Bislang war es hauptsächlich unser Bestreben, die Gnade Gottes gegenüber dem Menschen in seinem Ruin zu zeigen, das Herz auf die Vergebung Gottes zu richten und es in Gottes Frieden zu befestigen, jedes Selbstvertrauen wegzunehmen und den Glaubensblick allein auf Christus zu richten. Wir sind kaum auf das eingegangen, was wir in Christus besitzen; doch denken wir nicht, dass das Christentum nur in der Vergebung der Sünden und der Befreiung vom eigenen Ich besteht. Denn so wie der Krug mit Öl den Bedürfnissen der Witwe begegnete, so begegnet die Gnade uns. Erstens gab der Krug mit Öl ihr genug, um alle ihre Schulden zu bezahlen, und bewahrte damit ihre Kinder vor der Knechtschaft; aber darüber hinaus gab er ihr auch ein lebenslanges Auskommen. Und Gott befreit uns von der schrecklichen Last, unter der wir seufzten, so dass wir jetzt das Leben des Glaubens eines nun auferstandenen Christus leben mögen und uns an seiner Fülle erfreuen.

Wir wollen uns jetzt bemühen, etwas von unserem Reichtum aufzuzeigen oder vielmehr auf die Schatzkammer hinzuweisen, wo unser Reichtum gelagert ist. Die Kraft praktischen Christentums liegt in dem, was wir besitzen. Der religiöse Mensch ist ständig bemüht, etwas aus sich selbst hervorzubringen, um es Gott zu geben; der Skeptiker erzählt uns ständig, dass er mit der Religion fertig ist; doch der Christ lebt in den Genuss der Segnungen, mit denen er gesegnet ist – er besitzt. Das Evangelium begegnet dem mühseligen und beladenen Herzen mit positiven Gütern. Es bringt den Menschen Segnungen, es erfüllt die Seele mit Befriedigung, es entfernt allen Mangel, indem es überragende Reichtümer ausschüttet. Das gesättigte Schaf legt sich nieder, wenn es nichts mehr bedarf. Der Überfluss macht unsere Ruhe aus. „ Er lagert mich auf grünen Auen.“

Das Evangelium unseres Heils begegnet zuerst jedem Bedürfnis, das der Geist Gottes in uns wachruft, indem er uns unseren wahren Zustand zeigt; danach stillt es alles Sehnen, das Gott selbst durch seinen Geist in unseren Seelen hervorruft. Wir sind nun in eine neue Beziehung zu unserem Gott gebracht und kennen ihn daher auf eine neue Weise; wir kennen Christus auf eine neue Weise. Alles ist für uns neu geworden, und wir selbst sind neu geworden, um die neuen Dinge zu genießen.

Die Auferstehung Christi ist die Grundlage unserer Segnungen. Auferstehung, wovon jedes Samenkorn, das in die Erde gesät wird und in neuem Leben emporsprießt, und jeder neue Frühling Zeugnis geben, ist das Kernstück des Evangeliums Gottes. Unsere trägen Herzen gehen zu oft nicht weiter als bis zum Tod Christi; wir erreichen das Kreuz und setzen uns dort nieder. Haben wir einmal die Vergebung der Sünden durch das Blut Jesu gefunden, kehrt der träge Geist manchmal zu irdischen Dingen zurück, begnügt sich mit der Vergebung und erhebt sich nicht über die Umstände um uns her in der Kraft des Auferstehungslebens. Natürlich ist der Gläubige jemand, dem vergeben ist, aber er ist auch befreit von der Macht Satans und der Welt und des Todes und des Ichs in der Auferstehung Christi. Das Blut des Opfers hat seine Schuld abgewaschen, aber er ist nicht nur abgewaschen, er ist mit Christus auferweckt. Er lebt bereits in dem Leben des ewigen Frühlings.

Die Auferstehung ist die Garantie unserer Segnungen; denn „wenn Christus nicht auferweckt ist, so ist euer Glaube nichtig; ihr seid noch in euren Sünden“ (1. Korinther 15,17). Wenn Christus nicht auferweckt ist, ist die Hoffnung des Christen auf Gott völlig vergeblich. Doch durch die Auferstehung Christi sind wir in eine Stellung völliger Freiheit vor Gott eingeführt – eine Stellung auf der anderen Seite des Todes, der hellen Seite, wo Christus ist. Er ist die Auferstehung und das Leben; erst die Auferstehung, dann das Leben. Zuerst überwindet er den Tod, und dann gibt er denen, für die er starb, das Leben. Nachdem er das Gericht und den Tod wegen ihrer Sünden getragen hat, verleiht er dem Menschen, der tot ist in seinen Sünden, ewiges Leben in der Kraft seiner Auferstehung. Der Tod geht dem Gericht voraus, „danach aber das Gericht“, und dem Tod kann der Sünder nicht entfliehen. Der Herr hat die Macht des Todes zerstört und hat uns aus unserem Zustand des Todes in Übertretungen und Sünden herausgenommen und hat uns ein Leben gegeben, das jenseits von Tod und Gericht ist.

Leider sind wir so mit dieser Welt und ihren Eitelkeiten beschäftigt, dass wir zu träge sind, die Fülle unserer Auferstehungssegnungen zu erfassen! Im Volk Gottes gibt es viele, die im Geist noch auf der ägyptischen Seite des Roten Meeres zittern. Sie befinden sich nicht im Glauben auf Auferstehungsboden. Israel war in Ägypten sicher unter dem Schirm des Blutes des geschlachteten Lammes, doch als sie zwischen dem Roten Meer und dem verfolgenden Feind eingeschlossen waren, verzweifelten sie, obwohl sie immer noch genauso sicher waren. Dann kam der dritte Tag – der Tag, der von Auferstehung spricht – und Israel erprobte die Macht Gottes, die ihnen einen Weg durch das Wasser eröffnete. Als sie auf der anderen Seite des Roten Meeres standen, erkannten sie die Errettung Gottes. Und obwohl auch wir in dem Moment sicher sind, wenn wir ihm vertrauen, der sein Blut für uns vergossen hat, erkennen wir doch die Errettung Gottes erst, wenn wir uns im Glauben auf die Macht Gottes stützen, die ihn aus den Toten auferweckt hat und die uns durch seinen Tod und seine Auferstehung völlige Befreiung gebracht hat.

Sollte es noch einen Leser dieser Zeilen geben, dem es noch an der vollen Gewissheit seiner Annahme bei Gott mangelt, dann möge er sein Glaubensauge auf Christus in der Herrlichkeit Gottes richten. Der Sündenträger am Kreuz ist jetzt der Kronträger auf dem Thron. Der auf Golgatha von Gott Verlassene ist nun im Himmel von Gott verherrlicht. Unsere Sünden, die ihn an das Holz nagelten, unser Gericht, das ihm den Tod brachte, sind durch seine Leiden weggetan. Unser eigenes Ich ist wie ein Fruchtbaum abgehauen und in seinem Grab verborgen. Sein Kreuz und seine Krone gehören zusammen. Dass wir mit Christus gekreuzigt und verherrlicht sind, kann nicht voneinander getrennt werden. Das neue Leben, das uns in dem auferstandenen Christus geworden ist, sollte sich in unserem täglichen Wandel zeigen; es sollte, wie die Frische des Frühlings, den Tod verbergen und die Erinnerung an den Winter unserer unbekehrten Tage auslöschen.