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„Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus“ (Epheser 1,3).

Nach der Einleitung beginnt der Apostel Paulus mit einem dreistrophigen Lobgesang. Die Tatsache, dass er ein Gefangener in Rom war (vgl. Eph 3,1; 4,1), scheint, bei dem, was nun vor ihm steht, völlig in Vergessenheit geraten zu sein. Wie auch immer unsere Umstände heute geartet sind, so dürfen auch wir, wenn uns das, was Gott uns in dem Herrn Jesus geben hat, durch den Apostel vorgestellt wird, in diesen Lobgesang einstimmen.

Bevor der Apostel Paulus auf die Gabe zu sprechen kommt, stellt er den Geber selbst vor. Wie groß auch das ist, was wir in dem Herrn Jesus empfangen haben, es muss und darf uns zurück zu dem Geber führen. Die Quelle aller Segnungen, wie sie uns hier vorgestellt werden, ist nicht der Allmächtige oder der Ewige (Jahwe), sondern die vollste und höchste Offenbarung als Gott und Vater, wie wir sie durch den Herrn Jesus haben. Er allein konnte sagen: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14,6; vgl. Joh 1,18; Heb 1,1). Es erinnert uns auch daran, dass wir nun in die gleiche Beziehung zu diesem Gott und Vater gekommen sind wie der Herr Jesus hier als Mensch auf der Erde (vgl. Joh 20,17).

Was die Art der Segnungen angeht, so sind sie ihrer Natur nach geistliche. Zudem haben sie ihre Sphäre in den „himmlischen Örtern“. Beides ist typisch für die christliche Epoche. Schauen wir uns das Volk Israel an, so waren die ihnen verheißenen Segnungen typischerweise materiell und irdisch. Wenn auch wir diese Segnungen (in unterschiedlichem Maß) besitzen und genießen dürfen, so sind sie für einen Christen eben nicht typisch. Aber „in Christus“ hat Gott uns weit höhere Segnungen gegeben, die aber ihrer Natur nach geistlich und himmlisch sind.

Dabei hat Gott uns bereits in dem Herrn Jesus gesegnet. Wenn wir den vollen Genuß an diesen Segnungen auch erst im Vaterhaus haben werden und dann auch nichts mehr diesen Genuß schmälern wird, so besitzen wir sie schon jetzt auf der Erde und dürfen uns mit ihnen beschäftigen und sie genießen. Und je mehr wir das tun werden, desto wertvoller werden sie uns werden, desto mehr werden wir auf Gott und den Himmel schauen.

Dabei werden wir feststellen, dass wir für diesen Segnungen kämpfen müssen. Freilich kämpfen wir nicht um die Segnungen selbst, denn sie sind „in Christus“ gesichert. Aber es bedeutet oft Kampf und Energie, sie persönlich in Besitz zu nehmen, „seinen Fuß darauf zu setzen“ und sich an ihnen zu erfreuen. Dieser Kampf ist gegen Satan, der uns den Genuss streitig machen möchte. Daher werden wir auch später dazu aufgefordert, „die ganze Waffenrüstung Gottes“ anzuziehen, damit wir „zu bestehen vermögen gegen die Listen des Teufels“ (Eph 6,11). Dieser Kampf ist also kein Kampf gegen „Fleisch und Blut“, sondern „gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern“ (Eph 6,12). Wir sehen also, dass Satan noch zu bestimmten Bereichen des Himmels Zutritt hat (vgl. Hiob 2; Off 12,9.13). Daher dürfen wir unter den „himmlischen Örtern“ auch nicht das Vaterhaus verstehen.

Wenn uns in dem „Gott und Vater“ die Quelle aller Segungen vorgestellt wird, so sehen wir auch, dass die Grundlage dieser Segnungen „in Christus“ ist. Wir sind nicht lediglich „mit“ oder „durch“ Christus gesegnet, sondern „in Christus“. Nach dem vollbrachten Werk am Kreuz, wodurch Gott über alles verherrlicht wurde, hat Gott den Menschen Christus Jesus verherrlicht und Segnung auf ihn gelegt. Es sind genau diese Segnungen, mit denen auch wir jetzt „in Christus“ gesegnet sind. Ein herrlicher Gedanke! Denn gibt es etwas, was Gott dem Herr Jesus vorenthalten hat? Nein, nichts! Damit sind wir mit den höchsten Segnungen gesegnet, die unser Gott und Vater zu geben hat – eben mit jeder geistlichen Segnung. Da gibt es nichts, was Gott uns noch mehr geben könnte. Er hat uns ALLES in dem Herrn Jesus gegeben, und in Ihm ist es gesichert. „Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat: Wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken?“ (Röm 8,32).

Wenn wir noch einmal den Unterschied der Segnugen des Volkes Israel aufgreifen wollen, dann waren diese nicht nur typisch materiell und irdisch, sondern auch von ihrem eigenen Verhalten abhängig. Wie anders ist das, wenn wir zu unseren typisch christlichen Segnungen kommen. Hier findet alles seinen Ursprung in dem Herzen Gottes, und es ist uns „in Christus“ gegeben. Das ist genau die Perspektive, die wir hier einnehmen müssen. Gottes Segensgedanken, die Er in Christus gefasst hat, hängen eben weder von meinem Verhalten in der Vergangenheit noch in der Gegenwart oder Zukunft ab. Es wird uns an dieser Stelle nicht vorgestellt, wie Gott auf das geantwortet hat, was wir notwendig hatten – Vergebung unserer Sünden und Rechtfertigung. Auch kann meine Untreue dem Segen Gottes nichts hinwegnehmen noch meine Treue ihm etwas hinzufügen. Hier steht allein Gott vor uns, was Er uns aus einem göttlich liebenden Herz heraus gegeben hat.  Nicht was wir nötig hatten noch was wir verdient hatten, sondern was Er uns geben wollte.

Was nun die Segnungen im Einzelnen sind, erfahren wir in diesem Vers noch nicht. Wir haben aber gesehen, dass

  • … unser Gott und Vater die Quelle unser Segnungen ist
  • … wir mit jeder Segnung gesegnet worden sind, mit der auch der verherrlichte und auferstandene Mensch Christus Jesus von Gott gesegnet worden ist
  • … es folglich nichts in dem Herzen Gottes gibt, was Er uns nun noch darüber hinaus geben könnte
  • … unsere Segnung geistlich und himmlisch sind und so von einer unendlich höheren Ordnung sind, als dass wir sie von Natur aus kennen könnten
  • … wir diese Segnungen bereits hier auf der Erde besitzen und nichts und niemand sie uns rauben könnte, wir sie aber persönlich in Besitz nehmen müssen, um sie zu genießen

Wenn wir das sehen, bringt uns allein dies nicht zur Anbetung und lässt uns in den Lobgesang des Apostel Paulus einstimmen?