Das war ein wunderbarer Tag in der Geschichte der Wege Gottes. Erlösung war nun vollbracht. Christus war als Mensch verherrlicht zur Rechten Gottes. Für Gott war der Augenblick gekommen, seine Ratschlüsse, die Er vor Grundlegung der Welt gefasst hatte, in die Tat umzusetzen. Dementsprechend kam der Geist Gottes hernieder nach der Verheißung des Herrn Jesus. Die Jünger werden als wartende Schar gesehen. Sie waren gebeten worden, in Jerusalem zu bleiben, bis sie mit Kraft aus der Höhe angetan würden. Der Tag der Pfingsten war gekommen, und sie waren einmütig an einem Ort versammelt. Es war der erste Tag der Woche, der Tag seiner herrlichen Auferstehung aus den Toten, an dem sich die, die an Jesus glauben, versammeln.

Während sie zusammen waren, geschah plötzlich „aus dem Himmel ein Brausen, wie von einem daherfahrenden, gewaltigen Wind, und erfüllte das ganze Haus, wo sie saßen. Und es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer, und sie setzten sich auf jeden einzelnen von ihnen“ (Apg 2,2–3). Das war die Weise des Herniederkommens des Heiligen Geistes. Nie zuvor war Er vom Himmel gekommen, um bei und in den Gläubigen zu wohnen. Natürlich hatte Er in ihnen gewirkt, hatte zunächst in ihnen das Bewusstsein von Sünde geweckt und dann den Glauben an den lebendigen Gott bewirkt, aber Er war noch nie jemanden von Gott als sein Siegel gegeben worden. Er war von Zeit zu Zeit für bestimmte Zwecke auf einzelne Personen gekommen (Propheten usw.), doch jetzt war die Zeit für etwas weit Höheres gekommen. In der heutigen Zeit wohnt Er in jedem Gläubigen, der Körper des Gläubigen ist sein Tempel. Nachdem das Blut vergossen und gesprengt war, folgte jetzt das Öl, um mit der Sprache des Vorbilds zu sprechen (3. Mo 8).

Es mag jemand fragen: „Warum kam Er in Form von feurigen Zungen auf die Jünger, während Er als Taube auf den Herrn Jesus kam?“ Die Antwort ist in dem Charakter der Empfänger und des Zeugnisses, das sie trugen, zu finden. Der Herr war hier als der Ausdruck der Gnade und Liebe Gottes. Er kam nicht, um die Welt zu richten, sondern damit die Welt durch Ihn errettet würde. Persönlich war Er der Demütige und Niedrige – welches Symbol könnte dazu besser passen als eine Taube. Das Zeugnis der Jünger hingegen trug einen sehr ernsten wenn auch gesegneten Charakter. Das von ihnen verkündigte Wort Gottes brachte allen, die es annahmen, Frieden und Segen, aber es richtete auch alle Empfänger und ließ keinen Raum für den ersten Menschen. Ihr Zeugnis richtete sich gleichermaßen an Juden und Heiden, daher „zerteilte Zungen“.

Die erste Auswirkung der Gegenwart des Geistes war, dass sie anfingen „fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.“ So überwand Gott die Sprachenverwirrung von Babel (1. Mo 11), obwohl die Zeit noch nicht gekommen war, sie ganz abzuschaffen. Sein Evangelium galt aller Schöpfung. Das Gesetz war in einer Sprach gegeben und nur einem Volk. Aber das Evangelium der Gnade Gottes, Gottes kostbares Zeugnis über seinen Sohn, konnte nicht so begrenzt sein. Heiden und Juden hatten es gleichermaßen nötig, und alle sollten das Angebot des Retters bekommen. Die ersten Christen verstanden das jedoch nur langsam. Sie waren bereit, das Evangelium den Kindern Israel zu predigen, aber Gott musste besonders eingreifen, um Petrus dazu zu bewegen, den Heiden die Tür zu öffnen, obwohl der Auftrag dazu klar und deutlich war (Apg 10; Lk 24,47; Abg 1,8). So träge ist das Herz im Erfassen des Ausmaßes der Gedanken der Gnade Gottes.

Ich muss nicht extra erwähnen, dass die Sprachen ein Wunder waren. Petrus und die anderen hatten diese Sprachen nie gelernt und waren doch plötzlich fähig sie zu sprechen. Wer außer Gott hätte das bewirken können? Es setzte die Menge in Erstaunen. Aufgrund des Pfingstfestes war Jerusalem voller Juden aus allen Teilen des römischen Reiches, und sie hörten diese Männer, die offensichtlich alle Galiläer waren, die wunderbaren Werke Gottes in ihren eigenen Sprachen reden. Einige waren ehrlich und hatten Fragen bezüglich dieses Wunders. An Nörglern fehlte es wie immer nicht, die es dem Wein zuschrieben. Die frühe Tageszeit (dritte Stunde) hätte sie vor einer solchen Unterstellung bewahren sollen, wie Petrus es kurze Zeit später herausstellte.

Es war keine fleischliche Erregung; es war göttliche Kraft. Eine göttliche Person war aus der Herrlichkeit gekommen, in die Christus erst gerade eingegangen war, und war hier, um von Ihm und von seinem vollbrachten Werk zu zeugen. Und so geschah es an diesem Tag. Petrus war das auserwählte Gefäß. Er hatte erst kürzlich den Herrn mit Flüchen und Schwüren verleugnet, aber die Gnade hatte ihn völlig wiederhergestellt, und er war kühn wie ein Löwe. Er konnte sogar die Juden genau der Sünde bezichtigen, deren er selbst schuldig geworden war (Apg 3,14). So beruhigt und stärkt die Gnade des Herrn. Petrus erinnerte die Volksmenge daran, dass Gott durch die Weissagung Joels von einem Ausgießen des Geistes gesprochen hatte, ehe der große und herrliche Tag des Herrn kommt. Mussten sie überrascht sein von dem, was geschah? Dann machte er ihnen ihre furchtbare Versündigung an Jesus bewusst. Sie hatten ihn verachtet und umgebracht, doch Gott hatte Ihn auferweckt und erhöht. Dies bewies er ihnen unwiderlegbar aus ihren eigenen Schriften; denn Petrus selbst konnte jetzt, da der Heilige Geist gekommen war, die Bedeutung all dieser Abschnitte erkennen.

Das Ergebnis kennen wir. Dreitausend Seelen wurden errettet und der kleinen Schar hinzugefügt. Das war der Beginn der Versammlung Gottes, auch wenn die Wahrheit darüber erst einige Zeit später entfaltet wurde als Paulus berufen wurde.