Die Rechtfertigung ist eine der großen Wahrheiten des von Paulus verkündeten Evangeliums, das er „mein Evangelium“ nennt (Röm 2,16; 16,25 usw.). Sie ist eindeutig paulinisch, denn kein anderer neutestamentlicher Schreiber behandelt das Thema so wie er. (Jakobus erwähnt es, aber in einem anderen Sinn.)

Die Rechtfertigung hat damit zu tun, dass ein Mensch von jeder Anklage der Sünde, die gegen ihn erhoben wurde, freigesprochen wird, indem er in Christus in eine neue Position vor Gott gestellt wird, in der er von Gott nicht mehr als Sünder angesehen wird. Die Person wird somit in Gottes Augen als gerecht „gerechnet“ oder „gesetzt“ (Röm 4,4.5; 5,19) und hat somit seine rechtliche Stellung vor Gott geändert: von einem Sünder zu einem Heiligen. Im Concise Bible Dictionary heißt es: „Das Wort ,Rechtfertigung‘ beschreibt, wie Gott den Gläubigen im Hinblick auf die Ordnung der Dinge, deren Haupt Christus ist, beurteilt. Diese Beurteilung hat ihren Ausdruck in Christus selbst, und ihre Folgen werden in Römer 5 deutlich“ (S. 465).

Die Rechtfertigung hat zwei Seiten – eine negative und eine positive: Die negative Seite hat damit zu tun, dass der Gläubige „von allem“ freigesprochen wird, d.h. von jeder Sündenanklage gegen ihn (Apg 13,39).

Die positive Seite hat damit zu tun, dass der Gläubige in eine neue Stellung vor Gott „in Christus“ (Gal 2,17; Darby-Trans.) versetzt wird, in ein Leben, das nicht sündigen kann – die „Rechtfertigung des Lebens“ (Röm 5,18) –, woraufhin keine legitime Anklage mehr gegen ihn erhoben werden kann.

J.N. Darby sagte: „Es gibt zwei Seiten der Rechtfertigung – ,von den Sünden‘ ,zum Leben‘; die erste ist die Reinigung von meinem alten Zustand und die zweite die Einsetzung in eine neue Stellung vor Gott“ (Collected Writings, Bd. 21, S. 193). Er sagte auch: „,Rechtfertigung des Lebens‘, das ist eine neue Stellung des Menschen, zwar noch nicht die Herrlichkeit oder Auferstehung mit Christus und die Vereinigung mit ihm, aber eine neue Position und Stellung; nicht nur die Reinigung von den Sünden, derer ein Mensch in Verbindung mit seiner alten Stellung schuldig war, sondern eine neue Stellung im Leben, eine Rechtfertigung des Lebens (Collected Writings, Bd. 13, S. 206).

W. Kelly sagte: „Das gewichtige Thema der Rechtfertigung ist jetzt vollständig behandelt worden, und zwar sowohl in Bezug auf das Blut Christi, das zur Sühnung vergossen wurde, als auch in Bezug auf seine Auferstehung, als er in der Kraft Gottes durch den Tod hindurchgetragen wurde; das heißt sowohl negativ als auch positiv – er trug alle Folgen unserer Sünden und offenbarte den neuen Stand, in dem Er vor Gott steht“ (Notes on the Epistle to the Romans, S. 56).

F.B. Hole sagte: „Rechtfertigung, so wie sie uns in der Schrift dargestellt wird, bedeutet mehr als die negative Segnung, dass wir vollständig und gerecht von der Verurteilung [dem Urteil] befreit sind, unter der wir standen; sie beinhaltet, dass wir in Christus vor Gott stehen, in einer Gerechtigkeit, die positiv und göttlich ist (The Great Salvation, S. 14).