Ein Engel des Herrn aber redete zu Philippus und sprach: Steh auf und geh nach Süden auf den Weg, der von Jerusalem nach Gaza hinabführt; dieser ist öde. Und er stand auf und ging hin.“ (Apg 8,26.27)

Ein sehr merkwürdiger Auftrag, den Philippus hier von dem Herrn bekam. Er hatte gerade ein fruchtbares Werk in Samaria ausgeführt, wo sich viele Menschen bekehrten. Und nun soll er diesen segensreichen Ort verlassen und irgendwohin gehen, wo wahrscheinlich kaum eine Menschenseele sein würde? Es gibt wahrlich attraktivere und nachvollziehbarere Aufträge.

Somit wäre es nicht verwunderlich gewesen, hätte Philippus eingewendet: „Herr, ich werde doch hier gebraucht – was soll dieser Auftrag? Ich kann diese Aufgabe nicht nachvollziehen!“ Doch Philippus gehorcht und geht. Wir lesen nichts von Unverständnis, Einwänden oder langen Diskussionen.

Ohne Wenn und Aber folgt Philippus dem Ruf – und am Ende bekommt ein Heide Frieden mit Gott. Möglicherweise ist dieser Mann einer der Gründe dafür, dass es heute so viele Christen in seinem Heimatland Äthiopien gibt und dass es das zweite Land weltweit war, welches das Christentum zur Staatsreligion erhob.

Folgende Lektionen lernen wir von diesem ersten der drei Mal, in denen es heißt: „Steh auf und geh“:

  1. Gott kann manchmal von uns verlangen, unsere Komfortzone zu verlassen – Philippus ging an einen „öden“ Ort. „Aufstehen“ ist hier sicher nicht wortwörtlich zu verstehen, denn Philippus hat bestimmt nicht sitzend evangelisiert. Es meint vielmehr: Sei bereit, dein vertrautes Umfeld zu verlassen und für Gott auf unbekanntes Terrain vorzudringen. Das kann man geographisch verstehen – aber auch als ein Einlassen auf neue Situationen, um das Evangelium zu verkündigen.
  2. Ein Auftrag des Herrn muss nicht immer „attraktiv“ aussehen. Er ist der souveräne Herr der Ernte (siehe Mt 9,38), der seine Arbeiter dorthin senden kann, wo Er sie haben möchte. Oft sind die unattraktivsten Aufgaben die fruchtbarsten.
  3. Im Dienst für den Herrn ist unbedingter Gehorsam notwendig. Meist sind wir ja sehr kreativ, wenn es darum geht, Einwände vorzubringen. Herr, es regnet doch! Herr, Person X wird sicher nicht zuhören! Herr, Büchertischarbeit lohnt sich doch kaum! Herr, heute Abend ist doch Fußball! Herr, …!
  4. Aufträge des Herrn müssen für uns nicht immer nachvollziehbar sein oder Sinn ergeben. Vertrauen wir dem Herrn der Ernte, dass Er das Arbeitsfeld am besten überblickt.
  5. Der Herr teilt uns nicht im Voraus mit, warum Er uns eine bestimmte Aufgabe gibt. Teilweise kann es Jahre dauern, bis wir den Grund erfahren – manchmal sogar bis zum Richterstuhl des Christus. Auch hier gilt wieder: Gehorsam sein!
  6. Für den Herrn ist eine einzelne Seele so wertvoll, dass Er sogar eine andere fruchtbare Arbeit (kurzzeitig) ruhen lassen oder gar stilllegen kann. „Öde“ Orte sollten für uns ganz wichtig sein, da die wenigen Menschen dort für den Herrn wichtig sind. In unseren Augen mag eine Straßenpredigt vor 1 000 Menschen wertvoller aussehen als das Besuchen eines ungläubigen Arbeitskollegen im Krankenhaus. Und über den einen oft angetrunkenen Nachbarn, der immer wieder anruft und vorbeikommt – und sich doch nicht bekehrt –, mögen wir nur die Augen verdrehen. Doch der Herr hat andere Maßstäbe.