2017 sollte der amerikanische Sheriff Joe Arpaio wegen Diskriminierung von Migranten ins Gefängnis kommen. Doch US-Präsident Donald Trump machte von seinem Recht als Präsident Gebrauch, Menschen begnadigen zu dürfen. Somit bewahrte er Arpaio vor einer Haftstrafe. Was sich dadurch jedoch nicht änderte, war die Schuldhaftigkeit des eigentlich Verurteilten. Arpaio war weiterhin der Gesetzesverstöße schuldig! Begnadigung nahm seine Schuld nicht weg!

Es stellt sich die Frage: War dieses Verhalten des Präsidenten gerecht? Irgendwie nicht! Gerecht wäre es gewesen, wenn der Schuldige seine volle Strafe abgesessen hätte, zu der er nach geltenden Recht rechtmäßig verurteilt wurde. Doch dem Sheriff wurde Gnade gezeigt, aber auf Kosten von Gerechtigkeit.

Verlassen wir diesen Gerichtsaal und betreten wir einmal „Gottes Gerichtsaal“. Wie wird Gott wohl mit Menschen umgehen, die sich als schuldig vor ihm erwiesen haben?

Denn die Bibel sagt in Römer 3,10: „Da ist kein Gerechter, auch nicht einer“ und in Vers 23: „Es ist kein Unterschied, denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes“. Auch Römer 5,6 ff sagt, dass wir Sünder, Feinde Gottes und Gottlose waren. Damit war der Mensch schuldig vor Gott. Viele fürchten sich vor einem heiligen Gott und damit auch vor der Gerechtigkeit Gottes. Denn sie wissen, dass Gott sie wegen ihrer vielen Sünden gerechterweise verdammen muss. Das steht ganz in Übereinstimmung mit der Aussage in Römer 3: „Wenn aber unsere Ungerechtigkeit Gottes Gerechtigkeit erweist, was sollen wir sagen? Ist Gott etwa ungerecht, dass er den Zorn auferlegt?“ (V. 5). An dieser Wahrheit kommt niemand vorbei: Gott ist gerecht, wenn er Sünder bestraft. Römer 2,5 und 6 zeigt uns, dass der Tag „der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes“ einmal kommen wird, an dem Gott „jedem vergelten wird nach seinen Werken.“ Und in der Tat zeigt uns Offenbarung 20, dass Gott in seiner Gerechtigkeit einmal jedem Menschen beweisen wird, dass er die Verdammnis verdient hat.

Die Sache scheint also ein klarer Fall zu sein. Jeder im Gerichtsaal Gottes erwartet nur ein einziges Urteil: schuldig! Doch, was tut Gott stattdessen? Er rechtfertigt, das heißt er erklärt für gerecht! Was? Einfach jeden? Nein, sondern nur den, der an Jesus Christus glaubt. Das hat keiner erwartet! Dieselbe göttliche Gerechtigkeit, die den  Sünder verdammen muss, lässt den Glaubenden Gnade erfahren.

Moment mal. Das geht alles zu schnell. Gerade haben wir doch noch davon gesprochen, dass Gottes Gerechtigkeit den Sünder gerechterweise verdammen muss und jetzt reden wir hier von Gnade? Das ist doch ein Widerspruch! Gott kann doch nicht einfach Gnade auf Kosten der Gerechtigkeit anbieten!

Das stimmt. Das kann Gott tatsächlich nicht! Wenn Gott handelt, dann muss das zu 100% in Übereinstimmung mit seiner Gerechtigkeit sein.

Deshalb lesen wir in Römer 3,26, dass Gott gerecht ist, wenn er den rechtfertigt „der des Glaubens an Jesus ist.“ Natürlich ist es wahr, dass dieses Handeln Gottes mit sündigen Menschen seiner Gnade entspringt. Denn nichts davon hat der Sünder verdient. Aber es ist eben nicht nur Seine Gnade, die so mit schuldigen Sündern handelt. Es ist auch der Ausdruck Seiner Gerechtigkeit, wenn Er den Glaubenden rechtfertigt.

Viele Christen sind sich bewusst, dass Gott ihre Sünden vergeben hat. Aber wie sieht es mit dem Bewusstsein aus, dass Gott sie auch gerechtfertigt hat? Rechtfertigung geht dabei viel weiter als Vergebung. Gerechtfertigt zu sein bedeutet, von jeder Anklage frei gesprochen zu sein. Ihm wird nichts mehr vorgeworfen. Gott stellt uns als Gerechte hin, so, als ob wir noch nie gesündigt hätten. Verstehst du, dass das weit mehr als Vergebung ist? Vergebung bedeutet: Ich bin angeklagt und schuldig, aber ich werde nicht bestraft, weil ein anderer die Strafe auf sich genommen hat. Aber wenn Gott rechtfertigt, dann gibt es noch nicht einmal mehr eine Anklage, die gegen mich sprechen könnte.

