Ab Hebräer 1,4 kommt der Schreiber zu dem eigentlichen Thema des ersten Abschnitts dieses Briefes. Der Sohn Gottes ist vorzüglicher als die Engel. Den Gläubigen aus dem Judentum, die unter dem Druck schwerer Verfolgung in Gefahr standen, zu ihrer alten Religion zurückzukehren, wird nun ein Gegenstand ihrer Verehrung nach dem anderen weggenommen, um Christus an deren Stelle zu rücken. Auch wenn wir nicht in derselben Gefahr stehen, haben wir es doch auch nötig, dass uns alles weggenommen wird, was wir verehren, damit Christus (wieder) der einzige Gegenstand unserer Herzen wird.

Die Engel waren im Volk Israel etwas Besonderes. Wenn Gott damals in das Geschehen eingriff, tat Er das vornehmlich durch Engel. Wenn Gott mit Mose sprach, sei es aus dem Dornbusch, sei es am Sinai, dann tat Er das in Gestalt eines Engels (vg. Gal 3,19; Apg 7,30.38.53). Verwundert es da, dass die Kinder Israel in Gefahr waren, Engeln nahezu göttliche Verehrung zukommen zu lassen? Selbst der Apostel Johannes verfiel zweimal in diesen Fehler (Off 19,10; 22,9).

Der Schreiber tritt seine Beweisführung über die Vorzüglichkeit des Sohnes Gottes vor den Engeln nun mit sieben Zitaten aus dem Alten Testament an. Wir finden an vielen Stellen des Neuen Testaments Zitate aus dem Alten Testament. Aber die scharfsinnige und treffende Auswahl dieser Zitate in Hebräer 1 ist einmalig. Sechs Zitate entnimmt der Schreiber dem Buch der Psalmen. Dieses Buch trägt die Überschrift „Lobgesänge“. Und so ist das ganze Kapitel ein gewaltiger Lobgesang auf die Herrlichkeit des Sohnes Gottes. Und auf unserer Seite kann nur Lobgesang die passende Antwort auf eine solche Entfaltung der Herrlichkeit Gottes sein.