Gleichheit seines Todes“.

„Mit Ihm einsgemacht in der Gleichheit Seines Todes“ (Röm 6,5).

Wir haben den gleichen Platz bekommen wie der tote Körper unseres gekreuzigten Herrn und Heilands. Der Glaube sollte diesen Platz, den Christus in Gnade für uns eingenommen hat, annehmen. Und er tut es auch. Wir sind mit Christus eins gemacht in seinem Tod. Nichts zeigt uns unsere Schlechtigkeit deutlicher als der Tod Christi für uns. Und wenn wir völlig erkennen, wie nötig es war, dass Er für uns starb, fällt es uns nicht so schwer, uns unter diese Tatsache zu beugen, dass unser Platz der Platz ist, den Er für uns einnahm, und das wir mit Ihm in seinem Tod einsgemacht worden sind. Unsere Stärke ist in Christus, dem Auferstandenen aus den Toten; doch wir verstehen nichts von einem auferstandenen Christus, bevor wir nicht die Bedeutung eines gestorbenen Christus verstehen. Und genauso wenig können wir moralisch gesehen Stärke in ihm, dem Auferstandenen, haben, bevor wir anerkannt haben, mit ihm gestorben zu sein.

Der Christ hat zwei Naturen, seine eigene gefallene Natur, und die von Gott gegebene Natur. Er gleicht jenen Geschöpfen, die im Frühstadium unter Wasser im Schlamm eines Flusses leben und dann später eine neue Kraft empfangen, die sie an die Oberfläche des Flusses zieht. Dies befähigt sie, ihre alte Hülle abzuschütteln und sich hübsch und mit leuchtenden Flügeln in die Luft zu erheben, um von da an den Sonnenschein und die Atmosphäre oberhalb des Wassers zu genießen. Von nun an ist die Luft ihre Heimat und ihr früherer Lebensraum würde für sie den Tod bedeuten. Doch bei uns Christen gibt es leider immer die Tendenz, in den Schlamm des Flusses zurückzukehren. Nur wenn wir den Tod Christi in unseren Gedanken tragen, sein Hinabsteigen in die tiefen Wasser des Gerichtes, um uns emporzubringen in das Auferstehungsleben, werden wir den Platz, den wir in Christus besitzen, auch praktisch genießen.