Ich muss zugeben, dass mir das freie Bekennen des Herrn vor den Menschen oft schwerfällt. Da, wo der Herr innerlich bewegt war, als er die Volksmengen sah, ist bei mir oft Furcht – Menschenfurcht. Das Resultat? Ich schweige, wo ich hätte reden sollen. Was hilft? Der Blick nach Golgatha zum gekreuzigten Schmerzensmann:

Herr, Dein Erlösungswerk hienieden
Füllt voll Bewunderung mein Herz.
Anbetend suchen meine Blicke
Dein heil’ges Haupt, gebeugt im Schmerz.

Nach Golgatha hin, muss ich schauen,
Wo Du am blut’gen Kreuzesstamm,
Für mich gelitten und gestorben,
Als makelloses Opferlamm.

Kein Aug’ voll Mitleid war zu finden,
Kein Herz nahm teil an Deinem Leid.
Nur Schande, Spott, Verachtung, trafen
Dich dort, o Herr der Herrlichkeit.

So hat der Mensch geoffenbaret,
Sein sündig, schuldbelad’nes Herz;
Doch Deine göttlich freie Gnade
Ging diesen Weg, trotz Kreuz und Schmerz.

Vertraut mit all den schweren Leiden,
Gingst Du, o Schmerzensmann den Pfad.
Im Tod Dich im Gehorsam beugend
Nach Deines Gott und Vaters Rat.

Es war die Liebe des Sohnes Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat (Gal 2,20), die diese Leiden vonseiten der Menschen auf sich nahm. Und doch stand das Schlimmste noch dem Heiland bevor:

Die tiefsten Tiefen aller Leiden
Erreichen Deine Seele dort.
Ja, Wogen gleich, die überfluten,
Sind Tod und Sünd’ an jenem Ort.

Tag unergründlich tiefen Schmerzes.
O Tag, voll tiefstem Leid und Not,
Da Du, Herr, wardst von Gott verlassen
Und gingst für Sünder in den Tod.

(Aus: Geistliche Gesänge, John Nelson Darby)

Gott sei Dank, er trank den bitteren Kelch gefüllt mit Gottes Zornwein über die Sünde bis zur Neige. Kein Tropfen bleibt für mich übrig. Die Frage der Sünde ist ein für alle Mal geklärt. Daran müssen und werden und können wir kein Teil haben. In gewissem Maße können wir aber Gemeinschaft mit Ihm haben (vgl. Phil 3,10), wenn es um Leiden vonseiten der Menschen geht. Möge der Herr uns auch die Freude der Gemeinschaft schenken. In Apostelgeschichte 5 sehen wir, wie die Apostel erneut vor dem Synedrium stehen. Der Ton ist jetzt schon deutlich rauer. Hatte man ihnen nicht streng geboten, nicht in diesem Namen zu lehren (Apg 5,28)? Doch die Jünger blieben gehorsam und man beratschlagte, sie umzubringen. So weit sollte es an dieser Stelle noch nicht kommen. Stattdessen bedroht man sie erneut und schlägt sie (Apg 5,40). Und die Jünger?

Sie nun gingen vom Synedrium weg, voll Freude, dass sie gewürdigt worden waren, für den Namen Schmach zu leiden; und jeden Tag, im Tempel und in den Häusern, hörten sie nicht auf, zu lehren und Jesus als den Christus zu verkündigen“ (Apg 5,41.42).

Merk-würdige Christen! Interessanterweise finden wir das auch heute noch bei vielen verfolgten Christen. Sie sehen es als die „Schuld des Kreuzes“ an. Immer wieder vergleichen sie ihr Leiden mit dem, was der Herr Jesus für sie getan hat. Und wenn Christus so vor ihren Augen gemalt wird, dann empfinden sie Freude in ihren Herzen. Diese Schau zu dem Kreuz bringt sie auch immer wieder dazu, trotz allen Widerstands, aller Verfolgung, Schmerzen und Todesängste zu urteilen: „Jesus ist das wert!“