Klgl 3,56.57: „Du hast meine Stimme gehört … Du hast dich genaht an dem Tag, als ich dich anrief; du sprachst: Fürchte dich nicht!“

Die Klagelieder machen ihrem Namen alle Ehre: Wahrscheinlich ist es Jeremia, der von den vielen Nöten seiner Seele und von seiner Verzweiflung schreibt. So klagt er zum Beispiel: „Sieh, HERR, wie mir angst ist!“ (Klgl 1,20a). Er schreibt von Seufzern, einem kranken Herzen, Tränen, einem fehlenden Tröster. Wahrhaftig deprimierend.

Doch dann auf einmal strahlt die Sonne durch diese dichten, dunklen Wolken hervor: Der Herr hört sein Schreien! Was für eine Ermutigung, in diesen schweren Zeiten nicht alleine zu sein! Die Tatsache, dass Gott Gebete hört, ist hier das Argument dafür, keine Angst zu haben!

Ja, Gott hört unser Gebet! Er mag es nicht immer erhören oder sofort antworten, aber Er vernimmt es. Hindus berichten, dass sie niemals die Gewissheit haben, dass ihr „Gott“ bei ihrem Gebet im Tempel überhaupt zuhört. Doch wir wissen: Unser Herr nimmt Notiz davon. Man könnte das mit einem Rechtsanwalt vergleichen, der unser Anliegen entgegennimmt, sich unseren Fall notiert und sagt: „Ich kümmere mich darum!“ Wann und wie das geschieht, ist eine andere Frage – aber es geschieht!

„Wenn die Flut der Angst steigt, dann muss der Damm deiner Seele durch Gebet befestigt werden“ (Unbekannt).

Ein motivierendes Beispiel dafür ist Daniel, der eine große Seelennot durchlebt, sie dem Herrn vorlegt – und doch zunächst keine Antwort erhält. Erst drei Wochen später kommt ein Engel, der ihm die Nachricht vom HERRN überbringt. Er erklärt Daniel: „Fürchte dich nicht, Daniel! Denn vom ersten Tag an … sind deine Worte erhört worden; und um deiner Worte willen bin ich gekommen. Aber der Fürst des Königreichs Persien stand mir 21 Tage entgegen; und siehe, Michael, einer der ersten Fürsten, kam, um mir zu helfen“ (Dan 10,12.13). Gott hörte also Daniels Worte und schickte einen Engel, der jedoch noch drei Wochen von einem Dämon aufgehalten wurde.

Der Punkt, den wir hier herausstellen können, ist folgender: Ab dem Tag, an dem wir für ein Anliegen beten, hört unser Herr und Er kümmert sich um unsere Anliegen.[1]

Dieser Gedanke kann uns helfen, keine Angst zu haben. Wir dürfen wissen, dass unser Anliegen gehört wird. Dabei reden wir nicht gegen die Wand, und unsere Gebete gehen auch nicht nur bis zur Zimmerdecke! Spurgeon schreibt: „Deine Gebete werden im Himmel alle aufbewahrt. Werden sie auch nicht sogleich erhört, so werden sie doch nicht vergessen.“ Vielleicht antwortet Gott mit einem von uns ungeliebten „Später!“, aber Er nimmt doch augenblicklich Notiz von unserer Seelennot!

Folgende Bibelverse, die deutlich zeigen, dass der Herr unser Gebet hört, gelten auch für dich:

  • „Der HERR hat die Stimme meines Weinens gehört. Der HERR hat mein Flehen gehört; mein Gebet nimmt der HERR an“ (Ps 6,9b.10).
  • „Hörer des Gebets!“ (Ps 65,3a).
  • „So spricht der HERR: Ich habe dein Gebet gehört, ich habe deine Tränen gesehen“ (Jes 38,5).
  • „Der HERR sprach: Gesehen habe ich das Elend meines Volkes, das in Ägypten ist, und sein Schreien wegen seiner Treiber habe ich gehört; denn ich kenne seine Schmerzen“ (2. Mo 3,7).

Leider fällt es uns oft so schwer, unsere Nöte wirklich auf den Herrn zu werfen, wie Petrus uns das zuruft (1. Pet 5,7). Oft „nehmen“ wir sie doch wieder „mit“. Folgende Geschichte, die ein Glaubensmann einmal erzählte, veranschaulicht, wie unvernünftig das ist:

Da war ein Mann, der allein mit seinem Wagen fuhr und einen anderen Mann einholte, der eine schwere Last auf seinem Rücken trug. Er fragte diesen, ob er mit ihm fahren wolle. Der Lastträger nahm das freundliche Angebot an und stieg auf den Wagen – behielt aber seinen Pack auf dem Rücken.

Warum“, fragte ihn der Fahrer, „nehmen Sie den Ballen nicht ab und legen ihn da vor sich hin?“ – „Oh, lieber Herr“, antwortete dieser, „es ist schon so freundlich von Ihnen, dass Sie mich mitnehmen, da möchte ich Ihrem Wagen und Ihren Pferden nicht zu viel zumuten. Ich denke, dass ich den Ballen schon selbst tragen kann, wenn ich nur mit Ihrem Wagen fahren darf.“  – „Aber ich bitte Sie, lieber Herr, begreifen Sie denn nicht, dass mein Wagen Ihre Last in jedem Fall tragen muss, ob Sie sie nun auf dem Rücken haben oder nicht? Da wäre es doch weit besser, Ihre Schultern davon zu befreien, damit Sie auch wirklich Erleichterung verspüren!“ Da ist viel dran, nicht wahr? Hudson Taylor motiviert uns: „Es nützt nichts, in Gefahr angstvoll und aufgeregt zu sein; das macht zu allem unfähig. Man muss seine Last auf den Herrn abwälzen.

So dürfen wir es also machen: Da wir wissen, dass der Herr unser Gebet hört und sich um unser Anliegen kümmert, können wir es bei Ihm lassen. Warum sollten wir uns auch noch weiter damit belasten, wenn unser Herr sich doch bereiterklärt hat, uns die Sorge abzunehmen? Und wenn die Erhörung unseres Gebets uns zu lange dauert? Dann ist noch mehr Vertrauen nötig, dass der Herr es auch dann gut mit uns meint!

Der Herr Jesus ruft dir heute zu: „Hab keine Angst! Welche Last auch immer du mir im Gebet anvertraut hast, ich habe dein Anliegen gehört. Ich habe Notiz davon genommen und ich vergesse es nicht. Ich kümmere mich darum!“


Fußnoten:

  1. Wenn wir Jesaja 65,24 und Psalm 139,4 noch dazunehmen, können wir sogar sagen, dass der Herr unser Anliegen nimmt, bevor wir es überhaupt im Gebet vortragen: „Ehe sie rufen, werde ich antworten“, und: „Denn das Wort ist noch nicht auf meiner Zunge, siehe, HERR, du weißt es ganz.“ – Oft tut Er dies auch sogar ohne unser Beten. Wenn die Lösung auf sich warten lässt, gibt es dafür einen Grund. Aber sicher ist, dass Gott unser Gebet hört.