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„...und uns zuvor bestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst, nach dem Wohlgefallen seines Willens,...“
Der Christ ist durch den Herrn Jesus in eine zweifache Beziehung zu Gott gekommen. Das lernen wir in den Worten des Herrn an Maria in Johannes 20,17: „Geh aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater und meinem Gott und eurem Gott.“ Entsprechend sehen wir in Epheser 1,3, dass die Quelle aller unserer Segnungen der „Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus“ ist.
In Epheser 1,4 haben wir bereits gesehen, dass wir in dem Herrn Jesus ausgewählt worden sind, „vor Grundlegung der Welt“. Als es die ganze Schöpfung noch nicht gegeben hat, weder den gewaltigen Kosmos, noch unsere Erde, noch den Menschen oder irgend ein anders Wesen – und sei es noch so winzig – da hat Gott seinen souveränen Ratschluss gefasst, Menschen auszuwählen. Aber wozu eigentlich? So wenig, wie es damals schon Sünde gab, genauso wenig hat die Auserwählung mit Sünde zu tun. Gott hat uns nicht auserwählt, damit wir errettet werden würden – obwohl das notwendig und in Gottes Absichten eingeschlossen ist – aber das war nicht Gottes Ziel. Aber was war denn dann Gottes Ziel? Dass es Menschen im Himmel geben sollte, mit denen Gott Gemeinschaft haben kann. Allein das ist schon ein gewaltiger und unfassbarer Gedanke, dass der ewige Gott mit kleinen und begrenzten Menschen Gemeinschaft haben möchte.
Aber wie kann das möglich sein, fragen wir uns, wenn es sich bei diesen Menschen um solche handelt, die eine gefallene, sündige Natur haben und somit völlig unpassend für die Gegenwart Gotte sind? Wenn diese Menschen absolut entgegengesetzt der Natur Gottes sind? Wir brauchen eine neue Natur! Die Natur Gottes! Gott kann sich mit nichts weniger zufriedenstellen, als mit dem was seiner eigenen Natur – die Licht und Liebe ist – entspricht. Und genau das wird uns hier beschrieben, „dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe“ (Eph 1,4). Heilig, Untadelig, Liebe – das ist eine Beschreibung Gottes selbst. Dass wir diesem Wesen Gottes entsprechen und somit Gemeinschaft mit Gott haben können – sowohl jetzt schon, als auch einmal im Himmel – dazu hat Gott uns auserwählt.
Diese Auserwählung Gottes geschah „vor Grundlegung der Welt“. Aber irgendwann wurden du und ich geboren und zwar als Sünder, mit einer sündigen Natur. Wann haben wir dann die neue Natur von Gott bekommen? Das ist geschehen, als wir die Neugeburt erfahren haben, als wir von neuem geboren wurden. Es ist das, was der Herr Jesus in Johannes 3 zu Nikodemus sagt „Du musst von neuem geboren werden“. Es geschieht dort, wo Menschen den Herrn Jesus „aufnehmen“ und „an seinen Namen glauben“, denn Johannes 1,12 sagt: „so viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, die [...] aus Gott geboren sind.“
Kommen wir noch einmal zurück auf den zu anfangs angesprochenen Gedanken unserer zweifachen Beziehung, sowohl zu dem Gott unseres Herrn Jesus Christus, als auch zu dem Vater unseres Herrn Jesus Christus. Hier in Vers 4 steht vor allem Gott vor uns. Es geht, wie wir gesehen haben, um seine Natur, um das, was er ist. Wenn nun Gott Menschen bei sich im Himmel haben will, dass ist es absolut notwendig, dass diese Menschen seine Natur besitzen, d.h. moralisch ihm entsprechen. Wir wollen dabei aber nicht vergessen, dass die Tatsache, dass Gott Menschen bei sich im Himmel haben möchte, absolut keine Notwendigkeit, sondern eine unverdiente Gnade ist, die aus dem Herzen Gottes entspringt.
Wenn wir jetzt zu Vers 5 kommen, dann sehen wir vor allem unsere Beziehung zu dem „Vater unseres Herrn Jesus Christus“. So herrlich der Inhalt von Vers 4 schon ist – Vers 5 geht noch einen Schritt weiter.
