Doch diese sieben Zitate im Hebräer 1 geben nicht nur Auskunft darüber, dass der Sohn den Vorrang hat vor allen, sondern auch wann er diesen Vorrang hat. Wir haben schon in Vers 4 gesehen, dass Christus hier in seiner Menschwerdung vor uns steht.Und bei dem ersten Zitat, „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt“, hatten wir bereits gesehen, dass er diesen Vorrang schon bei seiner Geburt hatte. Das zweite Zitat, „Ich will ihn zum Vater, und er soll mir zum Sohn sein“, zeigt seine Vorrangstellung während seines Lebens auf der Erde. Auf diese Zeit nimmt auch ein Teil des Zitats aus Psalm 45 Bezug: „Du hast Gerechtigkeit geliebt und Gesetzlosigkeit gehasst.“
Das dritte Zitat aus Psalm 97 wird mit den Worten eingeleitet: „Wenn er aber den Erstgeborenen wieder in den Erdkreis einführt.“ Dort haben wir also seine Vorrangstellung bei seinem Wiederkommen auf die Erde. Das fünfte Zitat aus Psalm 45 beschreibt seine Herrschaft im Tausendjährigen Reich. Auch dort nimmt er den höchsten Platz ein. Das sechste Zitat aus Psalm 102 geht bis an das Ende des Tausendjährigen Reiches, ja bis zum Ende der ersten Schöpfung, bis an das Tor zum ewigen Zustand. Auch wenn Erde und Himmel entfliehen und die Zeit aufhört, bleibt er derselbe, der Erhabene über alle Dinge.
Haben wir jetzt alle Zeitepochen von der Geburt Jesu bis in die zukünftige Ewigkeit betrachtet? Nein, es fehlt noch eine Zeitepoche. Typisch alttestamentlich wird das Zeitalter der Gnade übersprungen, doch der Schreiber fügt es mit einem bemerkenswerten Zitat aus Psalm 110 sozusagen als Anhängsel hinzu. Dieses Zitat, „Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlegen als Schemel deiner Füße“, ist vielleicht die einzige Stelle im Alten Testament, die uns einen Hinweis gibt auf die gegenwärtige Stellung Christi. Wann hat Christus sich zur Rechten Gottes gesetzt? Nachdem er in den Himmel aufgenommen wurde (Mk 16,19). Und wann werden ihm die Feinde als Schemel seiner Füße hingelegt? Bei seinem Wiederkommen auf die Erde (2. Thes 1,7–10). Das kleine Wörtchen „bis“ deutet also die Zeitspanne zwischen seiner Aufnahme in den Himmel und seinem Wiederkommen auf die Erde an. Und auch in dieser Zeit hat Christus den Ehrenplatz, den höchsten Platz, den Gott überhaupt vergeben kann. Dieser Platz zur Rechten Gottes steht allein dem Sohn zu. Und auch wenn Christus heute auf der Erde immer noch der Verworfene und der Verachtete ist, so erkennt der Glaube ihn doch heute schon als den, der mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt ist.
Nichts kann mein Herz glücklicher machen und mehr mit Anbetung erfüllen, als zu sehen, dass der Sohn des Menschen, der in Niedrigkeit und Demut über diese Erde ging und in bittersten Leiden wegen meiner Sünden am Kreuz hing, als er die Reinigung der Sünden bewirkte, jetzt erhoben und erhöht und sehr hoch ist und dass das Haupt meines Heilands, das die Dornenkrone für mich trug, jetzt geschmückt ist mit vielen Diademen.
Es wird zu Recht
dein heiliger Knecht,
den man ans Kreuz geschlagen,
noch Diademe tragen.