Wie nun kommt es, dass Gottes Gerechtigkeit nicht verletzt wird, wenn er den Sünder für gerecht erklärt? Eben darum, weil die Grundlage des Handelns Gottes der Sühnetod des Herrn Jesus ist! In Römer 3,24 und 25 erklärt Paulus, dass wir gerechtfertigt werden „durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist; den Gott dargestellt hat als ein Sühnmittel durch den Glauben an sein Blut.“

Vorhin haben wir gesehen, dass Gott einen gerechten Zorn über die Sünde von uns Menschen hat. Durch die Sünde ist Gott tief beleidigt worden und daher ist es notwendig, dass sein Zorn beschwichtigt wird, dass Wiedergutmachung geschieht.

Nun haben wir Menschen nichts, womit wir das bewirken hätten können. Gott dagegen konnte nicht einfach über die Sünde hinwegsehen. Das wäre nicht gerecht. Nein, es musste einen Weg geben, auf dem gezeigt werden konnte, wer Gott ist und auf dem er in gerechter Weise, seiner göttlichen Natur gemäß mit Sünde umgehen kann. Es muss ein Weg sein, der Gott in erster Linie zufrieden stellt. Und daher hat Gott seinen Sohn, den Herrn Jesus, gesandt, „als eine Sühnung für unsere Sünden“ (1. Johannes 4,10)

An dem Kreuz wurde der Herr Jesus, der keine Sünde kannte, zur Sünde gemacht (2. Kor 5,21). Gott hat seinen Sohn nicht verschont. Er hat an ihm abgerechnet, was die Sünde in seinen Augen verdient. So hat er einen Weg gefunden, auf dem er seine Gerechtigkeit aufrechterhalten kann und gleichzeitig dem Sünder Gnade anbieten kann. Das Sühneopfer des Herrn Jesus hat den Zorn Gottes gestillt und ist so wertvoll in Gottes Augen, dass er nun  allen Menschen Gnade anbieten kann – und jeden, der an den Herrn Jesus glaubt, rechtfertigen, für gerecht erklären kann.

Wenn wir bei dem Thema der Rechtfertigung über den Tod des Herrn Jesus reden, dann müssen wir in dem Zusammenhang aber auch über die Auferstehung des Herrn Jesus reden. In Römer 4,25 lesen wir, dass der Herr Jesus „unserer Übertretungen wegen hingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist.“

Hier geht es um die Sicherheit unserer Rechtfertigung! Wir haben gesehen, dass Gott jetzt gerecht ist, wenn er den Sünder rechtfertigt. Warum? Weil der Herr Jesus am Kreuz dafür in den Tod gegangen ist – und zwar unserer Übertretungen, unserer Sünden wegen! Aber können wir wissen, dass das wirklich ausreicht? Ist Gott wirklich zufrieden gestellt? JA - und die Auferweckung des Herrn Jesus ist der Beweis dafür und damit die ewig gültige und sichere Grundlage unserer Rechtfertigung vor Gott.

Wenn wir verstehen, dass Gott den Tod des Herrn Jesus angenommen hat und welchen Wert er ihm beimisst, dann verstehen wir auch gut, dass die Rechtfertigung aus Glauben und umsonst ist (Römer 3,22.24). Rechtfertigung wird auf dem Grundsatz des Glaubens erlangt. Was Gott fordert, ist eine persönliche Inanspruchnahme des Erlösungswerkes des Herrn Jesus. Eigene Werke, die wir Gott vielleicht stolz präsentieren könnten, sind ausgeschlossen. Was vor Gott allein zählt, ist der Tod seines geliebten Sohnes. Und daher rechtfertigt er jeden der im Glauben sich auf diesen Tod stützt! Und weil der Herr Jesus alle gerechten Forderungen Gottes erfüllt hat, werden wir auch „umsonst“ (gratis) gerechtfertigt. Wir können nichts beisteuern, wir brauchen es aber auch nicht.

In Römer 8,34 lesen wir: „Gott ist es, der rechtfertigt, wer ist es der verdamme“. Der Gott der den Glaubenden gerecht erklärt und von aller Anklage befreit, ist derselbe Gott, der seinen Sohn als eine Sühnung gegeben hat und durch den Tod seines Sohnes zufrieden gestellt worden ist. Darauf kommt es an! Darin liegt alle Sicherheit!

Die Gerechtigkeit Gottes gibt uns eine feste Grundlage, auf welcher wir stehen können. Gott braucht seiner unverletzlichen Gerechtigkeit keinen Abbruch zu tun. Im Gegenteil, in dem er den Glaubenden rechtfertigt, hat er gerade seine Gerechtigkeit gezeigt. In diesem Bewusstsein, dürfen wir den Gerichtsaal Gottes verlassen. Gott ist nicht einfach ein liebenswürdiger, milder Richter, der Mitleid mit uns bekommen hat und daraufhin seine gerechten Forderungen fallen gelassen hat. Er ist ein absolut gerechter Richter, der aber eine gerechte Grundlage gefunden hat, um uns öffentlich für gerecht zu erklären. Diese Grundlage ist – wie könnte es anders sein – der Verdienst des Todes des Herrn Jesus.