Um das einmal in einem Bild zu verdeutlichen, stellen wir uns einmal einen König in einem prunkvollen Schloss vor. Die ganze Pracht und Herrlichkeit des Schlosses muss der Person des Königs entsprechen. Das gilt auch für die Diener in dem Schloss. Daher wird ihnen entsprechende Kleidung gegeben. Aber auch wenn sie passend für die Gegenwart des Königs angezogen sind, so bleiben sie was sie sind: Diener. Sie dienen. Müssen gehorchen. Tun was ihnen gesagt wird, ob sie es nun verstehen oder nicht. Sie haben keinen Einblick in die Pläne des Königs, werden auch nicht zu Rate gezogen. Sie kennen auch nichts davon, was den König bewegt, was ihn traurig macht, was ihm Sorgen bereitet, oder fröhlich stimmt. Alles das bleibt ihnen verborgen und geht sie auch nichts an. Warum? Weil sie eben Diener sind. Passend für den König: Ja. Aber ihre Beziehung ist die distanzierte Beziehung eines Dieners.
Aber ist es das, was Gott wollte? Diener im Himmel? Natürlich, das hätte er tun können. Er hätte uns zu Dienern machen können, uns vielleicht den Status von Engeln geben können. Aber das war nicht, was er wollte. Er hat uns zuvor bestimmt Söhne zu sein und hat uns so nah an sein Vaterherz gebracht. Wir werden nie etwas anderes sein als Menschen. Aber hier geht es um die Beziehung, in die Gott uns setzen wollte. Nicht die distanzierte Beziehung eines Knechtes, sondern die familiäre, enge Beziehung von Söhnen – dazu sind wir bestimmt. Als solche haben wir auch Verständnis in die Gedanken des Vaters und dürfen auch einen Einblick in die Empfindungen des Vaters – vor allem dem Herrn Jesus gegenüber – haben.
Aber genau hier sei auf einen wichtigen Unterschied aufmerksam gemacht. „Zuvor bestimmt hat zur Sohnschaft“ so wird in unserer deutschen Übersetzung der Bibel zumeist der griechische Text übersetzt. Der im griechischen benutzte Ausdruck beinhaltet aber noch den Gedanken der Adoption. Wie sind durch Adoption in die Beziehung oder Stellung von Söhnen gekommen. Wir können auch sagen, dass wir in diese Stellung hineinversetzt worden sind. Darin liegt auch der Gedanke, dass wir diese Stellung vorher eben nicht hatten. Das bedeutet ja gerade Adoption: Ich nehme jemanden, der nicht mein eigen „Fleisch und Blut“ ist, d.h. biologisch nicht von mir abstammt, als mein Kind in meine Familie auf. Im Gegensatz dazu sind meine eigenen Kinder, die biologisch von mir abstammen, schon immer meine Kinder gewesen. Sie waren niemals etwas anderes.
Gott hat uns in seinem Ratschluss dazu bestimmt, dass wir Söhne sein sollen. Er hat uns in dieselbe Beziehung hineinversetzt, die der auferstandene und verherrlichte Herr als Mensch zu seinem Gott und Vater hat. Aber in diese Beziehung sind wir hineingekommen, wir besaßen sie nicht vorher, sie ist uns nicht wesenseigen. Im Gegensatz dazu ist die Beziehung des Herrn Jesus als ewiger Sohn Gottes zu seinem Gott und Vater ihm wesenseigen. Er ist schon immer der Sohn Gottes und ist auch immer schon in dieser Beziehung. Diese Beziehung teilt er auch mit niemand. Dort steht er ganz alleine, als der ewige Gegenstand der Liebe des Vaters (Joh 17,24).
Wir dürfen jetzt wissen, dass Gott uns auserwählt hat, dass wir Kinder Gottes sein sollen, und somit passend sind für seine Gegenwart. Weiterhin sind wir in die Stellung von Söhnen Gottes gekommen und dürfen damit die höchste Stellung innehaben, die jemals ein Mensch einnehmen kann.
(siehe auch Gedanken zur Sohnschaft)